Brilon. Die lebendige Briloner Stadt und ihre Feste sind geprägt von Christian Leiße als Vorsitz bei Prima Brilon. Den gibt er nun ab. Was folgt?

Am 19. Juni kommen Veränderungen auf Brilon zu: Christian Leiße wird sich nach mehr als 20 Jahren nicht mehr als erster Vorsitzender von Prima Brilon zur Wiederwahl stellen. Zwar werde er weiterhin den Gewerbeverein als ersten Vorsitzenden leiten, wie er gegenüber der Westfalenpost bestätigt, aber den Fachbereich des Einzelhandels werde er nicht mehr in seiner üblichen Position bekleiden. Mit diesem Ehrenamt gibt der Briloner zeitgleich zahlreiche Aufgaben ab, die die Stadt geprägt haben und weiterhin prägen werden.

Christian Leiße: Mehr als 20 Jahre für Prima Brilon tätig

Als erster Vorsitzender ist Christian Leiße, Inhaber von Damen- und Herrenausstatter Leiße mit Filialen in Brilon, Willingen und Winterberg, seit 21 Jahren für den Gewerbeverein tätig. Dieser besteht aus drei Fachausschüssen, zwei drehen sich um das Handwerk und die Autohändler – der dritte ist Prima Brilon, der aktiver im Stadtbild ist als die anderen beiden Fachausschüsse. Dazu gehören unter anderem die Organisation von „Brilon blüht auf“, dem Altstadtfest oder „Brilon bei Nacht“.

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Christian Leiße hat sich seine Entscheidung nicht leicht gemacht, doch sie schien notwendig. „Ich bin nun sieben Legislaturperioden Vorsitzender, ausgenommen die vier Jahre, in denen Stefan Scharfenbaum den ersten Vorsitz inne hatte und ich ihn als zweiten Vorsitzenden unterstützen durfte. Ich habe das alles ansonsten über viele Jahre allein gestemmt.“

Hollandmarkt die erfolgreichste Veranstaltung jemals

Christian Leiße schaut mit Stolz auf die vergangenen Jahre – und beginnt mit seinem Rückblick schon 2023. „Der Hollandmarkt war dieses Jahr mit 23.000 gezählten Besuchern die erfolgreichste Veranstaltung jemals. Unser Gewerbeverein setzt Maßstäbe und viele andere Städte hier in der Umgebung schauen auf das, was sich in Brilon tut“, sagt er. Was Prima Brilon leistet, ist nicht selbstverständlich. In vielen Städten krankt es aufgrund des strukturellen Wandels nicht nur an fehlenden Mitgliedern, sondern auch an fehlendem Engagement. Das hat es in Brilon nicht gegeben. Prima Brilon und seine aktiven Mitglieder – allen voran Leiße – stecken viel Zeit in den Verein. „Wenn Veranstaltungen anstehen, treffen wir uns oft Tage vorher immer morgens von 8 bis 10 Uhr und organisieren alles nötige.“ Christian Leiße hält inne. „Natürlich hätte ich diese Zeit auch in mein Unternehmen stecken können“, sagt er.

Mit den bunten Bändchen konnten Kunden sich während der Pandemie ausweisen und einfacher einkaufen gehen – umgesetzt hat das Christian Leiße.
Mit den bunten Bändchen konnten Kunden sich während der Pandemie ausweisen und einfacher einkaufen gehen – umgesetzt hat das Christian Leiße. © WP | Boris Schopper

Er steckt viel Zeit in eine Stadt, in der er nicht einmal lebt

Doch er steckt diese Zeit in eine Stadt, in der er nicht einmal selbst lebt. Warum? „Weil Brilon, wie ich finde, eine sehr lebenswerte Stadt ist. Sie liegt mir am Herzen“, sagt er. Brilon ist eine Stadt, für die Christian Leiße viele Ideen umgesetzt hat. Er sagt selbst, dass nicht jede Idee immer nur von ihm stammte, an der Umsetzung hat er umso härter gearbeitet. „Brilon bei Nacht“ zum Beispiel. Christian Leiße erinnert sich: „Wir haben festgestellt, dass viele Kunden Anfang November nach Korbach gefahren sind, um dort einzukaufen. Also haben wir uns das Late-Night-Shopping am 31. Oktober überlegt. Jede Jacke die dann in Brilon gekauft wird, landet in Korbach nicht mehr in der Einkaufstüte.“ Auch während der Pandemie denkt Christian Leiße einen Schritt weiter. Brilon ist in der Umgebung die erste Stadt, die Bändchen zum Shoppen einführt. Täglich gab es eine andere Farbe um zu beweisen, dass man getestet oder geimpft ist und die Geschäfte betreten darf. „Das haben wir alles organisiert“, sagt Leiße. „Wir haben immer aus den widrigsten Situationen das Beste gemacht.“ Oft hat Leiße Wertschätzung erhalten, früher haben ihn die Briloner angesprochen nach den großen Veranstaltungen. Kollegen haben eine Karte geschrieben, Schokolade gebracht.

Einkaufsstadt sollte im Fokus bleiben

Der Vorstand von Prima Brilon präsentiert den Stadtgutschein, v.l. Thomas Mester, Jörg Schlüter, Christian Leiße, Oliver Dülme und Thomas Hillebrand.
Der Vorstand von Prima Brilon präsentiert den Stadtgutschein, v.l. Thomas Mester, Jörg Schlüter, Christian Leiße, Oliver Dülme und Thomas Hillebrand. © Unbekannt | Carlo Kurzmann

„Immer heißt es, Bildung und Freizeit sind wichtig. Aber extremst wichtiges Kriterium ist eine lebendige Innenstadt. Die Politik fokussiert sich auf Brilon als Wirtschaftsstandort, dabei sind wir auch ein Tourismus- und Einkaufsstandort.“ Einkaufen, das spielt eine wichtige Rolle, wie Leiße sagt. Fast ist es wie ein kleiner Appell, den er Richtung Bürger, Wirtschaft und Politik schickt, bevor er seine aktivste Rolle abgibt. „Wir haben hier in Brilon alles was es braucht, wir haben einen tollen Branchenmix. Dennoch wird uns der Strukturwandel treffen und die Nachfolgersuche für die Einzelhändler wird nicht leicht. Unsere Innenstadt gehört in den Fokus.“

Jahrelange harte Arbeit hat Leiße „keine Stunde bereut“

Jahre harte Arbeit liegen hinter Christian Leiße. Hat sich das für ihn gelohnt? Ja, sagt er. „Ich habe mich damals ganz bewusst für Brilon entschieden, als ich in die Selbstständigkeit gegangen bin. Das hier ist eine schöne Innenstadt, eine tolle Stadt und ich wollte beitragen was mir möglich ist, um das hohe Niveau der Einkaufsstadt zu halten.“ Er nickt bekräftigend. „Ich bereue keine Stunde. Und der Erfolg gibt uns Recht.“ All die Stunden, die Christian Leiße investiert hat, hat er ehrenamtlich abgeleistet. „Um Entlohnung geht es auch gar nicht. Es hat eine hohe innere Befriedigung, etwas größeres zu planen und dann am Tag dort zu stehen und zu sehen, dass die Kasse voll ist und die Menschen in die Stadt kommen. Das ist ein gutes Gefühl.“