Hochsauerlandkreis. Der meteorologische Sommer ist vorbei. In der Bilanz für das Sauerland gibt es einige überraschende Tatsachen des Wetterexperten Julian Pape.

Der meteorologische Sommer endete am 31. August. Auch wenn im Hochsauerlandkreis noch ein paar warme, sommerliche Tage kommen: WP-Wetterexperte Julian Pape zieht eine Bilanz.

In der gesamten Bilanz: Wie ordnen Sie den Sommer 2024 ein?

Der Sommer war wieder einmal deutlich zu warm – sowohl nach dem aktuellen Durchschnitt von 1991-2020 und noch wesentlich deutlicher zum Mittel von 1961-1990, welches vom Klimawandel noch kaum beeinflusst war. Hinsichtlich der Regenmengen liegen wir sogar tatsächlich etwas unter dem langjährigen Mittel, die Sonne dagegen war länger zu sehen wie in einem durchschnittlichen Sommer.

Bilanzieren wir einmal die einzelnen Monate Juni, Juli und August. 

Der Sommer begann sehr wechselhaft und kühl wie länger nicht mehr. Die ersten 20 Tage im Juni waren teilweise nicht mal frühlingshaft und sehr frisch. Zwar gab es auch einige freundliche Phasen, allerdings noch nichts mit Sommerwetter. Erst im letzten Monatsdrittel wurde es deutlich wärmer, blieb aber wechselhaft und teils regenreich. Am frühen Morgen des Monatsletzten zogen teils heftige Gewitter über die Region. Im Juli blieb der wechselhafte Charakter der Wetterlage erhalten. Es gab kaum drei beständige Tage am Stück und die Landwirte hatten des Öfteren Probleme ihre Wiesen trocken zu mähen. Die Temperaturen bekamen aber vor allem in der zweiten Monatshälfte allmählich die Kurve und es gab einige Sommertage mit rund 25 Grad auf den Bergen und knapp 30 Grad im Tal. Der August zeigte sich schließlich immer sommerlicher. Die etwas zu geringen Regenmengen kamen meist nur an wenigen Tagen in Folge von Gewittern zustande. Die größte Tagesregenmenge des gesamten Sommers wurde mit rund 98 Litern gleich am 1. August in Brunskappel mit 98 Litern gemessen. Der wärmste Tag der gesamten Jahreszeit war verbreitet der 13. August mit 29 Grad auf dem Kahlen Asten und bis zu 33 oder 34 Grad an der Ruhr.

„Die Temperaturen lagen in diesem Sommer rund 2 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961-1990 und noch immer etwa 1 Grad über den Jahren 1991-2020. In Sachen Niederschlägen war es etwas zu trocken, allerdings weit entfernt von den Sommern 2018 oder 2020.“

Julian Pape
Wetterexperte

Gefühlt war dieser Sommer recht nass, aber auch sonnenreich. Stimmt der Eindruck? Haben Sie ein paar Beispiel-Daten?

Tatsächlich war der Sommer nur lokal in Folge von kräftigen Gewittern, die kurzzeitig viel Regen in kurzer Zeit brachten, zu nass. Dies betraf vor allem Orte im nördlichen Sauerland. Im Durchschnitt war die Jahreszeit aber vor allem aufgrund des eher trockenen August leicht zu niederschlagsarm. Die Sonne zeigte sich im Juni und Juli in etwa normal lang, durch den mit rund 240 Stunden sehr sonnigen August war es dann aber doch ein überdurchschnittlich freundlicher Sommer. Der grüne Eindruck, der tatsächlich nahezu durchgängig vorhanden war, ist durch die sehr gute Wasserversorgung der Böden aufgrund der nassen ersten Hälfte des Jahres zu erklären. Zudem waren die Niederschläge im Frühsommer gleichmäßig über die Monate verteilt.

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Wo liegt dieser Sommer im langjährigen Mittel?

Die Temperaturen lagen in diesem Sommer rund 2 Grad über dem Durchschnitt der Jahre 1961-1990 und noch immer etwa 1 Grad über den Jahren 1991-2020. In Sachen Niederschlägen war es etwas zu trocken, allerdings weit entfernt von den Sommern 2018 oder 2020. Der sonnige August sorgte insgesamt noch für einen leicht zu sonnenscheinreichen Sommer.

Es gab vergangene Sommer, die extrem trocken waren, dieser zählt nicht dazu. Worauf müssen wir uns einstellen, bezüglich des Klimawandels?

Tatsächlich waren vor allem die Sommer 2018 bis 2020 und auch 2022 sehr trocken. Der Sommer 2023 zählte hingegen zu den nassesten Ausgaben überhaupt. Dieser hingegen war weitgehend normal, vor allem aber aufgrund von Starkniederschlägen und nicht flächendeckenden Regenereignissen. Wir werden uns allen Prognosen nach auf Sommer mit mehr Trockenphasen als bisher einstellen müssen. Wenn es aber regnet, dann teils sehr kräftig und unwetterartig.

Unwetter im Sommer: „m Vergleich zu anderen Orten in Deutschland sind wir daher recht glimpflich davon gekommen“, sagt Julian Pape
Unwetter im Sommer: „m Vergleich zu anderen Orten in Deutschland sind wir daher recht glimpflich davon gekommen“, sagt Julian Pape © onw-images/dpa | Alexander Wolf

Können Sie in diesem Zusammenhang eine langfristige Bilanz ziehen – also wie entwickeln sich Temperaturen und Niederschläge in den Sommermonaten etc in der Langzeitbetrachtung?

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 Im Vergleich zum früheren Klimamittel 1961-1990, welches viele von uns in ihrer Kindheit erlebt haben, hat es nun bereits seit 26 Jahren keinen zu kalten Sommer mehr gegeben. Der letzte dieser Art war der des Jahres 1998. Auch dieser Sommer gehörte, trotz des eher kühlen Beginns zum guten Schluss zu den zehn wärmsten Sommern der letzten 100 Jahre. Auch wenn er mit den Rekordhaltern nicht mithalten konnte (2003, 2018, 2019). Die Niederschläge waren im Vergleich zu früheren Jahren weitgehend unauffällig.

Thema Unwetter: In Brilon bleiben wir in diesem Sommer verschont. Aber in anderen Teilen des Sauerlands kam es zu teils schweren Unwettern. Zuletzt ja mit einem Tornadoverdacht in Attendorn. Ist es Zufall, an welchen Orten/in welchen Regionen es im Sauerland häufiger Unwetter gibt oder gibt es da Regionen, die zb aufgrund ihrer topografischen Lage eher betroffen sind? Und: Wie fällt eine kompakte Unwetterbilanz im Sommer 2024 aus?

In diesem Sommer erlebten wir schon einige Unwettertage mit intensiven Regenfällen und lokalen Hochwassern. Eine größere Gefahrenlage gab es jedoch nicht, auch kräftige Sturmereignisse oder Hagelschäden blieben überwiegend aus. Im Vergleich zu anderen Orten in Deutschland sind wir daher recht glimpflich davon gekommen. Tatsächlich kann man keinen deutlichen Schwerpunkt an Unwetterereignissen in unserer Region erkennen. Heftige Unwetterereignisse können sowohl in den höheren wie auch tiefer gelegenen Orten auftreten.