Winterberg. Überraschendes Umfrage-Ergebnis: Trotz Staus und Parkplatzmangel bewerten Tagesgäste die Anreise zu Sauerländer Wintersportgebieten positiv.

Die meisten Tagesgäste empfinden die Anreise in die Sauerländer Wintersportgebiete als gut und sogar sehr gut. Nur ein geringer Anteil stört sich an Staus und Parkplatz-Engpässen. Das zeigen Ergebnisse einer Befragung, die - das sei der Vollständigkeit halber erwähnt – schon im Winter 2022/2023 gemacht wurde. Aber die Interviews fanden an mehreren Tagen, in unterschiedlichen Wintermonaten und zu verschiedenen Stoßzeiten statt. Dabei wurden Daten für ein bundesweites Verkehrs-Lenkungs-Projekt gesammelt.

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Beim Anblick langer Autoschlangen vom Wochenende mag das Ergebnis verwundern. Weihnachtsferien oder Wochenenden plus ski- und rodelfähige Pisten – wenn diese Komponenten zusammentreffen, kann das vorübergehend zu chaotischen Straßen- und Parkverhältnissen rund um Winterberg führen. Und laut Stadt gab es nicht nur zwischen den Feiertagen eine Flut von Falschparker-Knöllchen. Aber wie ist das Problem in den Griff zu bekommen?

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Vor knapp zwei Jahren berichteten wir über ein bundesweites Projekt mit der Zielsetzung, Besucherströme in touristischen Hotspots durch künstliche Intelligenz besser zu lenken und zu steuern. Das Projekt ist abgeschlossen, viele Daten müssen nun verarbeitet und Arbeitsansätze gefunden werden. „Ob und welche Lösungen sich daraus für Winterberg ergeben, ist aktuell noch nicht absehbar“, erklärt Julian Pape. Er ist Projektleiter der Wintersport-Arena Sauerland und hat in der Funktion am sogenannten AIR-Projekt mitgearbeitet, für das das Bundesumweltministerium drei Millionen Euro bereitgestellt hatte. 

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AIR – das steht für „Artificial Intelligence Recommender“ – also für Empfehlungen, die auf künstlicher Intelligenz basieren. Neben dem Allgäu, der Nord- und Ostsee sowie dem Ruhrgebiet waren unter den insgesamt 20 Teilnehmenden auch die Wintersport-Arena Sauerland und der Sauerlandtourismus. Denn die Königsschlösser im Allgäu, die riesige Sandbank von Sankt Peter Ording, die Sauerländer Badeseen und die Skipisten rund um Winterberg haben eines gemeinsam: Je nach Saison wollen alle dort hin. Entsprechend voll ist es auf den Straßen und entsprechend genervt sind die Einheimischen, die mit den Gästen im Stau stehen müssen. Den Anrei senden selbst, scheint das weniger auszumachen. Vielleicht sind Städter auch Stau eher gewöhnt?

„An ein, zwei Spitzenwochenenden im vergangenen Jahr haben wir das KI-System getestet. Die Effekte waren aber nicht sonderlich groß.“

Julian Pape
hat am AIR-Projekt mitgearbeitet

„An ein, zwei Spitzenwochenenden im vergangenen Jahr haben wir das KI-System getestet. Aufgrund von Kameraaufnahmen, bei denen die Anzahl der Autos gezählt wurde, konnten Verkehrsströmungs-Prognosen für die nächsten zwei Tage gemacht werden. Diese Karten wurden auf der Homepage der Stadt und der Wintersportarena veröffentlicht. Die Effekte waren aber nicht sonderlich groß“, erklärt Julian Pape.

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Tausende Menschen auf den Pisten rund um Winterberg: Am vergangenen Samstag waren die Skigebiete voll mit Skifahrern, Snowboardern und Rodlern.  © Mark Clemens | Mark Clemens

Er betont aber auch, dass das Projekt für mehr als den Sauerländer Tellerrand angelegt sei. „Hochschulen aus ganz Europa befassen sich mit dem Thema Besucherlenkung. Einen Abschlussbericht gibt es noch nicht. Das Projekt steckt zum jetzigen Stadium noch in einer theoretischen Phase, der praktische Output muss noch kommen. Die Kooperation und der Austausch auf Deutschland-Ebene waren auf jeden Fall sehr wichtig.“

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Frage bleibt: Lassen sich Besucherströme überhaupt lenken?

Ein weiterer Aspekt des AIR-Projektes war auch die Untersuchung, ob sich Menschen durch ein wie auch immer geartetes Projekt überhaupt lenken lassen; ob sie also überhaupt Empfehlungen annehmen oder ob sie von Natur her einfach nur darauf aus sind, das vor Reiseantritt gesetzte Ziel auch tatsächlich zu erreichen - ganz egal, wie die Situation auf den Straßen oder auf den Parkplätzen ist. Es bleibt die Frage: Ist der Reiz, im Nachgang des Ausflugs berichten zu können, dass man im größten Skigebiet war, wichtiger, als die tatsächlich Ausübung der Aktivität, also im konkreten Falle das Skifahren? Und nimmt man dafür dann vielleicht auch lange Warteschlangen in kauf? Julian Pape: „Auch wenn es dazu innerhalb unseres Projektes keine wissenschaftlich fundierte Aussage gibt, so deuten die Untersuchungen bei verschiedenen Ausflugsformen stark auf diese Annahme hin.“