Marsberg. Machtkampf in der CDU Marsberg: Am Samstag fällt die Entscheidung zwischen Bürgermeister Schröder und Herausforderin Schütte-Leifels.

In Marsberg spitzt sich der innerparteiliche Kampf um das Bürgermeisteramt zu. An diesem Samstag, den 11. Januar, treffen sich die Mitglieder des CDU-Stadtverbands in der Schützenhalle, um eine Vorentscheidung über die Kandidatur für die Kommunalwahl 2025 zu treffen. Im Rennen stehen der amtierende Bürgermeister Thomas Schröder und die Rechtsanwältin Dr. Simone Schütte-Leifels. Was eigentlich ein formaler Prozess zur Bestimmung des Spitzenkandidaten sein sollte, hat sich zu einer Zerreißprobe für die Partei entwickelt.

Bereits im Vorfeld deutete sich an, dass sich die Lager von Schröder und Schütte-Leifels unversöhnlich gegenüberstehen. Während der Bürgermeister vor allem aus der Stadtratsfraktion heraus unterstützt wird, ist die Partei insgesamt gespalten. Dies zeigen nicht nur interne Berichte, sondern auch öffentlich gewordene Briefe. Der Parteivorsitzende Nicolas Siebrecht versucht, die Partei nach außen hin geeint erscheinen zu lassen, betont jedoch nüchtern: „Aktuell haben wir zwei Bewerber, die für das Bürgermeisteramt kandidieren möchten. Die Entscheidung darüber liegt bei unseren Mitgliedern und wird am 11. Januar getroffen.“

Spaltung in der Partei: Keine Einigkeit in Sicht

Dass hinter den Kulissen nicht alles reibungslos verläuft, wurde bereits im September deutlich, als ein Mitgliederbrief der CDU Marsberg darauf hinwies, dass die Kandidatur von Thomas Schröder parteiintern keineswegs unumstritten ist. In dem Schreiben heißt es: „Dass der Bürgermeister und einige Fraktionsmitglieder bereit wären, sich wieder zur Wahl zu stellen – wie der Presse letzte Woche öffentlich zu entnehmen war – können wir als Partei zur Kenntnis nehmen. Diese parteiunabhängigen Ankündigungen sollten Dich in keiner Weise davon abhalten, Dich oder ein anderes Parteimitglied für eine Kandidatur vorzuschlagen.“

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Selbst die SPD und die Marsberger Bürgerliste haben sich in den Konflikt eingeschaltet und zuletzt eine Anzeige im örtlichen „Diemelbote“ geschaltet, in der sie offen für Dr. Simone Schütte-Leifels warben. Ein beispielloser Vorgang.

Vorwürfe gegen Schröder

Kern des Streits sind unterschiedliche Auffassungen über die Amtsführung des Bürgermeisters. Die Kritiker werfen Schröder Visionslosigkeit und mangelndes Engagement vor. Besonders häufig wird angemerkt, dass wichtige Projekte wie die barrierefreie Gestaltung des Bahnhofs oder die Erweiterung des Schwimmbads nicht vorangetrieben wurden. Auch die Situation am Gymnasium, das zuletzt mit schwerwiegenden Problemen konfrontiert war, hätte aus Sicht der Kritiker früher angegangen werden müssen. „Warum ist der Marsberger Bahnhof der einzige ohne barrierefreie Gestaltung?“, fragt sich ein CDU-Mitglied.

Ein weiterer Vorwurf betrifft Schröders Umgang mit Fördermitteln: In internen Berichten ist die Rede davon, dass 17.000 Euro, die für die Schwimmausbildung von Kindern vorgesehen waren, an eine Nachbarstadt abgeflossen seien, weil Schröder keine freien Zeiten im Hallenbad bereitstellen konnte. Auch die Zusammenarbeit mit der lokalen Wirtschaft lasse zu wünschen übrig, so die Kritiker. „Es gibt keine Gesprächsebene mehr zwischen dem Bürgermeister und den Unternehmen vor Ort“, heißt es aus Parteikreisen.

Das Lager Schröder: Erfolgsgeschichte oder gemachtes Nest?

Die Unterstützer Schröders halten dagegen und verweisen auf die solide Haushaltsführung der Stadt. Marsberg gehöre zu den wenigen Kommunen in Nordrhein-Westfalen, die keine Neuschulden aufnehmen mussten. Im Gegenteil: Die Stadt schloss das Jahr mit einem Überschuss von vier Millionen Euro ab. „Das ist ein Indikator dafür, dass Schröder mit dem anvertrauten Geld sorgsam umgegangen ist“, heißt es aus dem Fraktionsumfeld. Kritiker hingegen argumentieren, der Bürgermeister habe „ein gemachtes Nest“ übernommen und sich auf den Erfolgen der Vergangenheit ausgeruht.

Maximilian Becker, Fraktionsvorsitzender im Marsberger Stadtrat, weist die Kritik in einem Brief entschieden zurück. „Begründet wird das mit der angeblich mangelnden Leistung des Bürgermeisters und einer fehlenden ‚Vision‘ für das Marsberg der Zukunft. Eine ziemliche Anmaßung angesichts der Entwicklungen der letzten Jahre in Sachen Stadtentwicklung, Schule und Feuerwehr.“ Er lobt Schröders Krisenmanagement in der jüngsten Situation am Gymnasium und ruft zum Eintritt in die Partei auf: „Daher möchten wir Euch bitten, für die Aufstellungsversammlung Anfang Januar in die CDU einzutreten und Thomas zu unterstützen.“

Schütte-Leifels: „Marsberg braucht eine Vision“

Dr. Simone Schütte-Leifels hingegen setzt auf einen anderen Ansatz. In einem Bericht im Diemelboten erklärte sie: „Marsberg braucht eine Vision und ein Leitbild. Wo steht die Stadt in zehn bis 15 Jahren? Es ist viel mehr möglich, als heute erreicht wird.“ Ihre Schwerpunkte lägen auf der Förderung der lokalen Wirtschaft, der Stärkung des Vereinslebens und einem besseren Austausch mit Jugendlichen. Innerhalb der Partei scheint sie damit auf Unterstützung zählen zu können.

Parteivorsitzender Nicolas Siebrecht versucht, in der aufgeheizten Atmosphäre neutral zu bleiben. „Unsere Programmarbeit für den Wahlkampf verläuft sehr gut. Sobald am 11. Januar unser Kandidat oder unsere Kandidatin gewählt ist, bin ich überzeugt, dass die Parteimitglieder geschlossen dahinterstehen werden.“ Ob diese Hoffnung realistisch ist, bleibt jedoch abzuwarten. Ein Parteimitglied bringt es auf den Punkt: „Es wird sehr, sehr eng.“