Hochsauerlandkreis/Brilon. Friedrich Merz könnte bald vom Sauerland ins Kanzleramt wechseln. Welche Vorteile und welche Nachteile das für seinen Wahlkreis im HSK hätte.

Und jetzt geht es alles sehr schnell. Noch in diesem Jahr will die CDU formell Friedrich Merz erneut zum Bundestagskandidaten für den „Wahlkreis 146 Hochsauerland“ aufstellen. Und damit ist es alles andere als unwahrscheinlich, dass der Sauerländer auch neuer Bundeskanzler der Bundesrepublik Deutschland werden könnte. Daher darf auch die Frage erlaubt sein: Könnte sich ein Friedrich Merz als Bundeskanzler weiterhin so intensiv um seinen Wahlkreis kümmern, wenn er ihn bei der kommenden Bundestagswahl erneut gewinnt? Mal eben ein Besuch beim Kartoffelbraten der CDU Medebach oder beim Sommerfest in Hallenberg oder eine Radtour quer durchs Sauerland? Das könnte schwierig werden. Die Wahl zwischen Bratwurst im Sauerland und Staatsbankett im Weißen Haus wäre keine Frage persönlicher Vorlieben, sondern eine Frage für den Protokollarischen Dienst.

Radtour zur Ruhrquelle: Friedrich Merz in seinem Wahlkreis unterwegs.
Radtour zur Ruhrquelle: Friedrich Merz in seinem Wahlkreis unterwegs. © Privat | Friedrich Merz/privat

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So viel vorweg: Auch als Bundeskanzler bliebe Merz der für den HSK zuständige Bundestagsabgeordnete. Und einen Ersatzkandidaten oder einen Stellvertreter für solche Repräsentationsaufgaben im Wahlbezirk gibt es nicht – auch nicht für einen Regierungschef. Das war auch bei Angela Merkel oder Olaf Scholz nicht anders. Merkel hatte ihren eigenen Wahlkreis 15 (Stralsund, Landkreis Nordvorpommern und Landkreis Rügen) zuletzt mit 41,3 Prozent der Erststimmen gewonnen und blieb dort auch für den Wahlkreis zuständig. Gleiches gilt für Olaf Scholz, der bei der Bundestagswahl 2021 das Direktmandat im Wahlkreis „Potsdam – Potsdam-Mittelmark II – Teltow-Fläming II“ mit 34,0 Prozent der Erststimmen holte.

„Ein Friedrich Merz als Kanzler bedeutet auch mehr Sauerland für Deutschland.“

Matthias Kerkhoff
CDU-Kreisvorsitzender HSK

CDU-Kreisvorsitzender und Landtagsabgeordneter Matthias Kerkhoff sieht in der doppelten Aufgabe kein Problem: „Auch als Partei- und Fraktionsvorsitzender ist Friedrich Merz schon jetzt ganz anders in das regionale Geschehen eingebunden. Aber er nimmt die Aufgabe in seinem Wahlkreis sehr ernst und ist nach wie vor so oft wie möglich vor Ort.“ Das zeigt in der Tat der Blick in die Bilddatenbank unserer Zeitung, wo sich viele Fotos mit Merz als Gast bei lokalen Veranstaltungen finden. Wenn es um strukturelle und inhaltliche Dinge gehe, so Kerkhoff weiter, gebe es ein sehr gut eingespieltes Team, das wie ein Räderwerk ineinandergreife. „Das ist auch heute schon so und daran würde sich auch durch die Aufgaben als Kanzler nichts ändern. Da sind wir eine große, funktionierende CDU-Familie.“

Bei einem Besuch in Brilon informiert sich Friedrich Merz über die Arbeit und die aktuellen Herausforderungen des örtlichen Caritasverbandes.
Bei einem Besuch in Brilon informiert sich Friedrich Merz über die Arbeit und die aktuellen Herausforderungen des örtlichen Caritasverbandes. © CARITAS BRILON | Caritas Brilon

Kerkhoff sieht es vielmehr als weitaus größeren Vorteil, dass bei einer Wahl von Friedrich  Merz zum Kanzler ein Mann an der Regierungsspitze stünde, der den ländlichen Raum und seine Besonderheiten kenne und sich dafür einsetzen werde. Kerkhoff bringt es schmunzelnd auf den Punkt: „Mehr Sauerland für Deutschland.“

Friedrich Merz besucht den Windpark in Meerhof-Marsberg
Friedrich Merz besucht den Windpark in Meerhof-Marsberg © WP | Jana Naima Schopper

Seit der Bundestagswahl 2021 vertritt Merz das Hochsauerland in Berlin. Damals gewann er mit 40,4 Prozent das Direktmandat für den HSK. Seit 2022 ist der gebürtige Briloner Friedrich Merz Bundesvorsitzender, Oppositionsführer und seit Herbst auch Kanzlerkandidat von CDU und CSU. Zwischen 1994 und 2009 war er schon einmal Bundestagsabgeordneter und von 200 bis 2002 CDU-Fraktionsvorsitzender.

Die WP Brilon auf Social Media

Für die Funke Mediengruppe, zu der auch die WP gehört, hatte das Markt- und Meinungsforschungsunternehmen Civey  vom 21. bis 23. Oktober online rund 5.000 Bundesbürgerinnen und Bundesbürger ab 18 Jahren befragt. 52 Prozent hatten sich Friedrich Merz als Bundeskanzler gewünscht, 25 Prozent Olaf Scholz und 23 Prozent waren unentschlossen. Neuere Befragungen nach dem Bruch der Koalition gibt es noch nicht. Merz wurde übrigens am Montag, 11. November, 69 Jahre alt.