Hallenberg. Wo wird die Gerste angebaut? Wo wird das Bier gebraut? Wo wurde es früher mit Eis gekühlt? All das erzählt der Bier-Erlebnispfad Hallenberg.

Welche besonderen Merkmale fallen einem zu Hallenberg ein? Kunst und Kultur. Sehenswerte historische Altstadt. Schöne Landschaft zum Wandern. Handwerk. Landwirtschaft. Und natürlich Bier. Alle diese Attribute sollen jetzt miteinander verbunden werden – mit einem „Bier-Erlebnispfad“. Die Leader-Region Hochsauerland hat beschlossen, diese Idee in die aktuelle Förderphase mit aufzunehmen. Das Projekt soll noch in diesem Jahr umgesetzt werden und einen Rundwanderweg mit zwölf Stationen beinhalten.

Geschichte, Kunst, Landwirtschaft

Diese Stationen beinhalten eine bunte Mischung aus regionaler Geschichte, Kunst, Landwirtschaft und Bierbrautradition. Sie liegen entlang eines rund drei Kilometer langen Rundweges, der zum großen Teil durch die Hallenberger Kernstadt führt und überwiegend barrierefrei ist. Eine Station ist z.B. der rund 40 Meter lange, in den Berg gehauene Felsenkeller, der sich schräg gegenüber der Stelle im Weifeweg befindet, an der das ehemalige städtische Brauhaus stand. Hier wurde früher Bier kühl gelagert. Der fast vergessene Eingangsbereich soll mit einem Kunstwerk aus Bierflaschen-Böden neu gestaltet und der Innenbereich beleuchtet und so von außen einsehbar werden.

500 Jahre alte Brautradition

In den Geschichtschroniken ist belegt, dass Hallenberg eine fast 500-jährige Brautradition hat und dass hier früher offensichtlich legendär gutes Bier hergestellt wurde, für das die Menschen von weither anreisten. Das Brauhandwerk kam mit dem Ersten Weltkrieg zum Erliegen. Viele Relikte erinnern jedoch im Stadtbild noch an diese Zeiten.2018 wurde der mit Leader-Mitteln geförderte Brauhof Hallenberg in der Altstadt eröffnet, der an diese Traditionen anknüpft. Hier werden durch spezielle handwerkliche Verfahren regelmäßig die beiden Sorten Hallenberger und Winterberger Landbier gebraut, außerdem saisonale Zusatz-Sorten wie Weizen oder Weihnachtsbier. Interessierte können Brauerei-Führungen buchen oder auch selbst beim Brauen mit Hand anlegen. Weitere Informationen unter hallenberger-landbier.de.

Eine weitere Station wird das Eishäuschen im Marienpark sein. Der fensterlose Bruchsteinbau wurde 1950, als Kühlschränke noch kaum erschwinglich waren, von der Dortmunder Actienbrauerei errichtet, um Eisschollen aus der Nuhne und der Weife zu lagern und so auch im Sommer Getränke kühlen zu können.

Geschichte und Moderne verbinden sich am alten Wasserrad im Mühlenweg. Hier soll eine Skulptur aus einem überdimensionalen Bierflaschenhals, aus dem Wasser auf ein Mühlrad läuft, installiert werden. Außerdem ist hier eine eBike-Ladestation vorgesehen, um die Verbindung von Wasser und Energie zu symbolisieren. In der vorbeifließenden Nuhne werden bier-farbene Fluss-Steine positioniert. Zudem sind mehrere überdimensionale Aufsteller in Form der typischen Hallenberger Bierflaschen aus Stahl sowie große Holzrahmen mit Sitzmöglichkeiten ähnlich den bekannten Naturkinos geplant.

Moderne Schnitzeljagd

Der Burgplatz mit seinem Hopfenfeld, der Anbau der Braugerste und des Hopfens durch heimische Landwirte und natürlich der Brauhof in der Fachwerk-Altstadt von Hallenberg sind weitere Themen der Stationen, die den Wanderern das handwerkliche und nachhaltige Brauen vermitteln sollen. Die Wegeführung des Bier-Erlebnispfads wird durch auf den Boden aufgesprühte Bierglas-Motive gekennzeichnet. Für jüngere und medienbegeisterte Bier-Wanderer wird zusätzlich ein „Actionbound“ angeboten, eine Art moderne Schnitzeljagd. Auf den Hinweistafeln an den Stationen sind QR-Codes aufgedruckt, über die man Fragen, Informationen und Aufgaben abrufen und auf die Webseite des Pfades gehen kann. Entstanden ist die Idee zu einem solchen Weg natürlich beim Bier, wie Brauhof-Inhaber Jörg Schütte berichtet. Beim Gespräch darüber, wie viele historische und spannende Orte es in Hallenberg mit einem Bezug zu Bier und der rund 500-jährigen Brautradition der Stadt gibt, kam der Gedanke auf, diese einzelnen Stellen durch einen Rundweg zu verbinden und dabei so zu erläutern, dass sowohl Einheimische als auch Gäste unterwegs „Aha-Erlebnisse“ haben und sich noch mehr mit Hallenberg als Bierstadt identifizieren können, so Schütte.

Leader-Regionalmanager Christoph Hammerschmidt, der schon den Werdegang des Brauhofs aus einem ehemaligen Kuhstall als Leaderprojekt ab 2017 begleitet hatte (siehe Infobox), ist begeistert von dem Bier-Erlebnispfad, der nun auf dieses erste Projekt aufsattelt: „Der Pfad ist ein Paradebeispiel dafür, wie kreativ die Beteiligten Ideen weiter entwickeln und sich die Region mit solchen Projekten identifiziert. Besser können Leader-Projekte nicht laufen.“

Start der Arbeiten im Sommer

In den Gesamtkosten von rund 71.000 Euro sind die Erstellung des Pfades, die Kunstwerke und PR-Maßnahmen wie Webseite und Flyer enthalten. Gut 46.000 Euro werden durch Leader gefördert. Die Restsumme ist im aktuellen Haushalt der Stadt Hallenberg eingeplant. Bürgermeister Enrico Eppner geht davon aus, dass sich der Betrag noch durch Eigenleistungen und Spenden verringert. Für die Umsetzung hat er ein sportliches Ziel vor Augen: Zur Hopfenernte im September soll der Bier-Erlebnispfad fertig sein.

Momentan werden die Projekt-Ideen ausgearbeitet, der genaue Pfad-Verlauf festgelegt, Angebote eingeholt und die erforderlichen Anträge vorbereitet. Wenn die Bewilligungen wie geplant eingehen, könnten die Arbeiten im Sommer starten, so dass die Fertigstellung für den Herbstanfang realistisch ist. Die Vorfreude ist nicht nur beim Bürgermeister groß: „Auf der Route wird veranschaulicht, wie mit Rohstoffen aus der Region nachhaltig hochwertige Produkte ohne lange Transportwege erstellt werden können. Der Bier-Erlebnispfad ist eine echte Bereicherung für die Stadt und passt sehr gut zu unserer Strategie eines sanften Tourismus.“