Medebach. Medebach bereitet sich auf mehr Flüchtlinge vor. Der Bürgermeister sagt, wo Abhilfe geschaffen werden muss und setzt auf kreative Lösungen.

Medebach steht vor wachsenden Herausforderungen bei der Aufnahme und Integration von Flüchtlingen. In den vergangenen zwölf Monaten, vom 1. November 2023 bis zum 31. Oktober 2024, hat die Stadt 89 Geflüchtete aufgenommen, erklärt der Bürgermeister Stadt, Thomas Grosche, gegenüber der WP. Die Unterbringung erfolge weiterhin dezentral, wobei die Stadt Wohnungen privat anmietet und diese untervermietet. In einigen Fällen seien auch Wohnungen gekauft oder ein Wohnmodul für sechs Personen errichtet. Trotz des angespannten Wohnungsmarktes in Medebach sieht Bürgermeister Grosche die Situation vorerst unter Kontrolle: „Aktuell gehen wir aber von ausreichend Wohnraum zumindest bis über Mitte 2025 hinaus aus.“ Er betont jedoch, dass es bei einer vollständigen Erfüllung der Zuweisungsquoten langfristig zu Engpässen kommen könnte.

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Finanzielle Aspekte

Die Kosten für die Unterbringung und Versorgung der Geflüchteten variieren je nach Status. Leistungsberechtigte nach dem Asylbewerberleistungsgesetz erhalten derzeit 460 Euro in der Regelbedarfsstufe 1, während anerkannte Geflüchtete Bürgergeld in Höhe von 563 Euro beziehen. Für die Unterbringung gilt in Medebach eine angemessene Bruttokaltmiete von 333,50 Euro für eine Einzelperson. Für jeden Geflüchteten, der sich noch im laufenden Asylverfahren befindet, erhält die Kommune monatlich 875 Euro im Rahmen des Flüchtlingsaufnahmegesetzes Nordrhein-Westfalen. Grosche weist jedoch auf eine Lücke hin: „Für geduldete Geflüchtete gibt es aktuell leider keine Unterstützung. Hier müsste schnellstmöglich Abhilfe geschaffen werden“, fordert er.

Integrationsmaßnahmen und Bildung

Um die langen Wartezeiten für offizielle Integrationskurse zu überbrücken, habe die Stadt kreative Lösungen gefunden. „Die Hansestadt Medebach bietet in Kooperation mit der evangelischen Kirchengemeinde einen unterschwelligen Sprachkurs für neu zugewiesene Geflüchtete an“, erklärt Grosche. Zusätzlich lobt er das große Engagement der ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer. Auch in Bezug auf die Betreuungssituation für geflüchtete Kinder zeigt sich der Bürgermeister zuversichtlich: „Dank unserer schnellen Reaktionen konnten die Kapazitäten kurzfristig erweitert werden. Insofern sind Kindergärten und Schulen zwar stark betroffen und ausgelastet, ein Betreuungsdefizit gibt es glücklicherweise aber nicht.“

Thomas Grosche ist der Bürgermeister von Medebach.

„Die Anzahl an Geflüchteten steigt stetig an. Gleichzeitig steigen die Regelbedarfe und die Kosten der Unterkünfte“

Thomas Grosche

Arbeitsmarktintegration

Die Integration in den Arbeitsmarkt wird als wichtiger Schritt zur langfristigen Eingliederung gesehen. Das Jobcenter bietet verschiedene Maßnahmen an, die sowohl allgemein als auch speziell für Geflüchtete konzipiert sind. Grosche betont: Neben dem Erlernen der deutschen Sprache, als zwingende Voraussetzung für eine dauerhafte Integration, gebe es auch verschiedene Maßnahmen, die nicht nur allgemein, sondern auch speziell für Geflüchtete in Ortsnähe oder auch online mit unterschiedlichen Inhalten und Zielsetzungen angeboten werden.

Aktuelle Entwicklungen und Ausblick

Die Situation in Medebach habe sich in den vergangenen Jahren kontinuierlich verändert. „Die Anzahl an Geflüchteten steigt stetig an. Gleichzeitig steigen die Regelbedarfe und die Kosten der Unterkünfte“, sagt Grosche. Entsprechend seien auch die Vorhaltekosten, für die Unterbringungen so hoch. Für die kommenden Monate rechnet die Stadt mit weiteren Herausforderungen: „Wie bereits in den vorherigen Jahren wird mit vermehrten Zuweisungen in der ersten Jahreshälfte 2025 gerechnet. Entsprechende Vorbereitungen sind getroffen.“ Der Gazakrieg habe bisher keine direkten Auswirkungen auf die Flüchtlingssituation in Medebach gezeigt. Anders verhalte es sich weiterhin mit dem Angriffskrieg Russlands gegen die Ukraine. In Spitzenzeiten lebten bis zu 160 Ukrainer in Medebach. Auch aktuell gebe es noch vereinzelte Zuweisungen.

Forderungen an Bund und Land

Abschließend formuliert Bürgermeister Grosche klare Erwartungen an die übergeordneten politischen Ebenen: „Als Erstes muss der Bund zwingend und zügig den Zuzug begrenzen und eine gesamteuropäische Lösung einfordern. Die Sprach- und Integrationsangebote des Bundesamtes für Migration und Flüchtlinge müssen viel schneller und zielgerichteter greifen“, sagt er. Zudem wünsche er sich finanzielle Entlastung. Finanziell wünscht er sich von Bund oder dem Land Nordrhein-Westfalen finanzielle Entlastung. Etwa durch die Erstattung der sogenannten Vorhaltekosten für die Unterbringungsmöglichkeiten.