Brilon. Mit der Sonde gehen Peter Hoffmann und seine Partnerin in Brilon auf Entdeckungstouren. Eines Tages finden sie ein extrem seltenes Artefakt.

Als Peter Hoffmann begreift, was er gefunden hat, tanzt er. Mitten auf einem Feld bei Brilon, an der Fülsenbecke. Er tanzt, weil er weiß, dass er etwas extrem seltenes und geschichtlich wertvolles gefunden hat. Etwas, von dem es in ganz NRW nur fünf Fragmente gibt. Seine Partnerin, Sabine Gerbracht-Peters, schreibt auf seine Nachricht hin nur: „Du bist verrückt!“ Das LWL-Jahresbuch der Archäologie nennt es einen Schlüsselfund.

46 Kilo-Fund in Brilon ist ein Schlüsselfund

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Peter Hoffmann ist im Februar 2023 an der Fülsenbecke unterwegs. Er und seine Partnerin sind vom HSK lizensierte Sondengänger, das bedeutet sie dürfen mit ihrer Sonde an den verschiedensten Orten nach historischen Artefakten suchen. Sie sind oft auf der Briloner Hochfläche unterwegs, laufen dort die Bäche ab, um Keramik zu finden. An jenem Tag ist er allein unterwegs, als er in einer Böschung einen Fund macht. Einen Bleibarren. Im Jahrbuch der Archäologie steht über den Bleibarren, dass es sich um einen Fehlguss eines römischen Standardbarrens handelt. 44,5 Zentimeter lang, 12,5 Zentimeter breit und hoch, 46 Kilo schwer. Es ist erst das fünfte Exemplar, das jemals in NRW gefunden wurde und bietet „bedeutende Interpretationsansätze zur frühkaiserzeitlichen Bleiproduktion im Hochsauerland und zum Technologietransfer aus der römischen Zivilisation in dieser Region.“ So steht es im LWL-Jahrbuch.

Brilon
Sabine Gerbracht-Peters und Peter Hoffmann aus Brilon haben einen Jahrhundertfund in Brilon gemacht, mit diesem Bleibarren sind sie nun im Jahresbuch der Archäologie vertreten. © WP | Privat

Peter Hoffmann erkennt auf den ersten Blick, was vor ihm liegt. Zu viele historische Funde haben er und seine Partnerin schon gemacht, zu groß ist ihr Fachwissen als dass sie einen solchen historischen Schatz nicht erkennen. Sofort macht sich Peter Hoffmann an die Bergung. „Ich musste meinen Gürtel opfern, um den Barren aus der Böschung zu ziehen. Ich brauchte meine ganze Kraft.“ Er schleppt den 46 Kilo-Barren zum Auto, Zuhause angekommen hilft Sabine Gerbracht-Peters ihm, den Barren die schmale Treppe zu ihrer Wohnung hoch zu tragen und ihn in die Wanne zu legen. Dort säubern sie den Barren.

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Mit der Archäologie in Münster arbeiten sie eng zusammen

Sie rufen in Münster an, mit der dortigen Archäologie arbeiten sie schon lange eng zusammen. Am Telefon fällt sofort das Wort „Jahrhundertfund“. Ein Archäologe kommt von Münster nach Brilon. „Wir mussten extra einen Sackkarren kaufen, damit wir den Barren wieder die Treppe heruntertragen können“, sagt Sabine Gerbracht-Peters. Mit dem Experten begutachten sie die Fundstelle, den Barren nimmt er mit, um ihn nur Tage später auf der Jahreshauptversammlung vorzustellen.

Sondengänger
Peter Hoffmann und Sabine Gerbracht-Peters sind Sondengänger und haben nicht nur archäologische Schätze, sondern auch Munition aus dem zweiten Weltkrieg und Eheringe wiedergefunden. © WP | Jana Naima Schopper

Objekte aus Brilon geben Aufschluss über die Fertigung von Barren in der Region

Die Archäologen schreiben in ihrem Handbuch, dass das Briloner Barrenfragment sowie der Neufund aus der Fülsenbecke die Anfertigung schwerer römischer Bleibarren im Briloner Raum bezeugen. So konnte schon ein Bleiobjekt aus Brilon-Altenbüren dank einer entsprechenden Inschrift mit der Ladung eines Schiffswracks in Verbindung gebracht werden, das vor der nordsardischen Küste gesunken war. Bleibarten aus der Region konnten auch auf einem Wrack an der Rhone-Mündung bei Saintes-Maries-de-la-Mer entdeckt werden. Offensichtlich sollte das Metall aus den neu eroberten rechtrheinischen Gebieten für Bauvorhaben des Augustus nach Italien gebracht werden, wie es weiter heißt. „Dass die Welt damals schon so miteinander verbunden war, ist faszinierend“, sagt Peter Hoffmann.

Sondengänger
Peter Hoffmann und Sabine Gerbracht-Peters sind Sondengänger und haben nicht nur archäologische Schätze, sondern auch Munition aus dem zweiten Weltkrieg und Eheringe wiedergefunden. © WP | Jana Naima Schopper

Sie sind stolz, dass ihr Fund nun in Herne im Museum zu sehen sein wird

Der Barren kommt zur Restauration und Isotopenbestimmung nach Münster, seine nächste Station wird das Museum für Kulturgeschichte in Herne sein. „Wir hätten uns natürlich gewünscht, dass es in Brilon bleiben kann, aber der Fund ist zu hochwertig dafür“, sagt Sabine Gerbracht-Peters. Für die beiden ist es ein Gefühl von Stolz, diesen Fund gemacht zu haben. „Wir machen die Sondengänge nicht für uns und wir sind auch keine Schatzsucher“, sagen sie über sich selbst. Ihnen geht es um die Historie. „Wir wollen die Weißen Flecken schließen. Und egal, was wir finden, ob ein Bleibarren oder eine Münze oder ein Hufeisen, wir freuen uns über jeden Fund riesig.“

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