Arnsberg. Die Stückguthalle des ehemaligen Güterbahnhofs Neheim-Hüsten beherbergt künftig neues „Zwischen- und Endarchiv“ der Stadt.

„Luftlinie“ liegen gerade mal einige Hundert Meter zwischen dem Arnsberger Rathaus und dem ehemaligen Güterbahnhof Neheim-Hüsten. In den Räumen des „Verwaltungs-Hauptquartiers“ lagern hingegen über sechs Kilometer Akten! Weil die leer stehende Stückgutabfertigungshalle im Zuge des Rathaus-Um-/Ausbaus zum neuen „Zwischen- und Endarchiv“ der Stadt wird, gilt es nun, die Aktenberge zu sichten und anschließend umzuschichten. Doch nach dem Motto „Raus aus dem Rathaus, alles Unwichtige wegschmeißen – und mit dem „Rest“ rin in den Güterschuppen funktioniert das nicht.

Im Gegenteil, der Umzug des „Papierkrams“ ist eine sensible Sache, auch, weil es sich längst nicht nur um „Papierkram“ handelt. Neben „klassischen“ Aktenordnern lagern im Hoch- und Zwischentrakt des maroden Verwaltungsgebäudes auch Schnellhefter, Bücher, Broschüren, diverse Belege, und, und, und. Hinzu kommen Schriftstücke der jeweiligen Verwaltungsmitarbeiter: „Weitere laufende 600 Meter Regalfläche“, schätzt Stadtarchivar Michael Gosmann.

„Die Herausforderung ist, wie gehen wir damit um?“, so Karin Glingener, „Fachdienstleiterin Digitale Stadt/Digitale Agenda“ der Verwaltung, denn Fakt ist: Es lässt sich längst nicht alles digitalisieren...

Die ehemalige Stückgutabfertigung, hier eine Außenansicht, bleibt als Gebäudehülle bestehen.
Die ehemalige Stückgutabfertigung, hier eine Außenansicht, bleibt als Gebäudehülle bestehen. © WP | Stadt Arnsberg

Eine von der Stadt in Auftrag gegebene Schriftgutanalyse hat Licht in den „großen Gemischtwarenladen“ städtischer Unterlagen gebracht, Zahlen aus allen Fach­diensten liegen inzwischen vor – unterschiedliche Lösungen wurden erarbeitet: Weil teils lange Aufbewahrungsfristen bestehen, Datenschutz und weitere Vorschriften beachtet werden müssen, lässt sich vieles nicht einfach entsorgen – außerdem gibt es auch Dokumente, deren historischer Wert eine Vernichtung unmöglich macht.

Diese zu sichten und zu sichern, ist Michael Gosmanns Job. „Ich will nicht das ganze Altpapier verwahren“, meint der Stadtarchivar augenzwinkernd mit Blick auf manches Schriftstück, das „derzeit noch im Rathaus schlummert“. Aber viele Originale gelte es zu erhalten – und die müssen rüber, stellt der Fachmann die Weichen Richtung „Güterbahnhof“. „Ein Depot dieser Größe in fußläufiger Entfernung vom Rathaus“ gefunden zu haben, wertet Gosmann als „Glücksfall für die Stadt.“ Auch, weil das Stadtarchiv Kloster Wedinghausen schon seit 2018 „rappelvoll“ sei. Die neuen, bald zur Verfügung stehenden Kapazitäten kommen sehr gelegen.

Geräumig ist es in der großen Halle tatsächlich – obwohl dort künftig auch die Arnsberger Tafel eine neue Heimat finden wird.

800 Quadratmeter Lagerfläche

Die ehemalige Stückgutabfertigung bleibt als Gebäudehülle bestehen und erhält im Inneren zusammenhängende „Boxen“ von je 200 Quadratmetern Lagerfläche.

„Die drei mittleren Boxen werden mit Platz sparenden Rollregalen belegt, die fast 7000 laufende Regalmeter vorhalten“, erklärt Lydia Eichler vom Gebäudemanagement der Stadt Arnsberg das „Innenleben“ des neuen Archivs.

Die verbleibenden 200 qm Magazinfläche stehen für Standregale, Stahl-, Karten- und Plan-Schränke, Architekturmodelle etc. zur Verfügung. Dort lassen sich sogar Kunstwerke und verschiedenste Exponate in Besitz der Stadt einlagern.

Eine fünfte „Box“ rechts außen beherbergt Mitarbeiterbüro, Werkstatt sowie eine Recherchemöglichkeit für Besucher des Archivs. „Ein abgetrennter Bereich dieser Box ist außerdem für die Arnsberger Tafel als Kühlraum für die Lebensmittel vorgesehen“, ergänzt die mit dem Projekt betraute Eichler. Der Büroanbau dient künftig der Arnsberger Tafel als Verkaufsraum; zwischen beiden Nutzungseinheiten – Archiv und Tafel – gibt es im Inneren keine direkte Verbindung.

Die Halle bleibt weitestgehend erhalten, erneuert werden die Dächer (Halle: neue Eternitwelle, Büroanbau: neue Wärmedämmung). Fenster und Türen sind auszutauschen, die alte Treppenanlage wird durch eine neue ersetzt. Eine ebenfalls neue Rampe sorgt für barrierefreien Zugang zur Arnsberger Tafel.