Brilon. Mehr als zehn neue Geschäfte eröffnen in Brilon, die Innenstadt blüht auf. Was Brilon anders macht, als Städte, in denen die Zentren veröden.
In vielen Städten sind die Nachrichten aus dem Einzelhandel nicht gerade positiv, vor allem die Pandemie war Schuld an zahlreichen Schließungen in Fußgängerzonen. Auch in Brilon war die Stimmung vor einiger Zeit nicht gerade positiv. Insbesondere die Schließung von C&A in der Bahnhofstraße hatte Brilonerinnen und Briloner besorgt. Stirbt jetzt die Einkaufsstraße? Nein! Ganz und gar nicht. Seit rund einem halben Jahr gibt es fast nur positives zu berichten.
Neueröffnungen und Neustarter beleben Briloner Innenstadt
Nicht nur zieht Stefan Scharfenbaum mit der Schatzkiste in die Bahnhofstraße, auch das Eventhaus in Brilon sorgt für einen Treffpunkt inmitten der Fußgängerzone und mit der Goldschmiede, die in das ehemalige Schreibwarengeschäft Podszun eingezogen ist, wurde ein direkter Leerstand verhindert. Überraschend: Auch die Seitenstraßen in Brilon füllen sich wieder mit Leben. Die Boutique „Live & Enjoy by SK“ sowie „Nakama Manga“, ein Comic- und Manga-Geschäft, beleben den Steinweg wieder, wo zuvor „Mehralsschlappen“ und ein Tattoo-Geschäft geschlossen hatten. Direkt daneben, im ehemaligen Test-Zentrum, wird nun von „Maki Maki“ Sushi verkauft. Und die Derkere Straße erlebt aktuell ein Hoch: Nicht nur eröffnet dort Michis Bistro&Burger, auch Schnöggel-Eis wird es im ehemaligen Bio-Laden geben und das neue Ärztehaus sowie die Neueröffnung des Blumenladens Hoff sorgen für Fußgängerverkehr am Derkeren Tor. Die Innenstadt in Brilon blüht auf.
Förderprogramm der Stadt zieht Einzelhändler an
Nicht zuletzt auch, wegen des Förderprogramms, das die Stadt an Einzelhändler auszahlt. Bis zu 500 Euro monatlich erhalten die Händler bei einer Neueröffnung ein Jahr lang. Dann läuft die Förderung aus. Droht Brilon dann wieder die Schließungswelle? Oder ist die positive Entwicklung nachhaltig?
Ist das Konzept stimmig, setzt es sich durch
Christian Leiße, Vorsitzender des Gewerbevereins in Brilon, sieht die Entwicklung erst einmal positiv. „Da ist viel Neues in Schwung und es entsteht eine tolle Vielseitigkeit im Einzelhandel. Das ist immer gut. Allein der Umzug von der Schatzkiste in die Bahnhofstraße wird insbesondere bei externen Gästen gut ankommen und sorgt für einen tollen Branchenmix in der Innenstadt.“ Die gute Standortentwicklung mache den Menschen Mut, mit ihren Konzepten hierher zu kommen. „Wir werden urbaner und haben neben dem typischen Mainstream auch vielseitige Konzepte, wie beispielsweise Nakama Manga.“ Christian Leiße ist bewusst, dass das Förderprogramm beim Anschub helfe. „Aber wenn das Konzept stimmig und richtig für den Ort ist, dann setzt sich das auch durch. Beispielsweise das ‚Glücksgefühl‘ mit dem Frozen Yoghurt, die Individualität wird hier sehr geschätzt.“ Er nehme die Briloner Innenstadt nun vielschichtig wahr. „Wir haben viele kleine Juwelen in der Innenstadt.“
„Wir haben viele kleine Juwelen in der Innenstadt.“
Weitere Schließungen sind nicht zu verhindern
Natürlich sieht er die Entwicklung realistisch, in den nächsten Jahren wird es weitere Schließungen geben. „Meistens sind die Gründe aber nicht wirtschaftlich, sondern persönlich, altersbedingt oder es klappt aus gesundheitlichen Gründen für den Händler nicht mehr. Es ging nie um Insolvenzen. Was im Endeffekt auch für den Standort spricht.“ Jede Schließung ist für Leiße eine Chance für etwas Neues. So sei die Veranstaltung „Brilon blüht auf“ auch aus einer Schließungswelle heraus entstanden. „Jetzt gerade ist Brilon in einem magischen Moment, man muss die Möglichkeiten ergreifen.“
Maßnahmen wie Hubertaler und geringe Parkgebühren helfen Brilons Innenstadt
Auch seitens der Stadtverwaltung wird die Entwicklung positiv gesehen - und nicht nur auf das Förderprogramm geschoben: „Natürlich spielt das Förderprogramm auch eine Rolle, aber alleine wäre das Programm nicht ausreichend. Grundsätzlich muss man sagen, dass Brilon noch immer einen sehr guten Ruf als „Einkaufsstadt“ hat. Dies wissen auch die Gewerbetreibenden.“ Dazu gehören laut Stadt auch die gut laufenden Stadtfeste mit den verkaufsoffenen Sonntagen. Die Stadt Brilon ist sehr daran interessiert, dass die Innenstadt lebendig bleibt. „Maßnahmen wie der Hubertaler, Anpassung der Parkgebühren, Errichtung von Spielgeräten und Sitzmöglichkeiten in der Fußgängerzone aber auch das Förderprogramm für Neueröffnungen zeigen dies eindrucksvoll.“ Das Förderprogramm sei dann für viele Händler sowas wie die Kirsche auf der Torte. „Die Händler fühlen sich willkommen, wertgeschätzt und unterstützt. Niemand würde nur wegen der Förderung eröffnen, aber wenn es noch Zweifel bezüglich der Wirtschaftlichkeit gibt, nimmt das Förderprogramm einen Teil der Sorgen und minimiert das Risiko.“
Risiko muss in Kauf genommen werden
Auszuschließen sei es nicht, dass es auch hier und da dazu kommt, dass jemand feststellt, dass seine Geschäftsidee sich nicht wirtschaftlich trage. „Dieses Risiko muss man auch ein Stück weit in Kauf nehmen. Wenn drei Läden eröffnen, die sich vorher unsicher waren und dann bleiben zwei langfristig bestehen und einer schließt wieder, haben wir trotzdem zwei neue Geschäfte gewonnen.“ Von den bisher unterstützen Betrieben sind drei schon aus der Förderung ausgeschieden. Davon hat laut Stadt ein Dienstleister wieder geschlossen, da dieser aus privaten Gründen verzogen ist. Die anderen sind weiter existent. „In Kürze läuft bei weiteren Betrieben die Förderung aus und es ist nicht absehbar, dass weiter Betriebe wieder schließen werden.“
Bürgermeister richtet Appell an Brilonerinnen und Briloner
Bürgermeister Christof Bartsch betont: „Mit den vielfältigen Maßnahmen zur Attraktivierung und Aufwertung unserer Innenstadt haben wir nachhaltig nachgewiesen, welch hohen Stellenwert wir einer vitalen Innenstadt rund um unseren einladenden und wunderschönen Marktplatz beimessen.“ Ein reichhaltiges Angebot der Einzelhändler und Gastronomen verknüpfe sich hier mit einem Ort für Kultur, als Treffpunkt und ein Miteinander in Gemeinschaft zu vielen verschiedenen Anlässen. Er schließt mit einem Appell: „Dies uns allen und unseren Gästen zu erhalten und weiter zu entwickeln ist eine dauerhafte Aufgabe auch auf die Zukunft hin, der wir uns gerne stellen, die aber auch jede und jeden in seinem Konsumverhalten in die Verantwortung nimmt.“
Mehr WP Brilon
- Abonniere den Kanal WP Brilon/Winterberg - Westfalenpost auf WhatsApp.
- Immer auf dem neuesten Stand bleiben: Unsere News-App gibt es auch für Android und iPhone