Winterberg/Hochsauerlandkreis. Bundestagswahl 2025: Sebastian Vielhaber aus Winterberg möchte als Direktkandidat für die Freien Wähler aus dem HSK nach Berlin. Was ihn antreibt
Die Bundestagswahl steht bevor. Am 23. Februar 2025 finden die vorgezogenen Wahlen für das Parlament in Berlin statt. Über die Erststimme können Wählerinnen und Wähler entscheiden, wer für sie aus dem Wahlkreis direkt in den Bundestag einzieht. Die Redaktion stellt bis zur Wahl die Direktkandidaten der Parteien vor. Heute: Sebastian Vielhaber aus Winterberg von der Partei „Freie Wähler“.
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BIC: HASPDEHHXXX Wahlabend in der CDU Zentrale in Berlin mit Friedrich Merz,Markus Söder und vielen Gästen"
Was sind die wichtigsten Themen, die Sie als Kandidat für den Hochsauerlandkreis in Berlin vertreten möchten?
Eine große Herausforderung des ländlichen Raums ist die Aufrechterhaltung der Infrastruktur sowie die Förderung und Stärkung des Tourismus. Darüber hinaus werde ich mich für die Stärkung der lokalen Wirtschaft und mittelständischen Unternehmen (u.a. Handwerk und Industrie) einsetzen. Die Abschaffung von überflüssiger Bürokratie ist hier ein wichtiges Betätigungsfeld. Denn die heimische Wirtschaft muss von unnötigen Fesseln befreit werden. Die Förderung der nachhaltigen und ökologischen Landwirtschaft sowie solide Kommunalfinanzen sind weitere Betätigungsfelder, in denen ich mich bewegen möchte. Wir müssen hier neue Wege gehen, da die alten ausgetreten sind.

Das Hochsauerland ist stark von ländlichen Strukturen geprägt. Welche Konzepte haben Sie, um die Infrastruktur zu stärken?
Eine ausreichende Grundversorgung beim Breitband- und Glasfaserausbau und der ärztlichen Versorgung sind für den ländlichen Raum unerlässlich. Als Schwerpunkt nenne ich da die Digitalisierung. Der ländliche Bereich darf bei der Digitalisierung nicht abgehängt werden. Unsere Region benötigt dringend Investitionen in schnelles Internet bis in den letzten Winkel und Zipfel sowie in das öffentliche Verkehrswegenetz. Marode Brücken und Straßen müssen verschwinden. Ebenso möchten wir älteren Bürgern die Möglichkeit erhalten, in ihrem gewohnten Umfeld wohnen zu bleiben. Mein Konzept für eine bessere Mobilität und einen innovativen ÖPNV im ländlichen Raum lehnt sich an das Modellvorhaben der Stadt Gronau „G-Mobil“ an. Per App oder Telefon können barrierefreie Fahrzeuge zu Bedarfsstellen bestellt werden. Bei diesem Konzept gibt es keinen starren Fahrplan oder festgelegte Routen (ON-Demand-System).
Wie stehen Sie zu Windkraftanlagen im Hochsauerland, und welche alternativen Ansätze sehen Sie?
Die Akzeptanz zur technologieoffenen Energiepolitik ist selbstverständlich vorhanden. Unsere „heimlichen Weltmarktführer“ und zahlreichen Handwerksbetriebe und alle anderen brauchen zu jeder Tag- und Nachtzeit Strom und nicht, nur wenn der Wind weht oder die Sonne scheint. Die Grundlastfähigkeit muss zukünftig das oberste Kriterium für die Erschließung neuer Technologien und Energiequellen sein, wie zum Beispiel Investitionen in die Wasserstoff-Technologie. Auch die Nutzung „uralter“
Technologien wie der Wasserkraft ist ein weiterer Ansatz. Das erforderliche Potenzial an Fließgewässern, Stau- und Bergseen ist ausreichend im Hochsauerland vorhanden. Des Weiteren stehen uns mit Geothermie und Biomasse weitere Möglichkeiten für den Ausbau der Erneuerbaren Energien zur Verfügung. Mit diesen Ansätzen könnten wir den weiteren sinnlosen Ausbau von Wind- und Sonnenenergieanlagen entgegenwirken, wenn nicht sogar verhindern.
Was möchten Sie tun, um die Region für junge Menschen attraktiver zu gestalten und Abwanderung zu verhindern?
Diesen Schritt habe ich als junger Mensch vor rund 24 Jahren selbst unternommen, als ich aus dem Hochsauerlandkreis in größere Städte zum Studieren und Arbeiten gegangen bin. Nachdem ich fast acht Jahre in der Stadt gelebt habe, genieße ich seither die Ruhe wieder auf dem Land und bin sehr zufrieden mit meiner Entscheidung, zurückgekommen zu sein. Es gibt einige gute Initiativen, um junge Mitbürger zurück ins Sauerland zu holen oder hier zu halten. Als Beispiele sind hier unter anderem der Heimvorteil im HSK oder Homebase Sauerland zu nennen. Das mobile Arbeiten ist gerade für junge Menschen ein großes Thema geworden, das Menschen zurück in die Region holt oder eine Abwanderung verhindert. Dabei sind die wichtigsten Faktoren für junge Menschen inzwischen schnelles Internet und bezahlbare Wohnungen geworden.
Welche Visionen vertreten Sie speziell für die Region Hochsauerland, die andere Parteien Ihrer Meinung nach nicht ausreichend berücksichtigen?
Grundsätzlich kommen die Freien Wähler eher aus dem kommunalen Bereich und nicht aus der großen Politik. Daher haben wir die Nöte und Bedürfnisse der Region besser im Blick. Das Thema Landwirtschaft kommt bei den anderen Mitbewerbern entweder gar nicht oder nur in einem negativen Zusammenhang vor. Unsere landwirtschaftlichen Betriebe sichern unsere tägliche Ernährung und stellen dem vor- und nachgelagerten Bereich sehr viele Arbeitsplätze sowie Wirtschaftsleistung zur Verfügung. Die Bundespolitik darf unsere Kommunen nicht weiter belasten. Wer Gesetze erlässt, muss die Umsetzung auch finanzieren. Wer bestellt beziehungsweise anschafft, bezahlt. Wir setzen uns für eine echte Steuerentlastung ein. Jeder Bürger soll monatlich 2000 Euro steuerfrei verdienen können. Das stärkt den Mittelstand, entlastet Familien und sorgt für mehr Gerechtigkeit.
Was macht das Hochsauerland für Sie persönlich aus? Gibt es bestimmte Orte, Traditionen oder Werte, die Ihnen besonders wichtig sind?
Das Sauerland ist für mich ein vertrautes Miteinander und eine vertraute Umgebung. Es ist Heimat, in der man sich nicht erklären oder verbiegen muss. Bodenständigkeit. Ein Sauerländer weiß eben wie ein Sauerländer tickt. Ich mag das Brauchtum wie zum Beispiel das jährliche Feiern von Schützenfesten und das Kartoffelbraten. Am liebsten bin ich überall dort, wo man Ruhe vom Alltag findet, zum Beispiel in der Nähe von Seen und in den heimischen Wäldern.
Biografie
- Sebastian Vielhaber ist 45 Jahre alt und wohnt in Winterberg
- Der Diplom-Ingenieur arbeitet als angestellter Architekt
- In seiner Freizeit beschäftigt er sich unter anderem mit Wandern und Reisen
- Zudem engagiert er sich ehrenamtlich als Feuerwehrmann und ist Geschäftsführer im Verein für Umwelt- und Naturschutz „Nuhnetal“ e.V.