Brilon. Katharina Wiese packt an und krempelt das Familienunternehmen „Becker Matratzen“ um. Wieso Instagram dabei eine große Rolle spielt.
Katharina Wieses Entscheidung ist eine, die viele so nicht mehr treffen: Zum 1. Januar übernimmt die 38-Jährige aus Brilon das Familienunternehmen „Becker Matratzen“. Und schon jetzt ist sichtbar, wie sie das Unternehmen verändert. Was hinter ihrer Entscheidung steckt, erklärt sie der WP.
Großvater Wilhelm Becker habe damals begonnen, Lattenroste zu bauen
Aus ihrer Grundschulzeit gibt es noch einen Aufsatz, in dem Katharina Wiese darüber schreibt, was sie später mal werden möchte. „Schon damals hab ich geschrieben, dass ich in unser Familienunternehmen will. Ich war eben schon immer dabei, bin in dem Laden aufgewachsen“, sagt sie. Ihr Großvater Wilhelm Becker habe damals begonnen, Lattenroste zu bauen, damals noch Sprungrahmen. Ihm folgte Katharina Wieses Mutter, die den Laden 1995 modernisierte. Jetzt also Katharina Wiese, dritte Generation. „Es war immer mein Wunsch, dabei zu sein.“
Vor sieben Jahren beginnt sie ihren Weg im Familienunternehmen „Becker Matratzen“
„Jahrelang wurde Bettware als charakterlose Weiß-Ware verkauft, aber wir sprechen hier nicht von einem Mitnahmeartikel im Discounter. Man soll sich doch jeden Abend darauf freuen, ins Bett zu gehen.“
Sie ist gelernte Industriekauffrau, hat im Großhandel und in der Industrie gearbeitet. Vor sieben Jahren beginnt sie ihren Weg im Familienunternehmen „Becker Matratzen“. Das Unternehmen verspricht: „Wir helfen Ihnen bei der Auswahl der perfekten Produkte, um für Sie die bestmögliche Erholung im Schlaf zu erzielen. Individuell. Mit ganz viel Zeit und Augenmaß. Um den Unterschied zu machen.“ Darum soll es gehen. Matratzen, Decken und Kissen.
Katharina Wiese kuratiert Produkte rund um das Schlafen
Ihre Hauptaufgabe: Schlafberatung. Katharina Wiese kuratiert Produkte rund um das Schlafen und gibt Kunden ergonomisch sinnvolle Tipps. Dabei achtet sie darauf, dass rund 90 Prozent der Produkte in Deutschland hergestellt werden. „Ich liebe Kundengespräche, ich liebe es Lösungsansätze zu finden. Wenn jemand kommt und sagt, er hat dank des Kissens, das ich für ihn ausgesucht habe, besser geschlafen, dann freue ich mich einfach mit“, sagt Katharina Wiese. Dabei ist das Matratzengeschäft keine leichte Branche.
„Es gibt einen Wust an Angeboten und gerade den alteingesessenen Firmen, die wissen, was sie tun, fehlt es an guten Marketing“, sagt sie. Katharina Wiese hat das Problem erkannt. „Kein Textil kommt öfter mit Dir in Kontakt, als Bettwaren. Kein Möbelstück ist die näher als das Bett. Man startet den Tag darin und beendet ihn dort.“ Trotz dieses hohen Stellenwertes ist das Marketing im Matratzengeschäft schwer, irgendwann hat sie keine Lust mehr, umständlich Bildrechte von Firmen anzufordern. Sie will ihr eigenes Ding machen. „Ich will dieses Lebensgefühl zeigen, mit Fotos, die schön sind.“
Ein bisschen Hygge, ein bisschen Landleben, ein bisschen Brilon
Auf dem Instagram-Account des Unternehmens sieht es modern aus. Ein bisschen Hygge, ein bisschen Landleben, ein bisschen Brilon und ganz viel Gemütlichkeit. Decken werden in der Natur in Szene gesetzt. In kleinen Reels gibt es Einblick in das Geschäft oder Tipps für einen guten Schlaf. Plakativ räumt Katharina Wiese auch mit Vorurteilen auf oder gibt individuelle Ratschläge. Sie bewegt sich weg vom ewigen Betten-Weiß und hin zu mehr Nahbarkeit. Zwei bis dreimal im Jahr kommt dafür eine Fotografin, dann erstellen die beiden Inhalte für die Website, aber auch den Online-Auftritt.
Sie setzt auf individuelle Beratung
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„Jahrelang wurde Bettware als charakterlose Weiß-Ware verkauft, aber wir sprechen hier nicht von einem Mitnahmeartikel im Discounter. Man soll sich doch jeden Abend darauf freuen, ins Bett zu gehen.“ Sie setzt auf individuelle Beratung. „Ich kenne niemanden, der gerne schlecht schläft, aber ich kenne viele, die besser schlafen könnten“, sagt sie. Dabei ist für den einen eine harte, für den anderen eine weiche Matratze am besten geeignet. „Wir haben mittlerweile auch Kunden ab 30 Jahren aufwärts, denn viele gehen achtsamer mit ihren Kaufentscheidungen um“, so Wiese.
Sie hängt sich rein, arbeitet hart
Mit dem Instagram-Account kommt dann auch die Idee zum ersten eigenen Webshop. „In der Website steckt ganz viel von mir. Alle Texte habe ich selbst geschrieben. Manches davon auch in der Nacht oder in meinem Urlaub.“ Sie hängt sich rein, arbeitet hart für das, was ihre Familie geschaffen hat. Vergisst aber nicht ihre Wurzeln. Die Website ziert ein Bild von ihrer Mutter, Inge Wiese, und ihr. „Der Webshop war ein großer Schritt für meine Mutter. Sie hatte Respekt vor dem Neuen, aber sie ist sehr modern und hat zu mir gesagt, dass ich meinen Weg finden soll.“ Und ihr neuer Blick auf Traditionelles bewährt sich. Viele Kunden haben den Webshop schon gecheckt, bevor sie in den Laden kommen und kaufen so gezielter ein. Sie überträgt das Persönliche eines Familienunternehmens ins Netz. Klickt man auf einen Beratungsbutton, ist man sofort mit Katharina Wiese verbunden. Bei jeder Bestellung legt sie eine persönliche Grußkarte dazu.
Nachfolgersuche in der Branche extrem schwer
Gerade für Bettenfachgeschäfte ist es nicht so leicht, Nachfolger zu finden, weiß Katharina Wiese. „Da steckt ein Kostenapparat hinter, das muss man bei einer Übernahme sehen. Das ist ein Risiko, daher fühle ich mich gesegnet, dass ich das Geschäft von meiner eigenen Familie übernehmen kann.“ Jeder packt hier und dort mal an bei „Becker Matratzen“, auch Katharina Wieses Mann. Kein 9-to-5-Job, doch einer, von dem sich Katharina Wiese am Wochenende nicht erholen muss, so sehr liebt sie die Arbeit.
Die Übernahme zum 1. Januar 2025, 70 Jahre nach der Gründung, ist viel Arbeit. „Das muss extrem gut geplant sein“, sagt sie. Nach dem Launch des Webshops und der intensiven Arbeit am Marketing via Social Media will sie erst einmal ankommen. Doch eins ist sicher: Katharina Wiese hat noch einige Ideen auf Lager.
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