Brilon-Wald. Geblitzt und genervt: In Brilon-Wald bleibt Tempo 30 wohl länger bestehen. Für viele Autofahrer wird die Baustelle zur Geduldsprobe.

Die Ortsdurchfahrt von Brilon-Wald zieht sich. Sie ist gut und gerne zwei Kilometer lang. Und nicht nur dort ist jeder Autofahrer/jede Autofahrerin gut beraten, wenn er/sie die innerörtliche Tempo-Beschränkung von 50 km/h einhält. Seit geraumer Zeit gilt dort aber von Willingen kommend etwa ab Schlosshotel bis kurz vor der Einfahrt zum Bahnhof „Tempo 30“ – und das in beiden Richtungen. Grund dafür sind die umfangreichen Bauarbeiten am und rund um den Bahnhof. Böse Stimmen behaupten, dass die Arbeiten noch länger dauern könnten. Gilt das dann auch für die Tempo-30-Regelung?

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Auf der Korbacher Straße in Brilon-Wald (hier in Fahrtrichtung Brilon) gilt wegen der Bauarbeiten auf dem Bahngelände in beiden Fahrtrichtungen Tempo 30. Viele Autofahrer ärgert das.  © WP | Thomas Winterberg

Das könnte manchen/manche Autofahrer/in auf die Palme bringen, wo er/sie ohnehin schon sitzt. „Ich habe dort seit Wochen keinen erhöhten Baustellenverkehr erlebt. Und wenn ich wirklich vorschriftsmäßig 30 fahre, bin ich schon oft von anderen Autofahrern kopfschüttelnd überholt worden“, berichtet ein erboster Leser über seine täglichen Erlebnisse an der Baustelle.

Geschwindigkeitsbegrenzung unbedingt einhalten

Kopfschütteln hin und Verständnislosigkeit her: In jedem Fall sind Verkehrsteilnehmer gut beraten, die Tempobeschränkung peinlich genau einzuhalten. Denn in den vergangenen Monaten wurde dort auf der Korbacher Straße eifrig geblitzt. „In diesem Bereich finden regelmäßig Kontrollen statt, bei denen bereits einige Verstöße festgestellt wurden. Zu Beginn der Einführung der 30er Zone gab es vermehrte Überprüfungen. Derzeit erfolgt weiterhin eine Kontrolle im Rahmen der üblichen Verkehrsüberwachung“, schreibt Polizeisprecherin Jana Schäfer. Genaue Zahlen könne man nur mit erheblichem Aufwand bereitstellen.

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Auch in Fahrtrichtung Willingen gilt Tempo 30. © WP | Thomas Winterberg

„In diesem Bereich finden regelmäßig Kontrollen statt, bei denen bereits einige Verstöße festgestellt wurden. Zu Beginn der Einführung der 30er Zone gab es vermehrte Überprüfungen. Derzeit erfolgt weiterhin eine Kontrolle im Rahmen der üblichen Verkehrsüberwachung.“

Jana Schäfer
Polizeisprecherin

Der Verkehrsdienst des Hochsauerlandkreises kann da genauere Daten liefern: Am 23. August, am 3., 10. und 27. September sowie am 18. Oktober wurden sogenannte mobile Messungen durchgeführt. Der HSK auf Nachfrage: „Insgesamt betrug die Messdauer in Fahrtrichtung Willingen 18 Stunden und 56 Minuten. Dabei wurden 5.731 Fahrzeuge gemessen, von denen 403 zu schnell waren.“ Das sind ziemlich genau sieben Prozent. Spitzenreiter war am 23. August ein Pkw, der mit 75 km/h unterwegs war. Laut Bußgeldkatalog warten auf ihn zwischen 260 und 400 Euro Bußgeld; zwei Punkte und ein vierwöchiger Führerscheinentzug sind möglich. In der Regel kommen auch noch Bearbeitungsgebühren oben drauf.

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Aber es geht auch andersrum: Am 23. August wurde in besagter Tempo-30-Zone für drei Stunden in Fahrtrichtung Brilon gemessen. 1010 Fahrzeuge fuhren an der mobilen Messstelle vorbei, davon waren 119 zu schnell. Damit liegt der Anteil der zu schnell fahrenden Fahrzeuge sogar bei 11,8 Prozent. Autofahrer sollten sich an die Tempo-30-Schilder halten. Denn der Verkehrsdienst und Polizei haben die Stelle im Visier und die Daten von der letzten Messung am Freitag, 25. Oktober, liegen noch nicht vor. Sie werden nicht viel anders ausgefallen sein.

Die Deutsche Bahn verweist darauf, dass der Hochsauerlandkreis die Geschwindigkeitsbeschränkung auf ihr Betreiben errichtet habe. Aus Sicht der DB sei diese Einschränkung im Baustellenbereich sinnvoll, da dort immer wieder Baustellenfahrzeuge fahren und Bauarbeiter im Einsatz sind. Auf die Frage, ob man die Tempo-Einschränkung möglicherweise temporär begrenzen könnte – zum Beispiel nur nachts oder mit Ausnahme an Wochenenden – machte die Bahn keine Angaben.

Aufwändige Bauarbeiten

Die Bauarbeiten am Bahnhof haben im Frühjahr 2023 begonnen; es geht um den Neubau der Bahnsteiganlagen mit einer barrierefreien Überführung für rund acht Millionen Euro, der 2025 fertig sein soll. Außerdem stehen die Bauarbeiten rund um den Bahnhof im Zusammenhang mit den Bauarbeiten „Elleringhauser Tunnel“. Seit Herbst setzt die Deutsche Bahn dort eine etwa 45 Meter lange und rund 120 Tonnen schwere sogenannte Tunnelaufweitungsmaschine ein, die sich Schritt für Schritt durch den 1.393 Meter langen Tunnel schneidet. Tagsüber schneiden die Werkzeuge in das Mauerwerk vom Inneren des alten Tunnels ein. Nachts, wenn keine Züge fahren, wird das Material abgetragen und mit Arbeitszügen nach draußen transportiert. 

Tunnel erst 2029 fertig

Im Rahmen der Bauarbeiten wurde festgestellt, dass ein größerer Ausbruch im Innern des Tunnels erforderlich sein wird und deshalb die Sperrzeiten verlängert werden müssen. Dies hat zur Folge, dass nach jetzigem Planungsstand der erneuerte Tunnel erst 2029 in Betrieb genommen werden kann und nicht 2026, wie ursprünglich geplant. Der Zugbetrieb kann aber abgesehen von zwei längeren Sperrungen durchgeführt werden. Neben einer mehrmonatigen Sperrung ab Mitte 2025 müssen Bahnkunden ab voraussichtlich Frühjahr 2028 mit einer weiteren Sperrung rechnen. Ob so lange auch die Tempo-30-Regelung für Autofahrer gilt? Nicht ganz. Die Stadt Brilon teilt auf Nachfrage mit: „Die Maßnahme ist bis zum 31. Dezember 2025 geplant.“ Durch die Geschwindigkeitsreduzierung an den Baustellenausfahrten auf die Korbacher Straße werde die Sicherheit für den allgemeinen Straßenverkehr aufgrund von Baumaschinen und Schwerlastbaustellenverkehr deutlich erhöht.