Olsberg. Wie beim Militär: Dustin Janning aus Olsberg lehrt Erste Hilfe für Ausnahmesituationen. Wieso er mit seinem Kurs Jäger ins Visier nimmt.
Im Jahr 2023 gab es in Deutschland entsprechend der Polizeistatistik 8.160 Fälle von Körperverletzung im Zusammenhang mit Messerangriffen. Im gleichen Zeitraum gab es 892 Fälle von Körperverletzung durch Schussabgabe. Dazu kommen jährlich zahlreiche Verletzungen durch Feuerwerk an Silvester. Auf den Umgang mit solchen Wunden bereiten die meisten Erste-Hilfe-Kurse nicht vor. Dustin Janning (39) aus Olsberg-Elleringhausen will das nun mit „Frontline Erste Hilfe“ ändern.
Janning will ab Ende des Jahres seinen Kurs anbieten, bei dem es um die Erstversorgung von Brand-, Schuss-, Stich- und Sprengverletzungen gehen soll. Auf die Thematik gekommen ist er durch sein Hobby als Sportschütze. Er hatte früher eine Weiterbildung zur Schießaufsicht gemacht und musste dafür einen normalen Erste-Hilfe-Kurs absolvieren. „Das ist aber keine Vorbereitung auf das, was man braucht“, so Janning.
„Besser haben als brauchen.“
Sein Angebot soll sich in erster Linie an Jäger, Sportschützen und andere Waffenträger richten, aber auch Sicherheitsdienste, Land- und Forstwirte. „Der Schwerpunkt wird auf arteriellen, schweren Verletzungen mit massiven Blutungen liegen“, erklärt Janning. Darum sei die Klientel Berufs- und Hobbygruppen, bei denen ein höheres Risiko für ebensolche Wunden existiere. Jedoch seien auch andere Interessenten willkommen.
In seinem Kurs werden unter anderem Atemwegssicherung, Blutungskontrolle, Kreislaufkontrolle, Wiederbelebung und die Bekämpfung von Hypothermie gelehrt und geübt. Gerade die Unterkühlung bei hohem Blutverlust werde oft unterschätzt, erläutert der Experte. Aber auch grundlegende Sachen wie Erste Hilfe bei Herzinfarkten oder Schlaganfällen wolle er den Leuten beibringen. „Das kommt sonst zu kurz. Das weiß ich aus meinem eigentlichen Beruf, da ist immer Nachholbedarf“, erläutert der Fachmann.
Darum will er auch andere Grundlagen nochmal vermitteln. So zum Beispiel wie ein Notruf richtig abgesetzt wird oder wie ein Verletzter sicher transportiert werden kann. Ein besonderes Augenmerk will er auch auf die Sicherheit legen. Sollte zum Beispiel eine Waffe herumliegen, dann sei es wichtig zu wissen, wie diese gesichert werden kann. „Ich lebe nach dem Spruch: Besser haben als brauchen“, meint Janning dazu.
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Die praktische Anwendung steht im Mittelpunkt
Er plant einen Fokus auf die Praxis zu legen. Die Teilnehmer sollen Vorgänge üben und dabei immer wieder Rückmeldungen erhalten. Dazu hat er zwei Übungspuppen von Laerdal besorgt, diese geben zum Beispiel bei Herz-Rhythmus-Massagen ein Live-Feedback auf das Handy ab. Am Ende erhält man eine Übersicht darüber, wo Nachholbedarf besteht. Neben den Puppen hat er auch einen Schusswunden Simulator, an dem das Versorgen einer Schussverletzung geübt werden kann – inklusive Kunstblut.
Generell sei geplant, dass verschiedene Szenarien durchgespielt werden. Diese werden genau wie der Kurs schwerpunktmäßig an die Teilnehmer angepasst. Forstwirte können dann zum Beispiel eher Kettensägenverletzungen erwarten. Währenddessen wird für Jäger die Erstversorgung von Schussverletzungen oder Verwundungen durch Wildschweine erwartet werden können. Janning erzählt davon, wie letztes Jahr ein Jäger bei Brilon von einem Wildschwein an der Hüfte schwer verletzt wurde: „Solche Beckenverletzungen bluten sehr stark und sind lebensgefährlich.“
Im Zusammenhang mit der Jagd hält er aktuell auch noch Rücksprache mit einer Tierärztin, um auch die Erstversorgung von verletzten Jagdhunden unterrichten zu können. Diesen drohe immer das Risiko durch einen Schuss oder ein Wildschwein verwundet zu werden.
Janning betont, dass sein Angebot sich auf die Erstversorgung im Ernstfall konzentriert. Er orientiere sich dabei an den Grundlagen der taktischen Medizin, wie sie von Militärs praktiziert werde - das bedeutet die Erste Hilfe für Ausnahmesituationen. Dafür hat er auch ein spezielles Erste-Hilfe-Set, das über die üblichen zivilen Varianten hinausgehen - ein sogenanntes Individual First Aid Kit (IFAK). Darin enthalten ist zum Beispiel ein Tourniquet, das bei schweren Verletzungen die Blutung stillen sollen. Der Preis eines guten Tourniquets liege bei etwa 50 Euro. „Schlechte Qualität kostet Leben“, warnt der Experte.
Was man wissen muss
Neben Vorschlägen für die richtige Ausrüstung bietet Janning auch eine Reihe von Tipps und Tricks an. So sei es zum Beispiel mitunter schwierig Einweghandschuhe außerhalb der sperrigen Kartons haltbar zu lagern, ohne dass diese kaputtgehen. Er empfehle daher die Lagerung in den kleinen, gelben Plastikgehäusen aus Überraschungseiern. Diese seien sowohl platzsparend als auch schonend für den Transport von Handschuhen.
Den ersten Kurs will er im Dezember 2024 oder Januar 2025 anbieten. Als Lehrer für Pflegeberufe kennt er sich mit didaktischen Methoden bereits bestens aus. Darum wird das Angebot auf etwa zehn Teilnehmer pro Kurs beschränkt werden. „Bei größeren Klassen kann man schlechter auf die Bedürfnisse einzelner Personen eingehen“, sagt Janning. Die Kurse werden entweder im Sportheim seines Heimatortes Elleringhausen oder bei Hegeringen stattfinden. Preislich sei mit etwa 100 bis 120 Euro zu rechnen – dafür erwarten einen insgesamt neun Unterrichtseinheiten von etwa 45 Minuten Länge.
Die Klientel anzusprechen sei jedoch nicht unbedingt einfach. Er plane keine Social-Media-Strategie, sondern wolle sein Angebot über Jagdverbände, Hegeringe und Mundpropaganda erreichen. Wer an dem Angebot interessiert ist kann Dustin Janning entweder telefonisch (0151 561 737 02) oder per E-Mail (dustin.janning@frontline-erste-hilfe.de) erreichen.