Brilon. Das neue Ledriker Tor in Brilon sorgt für Gesprächsstoff: Ist die Rekonstruktion ein gelungenes Zeichen der Stadtgeschichte oder überflüssig?

Nach Jahrzehnten ist das Ledriker Tor zurück in Brilon – zumindest symbolisch, und es begeistert oder polarisiert gleichermaßen. Am Donnerstag, dem 7. November, wurde die Rekonstruktion auf dem neuen Kreisverkehr an der Jakobuslinde feierlich eingeweiht. Der Nachbau, gefertigt aus Cortenstahl, erinnert an das einstige Stadttor, das vor Jahrhunderten eine wichtige Rolle in der Stadtbefestigung Brilons spielte. Zu seiner Eröffnung sprach Brilons Bürgermeister Dr. Christof Bartsch auch über die unübersehbare Faszination der Deutschen für Kreisverkehr-Gestaltung: „In Deutschland hat wirklich jeder eine Meinung zur Gestaltung von Kreisverkehren, und das ist auch gut so. Aber am Ende bleibt es eben: eine Meinung.“ Etwa 30 Anwohner und Gäste waren bei der Eröffnung anwesend.

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Symbolische Bedeutung und künstlerische Gestaltung

Das Kunstwerk verjüngt sich in Richtung Stadtmitte und setzt einen markanten Akzent im Stadtbild Brilons. Eingebettet in das Gesamtwerk ist die Stadtsilhouette, die nicht allen sofort bekannt vorkam. Einer der Gäste meinte, das Kunstwerk stelle die Briloner Schützenhalle dar – ein Irrtum. Tatsächlich zeigt die Silhouette von links nach rechts das Hotel Buiterling mit seinem Türmchen, das Hotel Starke, das historische Rathaus sowie die markante Probsteikirche. Im Hintergrund erkennt man eine stilisierte Darstellung eines Mischwaldes, wie es der Bürgermeister präzisierte: „Ein klimaresistenter Mischwald, so wie wir es auch für Brilon planen.“ Der ursprüngliche Entwurf zeigte noch einen Kieferwald.

Verbesserung der Verkehrssicherheit

Kreisverkehr Jakobuslinde
Die Briloner Stadtsilhouette: (von links) Hotel Buiterling, Hotel Starke, das Rathaus sowie die Probsteikirche. Im Hintergrund: Ein klimaresistenter Mischwald.   © WP | Franz Köster

Neben der historischen Symbolik war auch die Verbesserung der Verkehrssicherheit ein zentrales Anliegen des Umbaus. Breite Geh- und Radwege, beleuchtete Überwege sowie taktile Elemente für sehbehinderte Menschen sollen Barrierefreiheit gewährleisten. Auch eine alte, öfters überflutete Fußgängerunterführung wurde zugunsten von barrierefreien Oberflächenüberwegen zurückgebaut. Der Kreisverkehr hat einen Durchmesser von 30 Metern und ist Teil eines größeren Vorhabens, das die Verkehrsflüsse verbessern und das Stadtbild Brilons modernisieren soll.

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Finanziert wurde das Projekt zu Gesamtkosten von 2,575 Millionen Euro, von denen das Land Nordrhein-Westfalen 902.500 Euro übernahm. Die Meinungen zur Rekonstruktion des Tors gingen naturgemäß auseinander: Während manche Briloner das Bauwerk als „unnütze Geldverschwendung“ abtaten, betonten andere die gelungene Verbindung von Geschichte und Moderne. Für Stefan Penno, Geschäftsführer der beteiligten Firma Rembe, symbolisiert das neue Ledriker Tor „einen Fortschritt, der fest mit der Geschichte verwurzelt ist“ und einen Beitrag zur Attraktivität des Wirtschaftsstandorts Brilon leistet.

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Historische Hintergründe

Das Ledriker Tor selbst ist in den Geschichtsbüchern erstmals 1399 belegt und wurde 1742 nach einem Einsturz wieder aufgebaut. Doch bereits im frühen 19. Jahrhundert verlor es im Zuge der Stadterweiterung seine Bedeutung. Heute ist von der einstigen Struktur nur noch ein Bildstock auf der Rathaustreppe erhalten, der an das historische Stadttor erinnert.

Kreisverkehr Jakobuslind Brilon 2024
So sah der Kreisverkehr noch im Juli dieses Jahres aus. © WP | Franz Köster

Auch die städtebauliche Anbindung wurde durch den Umbau verbessert. Der Kreisverkehr schafft nun eine direkte Verbindung zwischen den Baugebieten „Müggenborn“ und „Zur Jakobuslinde“ sowie zum Schulzentrum. Zudem wurde die Altenbürener Straße grundlegend erneuert, und ein neuer Entlastungskanal sorgt für eine verbesserte hydraulische Entlastung des Gebiets. In Zukunft soll es auch möglich sein, Werbedisplays auf dem Kreisverkehr anzubringen.

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Bürgermeister Bartsch sprach von einem ‚kleinen politischen Kater‘, ausgelöst durch die jüngsten Turbulenzen um Trump und den Bruch der deutschen Koalition. Doch das solle heute keine Rolle spielen. „Heute ist nicht der Tag für Rückblicke, sondern für das Gestalten dessen, was in unserer Hand liegt“, erklärte er bei der Eröffnung.

Winfried Dickel, Vorsitzender des Heimatbundes semper idem e.V., zeigte sich von dem neuen Wahrzeichen begeistert: „Großartig“, lautete sein kurzes, aber prägnantes Fazit.