Brilon/Hochsauerlandkreis. Marcel Hölter (32) hat als Busfahrer seinen Traumjob gefunden. Auf Instagram nimmt er seine Fans mit auf seine Fahrten durch das Sauerland.
Marcel Hölter wollte eigentlich Pilot werden. Bei Air Berlin war schon alles eingestielt, die Ausbildung in vollem Gange. Dann geht Air Berlin pleite. Als Azubi ist er einer der ersten, die gehen müssen. „Ich hab dann überlegt, was so ähnlich wie Pilot ist. Buspilot“, sagt er heute und lacht. Der Traum vom Piloten ist zwar geplatzt, doch als Busfahrer im Sauerland hat Marcel Hölter seine Bestimmung gefunden. Nicht nur liebt er es, die Gelenkbusse durch die engsten Straßen zu navigieren, er gibt sich auch besondere Mühe für seine Fahrgäste.
In Essen fährt Marcel Hölter täglich Bus
„Der Hype hat bei mir schon als Kleinkind angefangen, eigentlich komme ich aus Essen und dort bin ich täglich Bus gefahren. Ein Bekannter meiner Familie ist auch Busfahrer. Irgendwie war mein Weg dann schnell klar“, sagt Marcel Hölter. Seine Ausbildung macht er bei KS-Reisen in Fröndenberg, als Berufskraftfahrer mit Personenbeförderung. „Ich habe Abitur, aber diese Ausbildung ist auch mit einem Hauptschulabschluss möglich“, sagt er. Zum Einstieg wird ein Fahrtauglichkeitstest gemacht, dann dauert die Ausbildung drei Jahre. Dabei geht es nicht nur um das Busfahren, sondern auch um die Technik. „Man muss den Bus verstehen, jede Einzelheit, falls mal etwas passiert“, sagt er. Was man noch mitbringen sollte? Leidenschaft, sagt Marcel Hölter. „Ohne Diesel im Blut macht es keinen Spaß!“
Seit 2020 ist er bei der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG)
Er ist glücklich, dass sein Karriereweg so gekommen ist, wie er gekommen ist. „Total happy“, betont er noch einmal. Seit 2020 ist er bei der Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (RLG) und als Busfahrer im Sauerland unterwegs, teilweise wird er als sogenannter Springer eingesetzt, in Warstein ist er festangestellt. Er springt dort ein, wo er gebraucht wird. Brilon, Meschede Soest, Lippstadt, Arnsberg. „Das ist flexibel und extrem abwechslungsreich. Jeden Tag erlebe ich etwas anderes.“ Am meisten mag er an seinem Job, die Gelenkbusse durch die engen Gassen der Innenstädte zu lenken. „Da muss man schon berechnen, wann man genau einschlagen muss. Ich hab 18 Meter hinter mir.“ Ganz leicht ist das nicht. Auch die Büroarbeit macht ihm Spaß, die Planung von Umleitungen beispielsweise. Das hat er in Brilon gemacht, als Disponent im Zuge seiner Weiterbildung zum Verkehrsmeister bei der RLG. Am liebsten mag er aber den Kontakt zu seinen Fahrgästen.
Zur Briloner Michaeliskirmes fährt er jedes Jahr, und zwar gerne
„Ja, man sagt oft, dass im Bus ein rauer Ton herrscht. Ich denke aber, so wie es rausschallt, schallt es auch wieder rein.“ Und Marcel Hölter merkt man an, dass sein Ton stets gutgelaunt, höflich und fröhlich ist. Das spiegeln ihm auch die Fahrgäste. Oft erkennen sie ihn wieder, begrüßen ihn freundlich mit einem: „Hab dich schon vermisst!“ Zur Briloner Michaeliskirmes fährt er jedes Jahr, und zwar gerne. „Viele fragen mich, ob ich nicht lieber mal einen mittrinken will, aber ich fahre gern.“ Natürlich gebe es mal Probleme, auch bei der Kontrolle von den Fahrkarten. „Die Menschen fühlen sich ertappt, aber wenn man immer nett und freundlich bleibt, dann gibt es keine Probleme.“
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In den Ruhrpott will er nicht mehr zurück, das Sauerland ist seine neue Heimat
In den Pott will er nicht mehr zurück. „Ich bin glücklich hier, im Sauerland. Die Gegend gefällt mir, ich will nicht mehr weg. Hier sind die Menschen so gesellig, im Pott bist du nur eine Nummer.“ Hier stehe die Gesellschaft hinter ihm, er hat viele Kontakte, auch durch das Busfahren. „Ich hab im Bus meinen Friseur kennengelernt und wenn ich in Lippstadt auf die Herbstwoche gehe, sprechen mich die Menschen an und wollen ein Bier mit mir trinken.“ In Brilon fahre er besonders gern, weil hier viele Touristen unterwegs sind. „Die Stimmung ist einfach toll.“ Vor kurzem hat er geheiratet, lebt mittlerweile in Arnsberg. Marcel Hölter hat im Sauerland Wurzeln geschlagen.
Kurioses zeigt er auf Instagram und TikTok
Unter seinem Instagram-Account @thetravellingdriver nimmt er über 2000 Fans mit auf seine Fahrten durch das Sauerland. Via TikTok zeigt er lustige Videos. Dadurch hat er schon viele Kollegen kennengelernt - aus den verschiedensten Ecken Deutschlands. Dort berichtet er auch von seinen schönsten Erlebnissen. Wie zum Beispiel das Erlebnis in Lippstadt. „Ich habe die Tür aufgemacht und da stand ein Pärchen mit einem Papagei auf dem Arm. Da musste ich erstmal nachdenken, ob ich das Tier überhaupt mitnehmen darf.“ Er lacht. Aber da der Papagei angeleint ist, dürfen die beiden einsteigen. Bei der Fahrt habe der Vogel wilden Terror gemacht und immer „Mama“ geschrien. „Beim Aussteigen hab ich meinen Mut zusammengenommen und gefragt, ob ich ein Foto bekomme. Und Zack, saß der Papagei auf meinem Arm.“ Er lacht. „Das war schon toll.“
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