Winterberg / Sauerland. Wetter-Apps versus lokale Expertise aus dem Sauerland: Julian Pape erklärt, wie man am besten vorhersagt. Und gibt Tipps für den Alltag.

Er macht das Wetter für das Sauerland: Julian Pape. Mit seinem Wetterportal wetter-sauerland.de versorgt er besonders die Tourismusregion Sauerland mit aktuellem Wetter und dessen Vorhersagen. Zudem ist er auch der Wetterexperte unserer Zeitung.

Wetterstationen selber gebaut

Aus 80 Wetterstationen im ganzen Sauerland rechnet er täglich das Wetter für die Region aus – beziehungsweise sein Computer. Doch dieser kann nicht alles. „Beim Wetter ist viel Erfahrung notwendig“, so der Neuastenberger. „Wetter ist chaotisch. Deswegen wird auch nie eine KI den Meteorologen ersetzen können. Es folgt keinen klaren Regeln.“

Angefangen hat alles mit seinem Vater Meinolf vor gut 20 Jahren. Damals hat Meinolf Pape erstmals Hotels mit dem lokalen Wetter versorgt. Die erste Wetterstation der Papes war zu Hause in Neuastenberg. Platziert wurden die selbst gezimmerten Wetterhütten an interessanten Stellen. „Wir haben eine Messstelle in Medebach, welches sehr trocken ist. Wir wollten dort den Unterschied von Tal zu Berg untersuchen“, so Julian Pape.

Wetter für Urlauber

Über die Jahre kamen dann über das ganze Sauerland verteilt immer mehr Stationen hinzu. Viele Hotels haben bei Pape angefragt, eigene Wetterstationen zu bekommen. Mittlerweile sind viele der Stationen von wetter-sauerland.de von Unternehmen gekauft worden. Bis zu 3000 Euro teuer sind die Stationen. Somit nur ein Zehntel so teuer wie die Messgeräte auf dem Kahlen Asten vom Deutschen Wetterdienst „DWD“. „Unsere Geräte haben eine Abweichung von lediglich 0,1-0,3 Grad“, erklärt Julian Pape.

Doch wie werden aus den erhobenen Daten Wetterkarten und -Vorhersagen? Pape erklärt, dass es verschiedene Berechnungsmodelle für Wetter gibt. Global gibt es zwei Modelle, die den gesamten Globus erfassen. Sie hören auf die Kurznamen GFS und ECMWF. Letzteres ist ein europäisches Modell.

Verschiedene Modelle - Verschiedene Vorhersagen

Die Modelle berechnen viermal am Tag das Wetter bis zu 16 Tage im Voraus. „Dabei wird es aber zunehmend ungenauer, je weiter man in die Zukunft rechnet“, ergänzt Pape. Die Standortgenauigkeit ist bei den Modellen jedoch gering. ECMWF bespielsweise teilt den ganzen Globus in 9 Kilometer große Abschnitte, das amerikanische GFS in sogar 22 Kilometer große Abschnitte ein. „Für einen Ort wie Meschede oder Winterberg wird dann durch Interpolation, durch Annäherung mit Zwischenwerten, errechnet, wie dort das Wetter ist.“

Der DWD hat auch ein eigenes Modell: ICON-D2. Dieses gibt es für den deutschen Raum und ist mit einer Dichte von 2,2 Kilometern sehr genau. Allerdings muss ICON-D2 dadurch nicht automatisch das beste Modell sein: „Die beste Vorhersage trifft eine Metorologe nur durch die Verknüpfung aller vorhandenen Modelle und der eigenen Erfahrung.“

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Tipps vom Profi

Wie man Wetter-Apps im Alltag richtig nutzt, erklärt der studierte Geologe hier:

  1. „Wer für seinen Ort die genauesten Vorhersagen haben möchte, sollte auf kleine, lokale Wetterportale zurückgreifen. Dort sitzen Menschen, die aus den Daten und der eigenen Erfahrung der Umgebung vor Ort die Vorhersagen machen.“
  2. „Wer auf Wetter-Apps zurückgreifen möchte, sollte sich nicht nur auf eine einzige verlassen. Ratsam sind zwei bis drei Apps verschiedener Anbieter. Wer vergleicht, bekommt meist zuverlässige Wetterprognosen.“
  3. „Man sollte sich in Wetterapps nicht nur auf die Symbole verlassen. Meist stellen die kleinen Bildchen eine falsche Wahrnehmung des Wetters dar. Ist ein Tag beispielsweise sehr sonnig, mit möglicherweise leichten Schauern, zeigen viele Apps den Tag als durchgehend bewölkt an.“
  4. „Jeder sollte auf die eigenen Erfahrungen und die, der älteren vertrauen. Das ist sehr häufig viel Wahres dran. Nicht umsonst gibt es die Bauernregeln, die auch sehr häufig zutreffen.“
  5. „Vorsicht mit der Regenwahrscheinlichkeit. Die Zahl sagt nur, wie wahrscheinlich es ist, dass es regnet, verglichen mit der Vergangenheit und zu dem Zeitpunkt ähnlichen Wetterverhältnissen.“

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