Hochsauerlandkreis. Lara Kuse kehrt aus Berlin zurück ins Sauerland. Jetzt tritt sie für die Partei „Die Linke“ im Hochsauerlandkreis als Direktkandidatin an.
Die Bundestagswahl steht bevor. Am 23. Februar 2025 finden die vorgezogenen Wahlen für das Parlament in Berlin statt. Über die Erststimme können die Wählerinnen und Wähler entscheiden, wer für sie aus dem Wahlkreis direkt in den Bundestag einziehen wird. Diese Redaktion stellt bis zur Wahl die Direktkandidaten der Parteien vor. Heute: Lara Kuse aus Brilon von der Partei „Die Linke“.
Warum sehen Sie im Sauerland den Boden und die Notwendigkeit einer „linken Politik“?
Wenn alles teurer wird, die Menschen am Ende des Monats jeden Cent umdrehen müssen, dann braucht es eine Politik, die Gerechtigkeit schafft. Außerdem ist unsere Demokratie durch den Rechtsruck in Gefahr. Gerade auf dem Land fühlen sich viele Menschen zurückgelassen – wir wollen den Menschen zuhören und gemeinsam Lösungen finden. Dabei hetzen wir nicht gegen andere, sondern schauen, wie wir konkret handeln müssen, um die Situation zu verbessern.
Die Linken im Hochsauerlandkreis haben sich nach einigen Verwerfungen in den vergangenen Jahren neu aufgestellt. Zieht die Partei jetzt wieder an einem Strang?
Da ich elf Jahre in Berlin gewohnt habe, wusste ich ehrlich gesagt bis zu unserer Neugründung nichts von den Streitigkeiten. Ich sehe das als Vorteil, da wir als Kreisverband unbelastet in unsere Arbeit starten konnten. Wir sind ganz unterschiedlichen Alters und alle von uns sind sehr motiviert, was auch die Stimmung in der Partei bundesweit widerspiegelt – ein Neuanfang auf allen Ebenen, der viel Hoffnung gibt.
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Die „Linken“ legen ihren Fokus auf das Thema soziale Gerechtigkeit: Wo spüren Sie da direkt vor Ort hier im Sauerland Defizite und Nachholbedarf?
Die Schere zwischen Arm und Reich wird auch hier immer größer. Ohne die finanziellen Möglichkeiten fehlt es einem auch schnell an anderem: Wohnen, Bildung, Freizeit, Gesundheit – das alles sollte unabhängig vom Kontostand zugänglich sein. Orte wie Familien- und Jugendzentren, Beratungsstellen und Bildungsstätten müssen wir in den Fokus nehmen, um die Gemeinschaft bestmöglich zu unterstützen. Außerdem müssen die Kommunen entlastet werden und mehr Mitbestimmungsrecht erhalten, so dass Bürokratie und finanzielle Belastung abgebaut werden können und wieder Zeit für die wichtigen Dinge entsteht.
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Im Osten hat die „Linke“ stark an das BSW verloren. Haben Sie hier auch Tendenzen gesehen, sich dem neuen linken Bündnis anzuschließen und wie wollen sich die „Linken“ im HSK vom BSW abheben?
Ich habe da eine klare Haltung zu, da für mich der Weggang von Wagenknecht überhaupt erst den Eintritt in Die Linke ermöglicht hat. Eine Partei wie das BSW, die sich hauptsächlich auf einen Personenkult stützt und rechten Inhalten hinterherrennt, um Wählerinnen und Wähler abzugreifen, sehe ich für uns nicht als Konkurrenz für unsere Zielgruppen. Die anfängliche Abwanderung zum BSW ist leicht mit Unsicherheit zu erklären. „Die Linke“ muss nun erstmal wieder Vertrauen aufbauen. Erfreulicherweise konnte das mit einem äußerst durchdachten und guten Wahlprogramm und harter Arbeit wie dem Haustürwahlkampf erreicht werden. Wir haben zuletzt an Prozentpunkten gewonnen und ich bin zuversichtlich, dass der Trend noch weiter nach oben geht.
Die Wahrscheinlichkeit des Gewinns eines Direktmandats geht für Sie ja gegen null. Was wollen Sie mit Ihrer Kandidatur für die Linken dennoch bewegen?
Ich will die linke Politik und ihre Inhalte im Sauerland sichtbar machen, auch im Hinblick auf die Kommunalwahlen im September: Wir sind wieder da, setzen uns ein, arbeiten hart, um gegen den Rechtsruck und für ein sorgenfreies Leben hier im HSK zu kämpfen. Dafür will ich auch persönlich stehen, ansprechbar und präsent sein.
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Welches Thema ist Ihnen persönlich besonders wichtig, es im kurzen Wahlkampf zu platzieren und warum?
Ich bin wieder zurück in den HSK gezogen, weil mir die Gemeinschaft und das Familiäre so wichtig sind. Davon ist aber bald nichts mehr übrig, wenn wir alle nur noch ums Überleben kämpfen. Weg mit der Schuldenbremse und her mit einer anderen Steuerpolitik, damit das Geld endlich gerecht verteilt wird und für die wichtigen Dinge, wie Kindergrundsicherung und essentielle Infrastruktur, zur Verfügung steht.
Biografie
- Lara Kuse ist 1991 in Brilon geboren.
- Bereits als Jugendliche engagiert sie sich ehrenamtlich, betreut über die evangelische Jugend die wöchentliche Jungschar, organisiert Freizeitwochen- und fahrten und hilft im Familienzentrum Leuchtturm, das ihre Mutter Michaela Kuse leitet. Schon damals macht ihr die Arbeit für die Gemeinschaft und andere Menschen Spaß.
- Nach dem Abitur geht es für elf Jahre nach Berlin, in denen sie ihr Weg zunächst in die Filmbranche und zur Berlinale, später dann in die Musikfestivalbranche führt. Dort leitet sie seit fünf Jahren die Artist Bereiche bei großen Festivals wie das Lollapalooza oder splash!. Mit dem Umzug 2021 zurück in die Heimat gelingt es, den Job mit ins Home Office in Brilon zu nehmen, wo Kuse mit ihrem Partner und den zwei gemeinsamen Söhnen wohnt.
- Im HSK trat sie 2024 in die Partei „Die Linke“ ein. Ein halbes Jahr später wird sie Sprecherin des neu gegründeten Kreisverbands HSK und noch ein halbes Jahr später als Direktkandidatin aufgestellt.