Hallenberg. Mit 22 Jahren leitet Ben Krengel den Brauhof Hallenberg und bleibt seiner Heimat treu: „Einmal Sauerländer - immer Sauerländer“, sagt er.
„Dresden ist wirklich eine großartige Stadt“, sagt Ben Krengel, „aber ich fühle mich hier im Sauerland wohler.“ Er liebe die Ruhe, die Natur – und, noch viel wichtiger, die herzliche Gemeinschaft „auf dem Dorf“. Der gebürtige Herdringer ist 22 Jahre jung – und schon Betriebsleiter im Brauhof Hallenberg.
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Leicht nervös sitzt er im Herdringer Garten. In einer grünen Oase. Um ihn herum grünt und blüht es, wohin das Auge reicht. Es duftet. Wochenends ist er oft „zu Hause“, wie er Herdringen nach wie vor nennt, auch wenn er nun seit sieben Monaten rund 70 Kilometer tiefer im Sauerland lebt. „Aber auch Hallenberg ist mein Zuhause“, sagt er, „ich fühle mich an beiden Orten wohl.“
Erster Brauversuch geht schief: Das Bier fliegt ihm um die Ohren
2021, inmitten der Coronazeit, absolviert Ben Krengel sein Abitur am Neheimer St.-Ursula-Gymnasium. Und während sich etwa 90 Prozent seiner Mitschülerinnen und Mitschüler ins Studium stürzen, beginnt er eine Ausbildung zum Brauer und Mälzer in der Radeberger Exportbierbrauerei in Radeberg (Dresden). Ihn zieht‘s in die Großstadt. Er möchte etwas erleben. „Außerdem wollte ich etwas Handwerkliches machen - und, vor allem, direkt auch auf eigenen Beinen stehen“, sagt er, „und dafür musste ich eben auch Geld verdienen - und dementsprechend eine Ausbildung machen.“
„Ich möchte jetzt erstmal Berufserfahrung sammeln - und das geht am besten in einem kleinen Betrieb.“
Aber wie kommt ein junger Mann dazu, Brauer und Mälzer zu werden? „Ich war schon immer ein Freund der der Naturwissenschaften“, so Krengel, „während einer Chemie-Projektarbeit sollten wir dann ein Bier selbst brauen. Das ging gehörig schief.“ Er lacht. „Wir haben zu viel Kohlensäure benutzt - und so flog uns das Bier um die Ohren.“ In der Ausbildung jedoch fliegt ihm nichts um die Ohren. Ganz im Gegenteil: Innerhalb von zweieinhalb Jahren schließt er diese - verkürzt und mit Bestnote - ab.
Seit einem halben Jahr lebt er in Hallenberg
Aus dem 200-Mann-Betrieb Radeberger zieht es Ben Krengel im Januar dieses Jahres zurück nach Herdringen - zunächst ins Elternhaus, aber kurze Zeit später weiter nach Hallenberg. „Ich sage immer: Einmal Sauerländer - immer Sauerländer.“ Er wird Betriebsleiter in der kleinen Hallenberger Brauerei. „Ben hat wirklich Großartiges geleistet“, sagt Marita Gerwin, Nachbarin und Freundin der Familie Krengel. „Er hat schon immer alles selber gemeistert. Ganz gleich ob im Neptun Schwimmverein, wo er jungen Menschen das Schwimmen beigebracht hat - oder auch bei den Messdienern oder Jungschützen.“ Bei Letzteren, so bestätigt Ben, sei er auch immer noch. „Ich bin auch schon in den Schützenverein in Hallenberg eingetreten - hab schon meine Kappe“, sagt er.
Für ihn gehört die Mitgliedschaft in einem Verein schlichtweg zur „Integration in eine Dorfgemeinschaft“. „Es ist einfach so - wenn ich zur Dorfgemeinschaft hinzugehören möchte, dann gehören Mitgliedschaften in Vereinen dazu.“ Daher habe er sich auch sehr darüber gefreut, dass eine Arbeitskollegin in der Brauerei ihn kurz nach seinem Umzug direkt mit zum Karneval genommen habe.
Mitten in der Natur - genau sein Ding
Seit Februar dieses Jahres lebt er nun in der 4488 Einwohner starken Stadt. „Ich habe eine schöne Wohnung mit einem großen Balkon.“ Genau sein Ding - mitten in der Natur. Allerdings lebt er nun 70 Kilometer von seinem Elternhaus entfernt - inmitten des tiefen Sauerlands. „Naja - näher dran als Dresden“, sagt er und lacht. „Im Ernst: Lieber 70 km fahren als 500. Fürs Wochenende mal zu meinen Eltern, ok - aber auf Dauer dort leben möchte ich nicht mehr.“
Ben Krengel mag nicht nur sein neues Leben als Hallenberger, sondern auch die Zugehörigkeit zur Hallenberger Brauerei, die ihm in diesen knapp sieben Monaten schon sehr ans Herz gewachsen ist. Wenn er über das Bier, das in dem kleinen Betrieb auf nachhaltige Art und Weise hergestellt wird, spricht, strahlen seine Augen - er ist voll in seinem Element. „Ich möchte jetzt erstmal Berufserfahrung sammeln - und das geht am besten in einem kleinen Betrieb“, sagt er, „irgendwann möchte ich dann auch meinen Meister machen.“ Dass er dieses Ziel erreichen wird, da ist sich Nachbarin Marita Gerwin sicher. „Er ist ja jetzt schon die Seele des Betriebs.“