Brilon. In der Ukraine herrscht Krieg. Das hat eine lange vergessene Frage aktuell werden lassen: Gibt es im HSK Bunker? So ist die Lage in den Städten.
Die Frage nach Öffentlichen Schutzräumen (ÖSR) hat in den letzten Jahren wieder an Aktualität gewonnen. Durch den Krieg in der Ukraine und die Angst vor einer Eskalation des Konfliktes sind die Sorgen der Menschen gewachsen. Die WP hatte sich vor zwei Jahren bereits nach dem Stand von Zivilschutzeinrichtungen im Altkreis Brilon und im HSK erkundigt.
Das Ergebnis war, dass es in den sechs Städten des Altkreises keine größeren öffentlichen Bunkeranlagen gibt. Lediglich in den Städten Hallenberg und Winterberg konnten ältere kleine Anlagen ausfindig gemacht werden, die jedoch in beiden Fällen nicht mehr nutzbar waren. Dem Hochsauerlandkreis waren damals keine Bunkeranlagen bekannt.
Der Stand von Zivilschutzräumen in Deutschland
Laut dem Bundesamt für Bevölkerungsschutz und Katastrophenhilfe (BBK) gibt es derzeit noch 579 ÖSR mit Platz für rund 478.000 Menschen in Deutschland. In NRW befinden sich 48 solcher Anlagen, die Platz für rund 66.323 Menschen bieten würden. Ursprünglich habe es in ganz Deutschland 2.000 ÖSR gegeben, in denen selbst zu Zeiten des Kalten Krieges nur zwei Prozent der Gesamtbevölkerung hätten Zuflucht finden können. ÖSR wurden hauptsächlich in Ballungsräumen angelegt und sollten Personen, die sich im Krisenfall auf der Straße oder öffentlichen Plätzen befinden, Schutz bieten.

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„Die noch dem Zivilschutz gewidmeten Anlagen sind jedoch weder funktions- noch einsatzbereit“, führt die Sprecherin des BBK weiter aus. Dies liege an der im Rahmen der Friedensdividende im Jahr 2007 von Bund und Ländern entschlossenen Entscheidung das Schutzbaukonzept aufzugeben. Um eine Gefährdung öffentlicher Ordnung und Sicherheit zu vermeiden können keine Angaben über die genauen Lagen von ÖSR gegeben werden. Das Bekanntwerden solcher Adressen führe, so die Sprecherin des BBK, zu einem Anstieg an von Aufbrüchen und rechtswidrigen Betretungen. Bis ein solcher Vorfall bemerkt werden würde, seien die Anlagen dann unverschlossen. In so einem Fall könnten dann Kinder und Jugendliche die Einrichtungen betreten und sich verlaufen oder verletzen.
Neues Schutzraumkonzept in Deutschland
Für ein modernes und zeitgemäßes Schutzraumkonzept in Deutschland gebe es nun neue Überlegungen. Im Falle eines bewaffneten Konfliktes unter Beteiligung der NATO, so die Sprecherin des BBK: „übernimmt Deutschland eine zentrale Rolle als Drehscheibe für eigene und verbündete Streitkräfte.“ Soldaten und Kriegsmaterial würden dann durch Deutschland transportiert werden.
In diesem Zusammenhang sei mit gezielten Angriffen auf militärische und staatliche Einrichtungen zu rechnen. Solche Angriffe würden voraussichtlich äußerst präzise sein und innerhalb weniger Minuten ihr Ziel erreichen. Die Bevölkerung könnte durch solche Attacken in Mitleidenschaft gezogen werden, etwa durch Druckwellen oder herumfliegende Splitter. Jedoch seien im Falle solche eines bewaffneten Konfliktes keine flächendeckenden Bombardements ganzer Stadtteile zu erwarten.
Angriffe mit kurzer Vorwarnzeit würden „nahe gelegene, schnell erreichbare Schutzräume“ nötig machen. Die Bausubstanz in Deutschland sei flächendeckend so, dass sie „unter bestimmten Voraussetzungen bereits einen signifikanten Schutz vor dem Einsatz von Kriegswaffen bieten kann“, so die Sprecherin des BBK. Es handele sich dabei schwerpunktmäßig um U-Bahn-Stationen und Tiefgaragen im städtischen Raum. Auch Kellerräume oder Treppenhäuser und Innenräume von Gebäuden mit Massivbauweise seien hilfreich und würden einen guten Grundschutz vor Druckwellen, Trümmer- und Splitterflug, sowie herabfallenden Trümmern bieten. Wichtig sei für solche Räumlichkeiten, dass es keine direkte Öffnung nach außen gibt - also keine Fenster oder Glasfronten.
Gerade solche Keller- und Innenräume würden sich bereits mit einfachen Mitteln kurzfristig verstärken lassen. Dadurch könnten sie zu sogenannten baulichen Selbstschutzräumen werden. „Das BBK und das Bundesministerium des Innern und für Heimat (BMI) erarbeiten hierfür derzeit eine ausführliche und einfache Handreichung für die Bevölkerung“, schließt die Sprecherin des BBK ab.