Brilon. Markus Söder und Friedrich Merz kommen zum Wahlkampf nach Brilon. Bei früheren Auftritten von Politprominenz in Brilon kam es zu Kuriositäten.
Sauerländer Spitzenkandidat erhält Schützenhilfe aus Bayern. Dass ein Landesvater aus dem Freistaat zum Wahlkampf nach Nordrhein-Westfalen reist, kommt nicht alle Tage vor. Am Sonntag, 19. Januar, von 9.30 bis 14 Uhr lädt die CDU in die St.-Hubertus-Schützenhalle nach Brilon ein. 10 Euro kosten die Eintrittskarten. Dafür darf man bei einem gemeinsamen Wahlkampfauftritt mit dem CDU-Kanzlerkandidaten Friedrich Merz und dem CSU-Vorsitzenden Markus Söder dabei sein - zwei Weißwürste, ein Freigetränk und eine Brezel gibt‘s oben drauf. Das Interesse ist groß.
Lesen Sie auch
- Überraschung: Anreise nach Winterberg nervt Touristen nicht
- Volle Lifte in Winterberg: Willingen oft keine Alternative
- Schneewalze sorgt für Chaos: Über 400 Einsätze im HSK
- Sauerland-Polizei droht Driftern in Winterberg
- Mutter mit behindertem Kind auf Wohnungssuche in Medebach
- CDU-Krise in Marsberg: Machtkampf um das Bürgermeisteramt
- Carsten Hesse und die Liebe zu Elvis Presley im Sauerland
- „Mehr Sauerland für Deutschland!“ Merz zu Gast in Winterberg
- Wenn Friedrich Merz Bundeskanzler wird: Folgen für den HSK
„Die Anmeldungen für unsere Weißwurstfrühstück sind sehr gut gelaufen; die 1000 Karten war auch sehr schnell verkauft. Wir arbeiten gerade noch eine Warteliste ab. Aber bei 1000 Besuchern plus Presse und Security und Servicepersonal ist dann auch Schluss“, sagt CDU-Kreisvorsitzender und MdL Matthias Kerkhoff. Wer keine Karte habe, komme auch nicht rein - allein schon aus Sicherheitsgründen. Mehr geht auch deshalb nicht, weil die Halle mit Bänken und Tischen bestuhlt wird.
1983: Bei Franz-Josef Straß kamen 6000 Leute
Ein bayerischer Ministerpräsident auf Wahlkampf-Tour in Brilon – das gab’s zuletzt am 22. Februar 1983. Damals stellte sich Helmut Kohl zur Wahl als Kanzler und damals platzte die gute Stube der Briloner Schützen förmlich aus allen Nähten. Sage und schreibe fast 6000 (!) Zuschauer sollen ihm laut Zeitungsberichten von damals zugejubelt haben. Eine solche Menge könnte aus Gründen der Sicherheit heutzutage wohl nicht mehr zugelassen werden. Strauß muss von dem Empfang im Sauerland jedenfalls ausgesprochen begeistert gewesen sein. Von Brilon aus fuhr er damals zu einer weiteren Wahlkampfveranstaltung nach Paderborn und anschließend ging es mit dem Flugzeug zurück nach München. Noch unterwegs im Flieger soll Strauß seinen persönlichen Referenten gebeten haben, sich umgehend bei der HSK-CDU und beim Briloner Stadtverband zu melden, um ihnen für den beispielhaften Ablauf der Veranstaltung zu danken.
Markige Worte des bayerischen Ministerpräsidenten
Kein Wunder: Schon bei seiner Ankunft war der bayerische Ministerpräsident vor der Halle vom Jagdhornbläsercorps Brilon empfangen worden. So ist es in Unterlagen aus dem Archiv der Briloner Chronik von Winfried Dickel nachzulesen. Und unter den Klängen des bayerischen Defiliermarsches zog Franz-Josef Strauß demnach vom Beifall der Zuschauer getragen in die gute Stube der Briloner Schützen. Weil viele Fans wegen Überfüllung nicht in die Halle kamen und draußen bleiben mussten, ließ Strauß den Sauerländern mitteilen: Falls vor dem Wahltermin am 6. März noch ein Termin frei sei, würde er sofort nochmal kommen. Außerdem versprach er, Brilon bei der Vergabe künftiger Rednertermine bevorzugt zu berücksichtigen. Zitiert wird Strauß damals u.a. mit markigen Worten wie: „Die Sozialdemokraten habe ihren wirtschaftlichen Verstand an der Garderobe abgegeben und den Schlüssel versteckt“. Und: „Solange Europa stark ist, solange hinter Europa die Stärke Amerikas steht, solange ist unserer Sicherheit garantiert…“
Begrüßt wurde Strauß 1983 in Brilon übrigens u.a. vom damaligen Bundestagsabgeordneten Ferdi Tillmann aus Sundern, dem Briloner Bürgermeister Josef Klaholz, dem Landtagsabgeordneten Hans Watzke (Vater von Hans-Joachim Watzke) und einigen CDU-Honoratioren aus Brilon – darunter Joachim Merz, der Vater von Friedrich Merz. Auf die Frage, warum ausgerechnet Brilon damals den Zuschlag für den ersten Strauß-Wahlkampfauftritt außerhalb Bayerns bekam, sagte der damalige Briloner CDU-Vorsitzende Föckeler in der WP, er habe eben als Erster „,Hier!“ gerufen, als der bayerische Ministerpräsident von der Bundespartei im November angeboten wurde.
Polit-Promis in Brilon
Am Samstag, 10. Januar, 15.30 Uhr, sprach Ex-Wirtschaftsminister und FDP-Bundesvorsitzender Christian Lindner im Bürgerzentrum Kolpinghaus in Brilon.
Bundeskanzlerin Angela Merkel war z.B. 2017 zur Unterstützung von Armin Laschet bei den Landtagswahlen in Brilon und sprach dort vor 2700 Gästen
Aus der Riege der Bundeskanzler waren schon Ludwig Erhard, Helmut Schmidt, Kurt Georg Kiesinger und Helmut Kohl Ehrengäste Brilons - letzterer gleich zweimal. Nicht immer waren dabei Wahlkämpfe der Anlass.
Bundespräsident Horst Köhler stattete Brilon 2008 einen Besuch ab. Der jetzige Amtsinhaber Franz-Walter Steinmeier war zwar Schirmherr der Hansetage, aber wegen der Corona-Umstände in der Funktion nicht in Brilon. Steinmeier war aber 2010 als damaliger Vorsitzende der SPD-Bundesfraktion und ehemaliger Außenminister im Landtagswahlkampf hier.
Offenbar war die Schützenhilfe aus Bayern nicht vergebens: Mit bundesweit 48,8 Prozent erzielten CDU/CSU damals ihr bis heute zweitbestes Zweitstimmenergebnis bei einer Bundestagswahl. Die Grünen kamen 1983 erstmals in den Bundestag. In Brilon-Stadt holte die CDU damals 61,7 Prozent der Zweitstimmen. Zum Vergleich: 2021 kam die Union in Brilon auf 33 Prozent. Vielleicht hilft ja die Unterstützung aus Bayern auch diesmal.
„Lumpi“ pinkelt bei Erhard-Besuch gegen Deutschlandfahne
Die Stadt Brilon war in den Wahlkämpfen vergangener Jahre häufig das Ziel namhafter Politiker. Unvergessen dürfte der Besuch von Ludwig Erhard (zweite Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland) am 10. Juli 1966 bleiben, der im Zusammenhang mit Landtagswahlen in NRW Schützenhilfe leistete. In Brilon auf dem historischen Marktplatz erlebten 3000 Bürgerinnen und Bürger dieses politische Schwergewicht, das, wie damals die Westfalenpost berichtete, weniger durch sein Auftreten als durch seine Aussagen wirkte. Auf der Rathaustreppe war eigens eine provisorische Holztribüne errichtet worden, die mit Fahnen umhüllt war.
Die WP Brilon auf Social Media
- Abonniere den Kanal WP Brilon/Winterberg - Westfalenpost auf WhatsApp.
- Immer auf dem neuesten Stand bleiben: Unsere News-App gibt es auch für Android und iPhone
Offenbar war Erhard unwissentlich in das Revier von Dackel „Lumpi“ aus der Mariengasse vorgedrungen. Denn der Rüde hob an der Deutschlandfahne das Beinchen und markierte sein Territorium. Das Foto war damals sehr gefragt. Magazine sollen für das Bild 500 Mark geboten haben. „Lumpi“ oder seine Nachfahren haben aufgrund der hohen Sicherheitsvorkehrungen am 19. Januar keine Chance, unbeobachtet das Beinchen zu heben…