Brilon. Dieses Programm in Brilon ist so erfolgreich, dass schon Mitte des Jahres das Geld ausgeht. Jetzt muss entschieden werden, wie es weiter geht.
Als der Briloner Wirtschaftsförderer Oliver Dülme im Spätherbst 2022 die neue Förderung für die Ansiedlung von Einzelhandel, Dienstleistern und Gastronomen vorstellte, konnte er noch nicht ahnen, dass das Programm einmal ein durchschlagender Erfolg werden würde: „Damals lief die Förderung für ein landesweites Projekt aus, was aber nur teilweise erfolgreich war“, so Dülme.
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Der Grund für die verhaltene Beteiligung war schnell gefunden: „Das NRW-Programm setzte voraus, dass auch die Vermieter mitspielen und den Mietpreis um einen festen Prozentsatz senken mussten. Nicht jeder war davon wirklich begeistert“, so Dülme. So kam es damals zwar zu einigen erfolgreichen Ansiedlungsversuchen. Einige scheiterten aber auf den letzten Metern, weil ihr Vermieter nicht verhandlungsbereit war.
Für Oliver Dülme war das nicht zufriedenstellend. Und so schlug der Wirtschaftsförderer den Politikern in Brilon vor, den Vermieter aus der Gleichung zu nehmen: „Wir wollen ja die Geschäfte fördern“, so seine Begründung. Herzstück des Programms ist ein Mietzuschuss der Stadt in Höhe von maximal 500 Euro oder 50 Prozent der Miete. Grundlage sei die Altmiete des Vormieters, sofern diese vorliegt, so Oliver Dülme. Sollte diese nicht mehr zu ermitteln sein, soll sich der Zuschuss nach der ortsüblichen Miete richten. Galt die Förderung zunächst nur für die Bahnhofstraße, wurde sie später auf den gesamten inneren Stadtring erweitert, um zum Beispiel auch Ansiedlungen auf der Derkere Straße zu ermöglichen. Zusätzlich kann ein Basisbetrag für die Erstausstattungs- und Einrichtungskosten beantragt werden. Auch dieser wird mit 50 Prozent oder maximal 2500 Euro bezuschusst. Nicht jeder ist förderungsberechtigt: Gefördert werden Neueröffnungen oder Neuansiedlungen, Geschäftsnachfolgen sowie Verlagerungen in den zentralen Innenstadtbereich, auch in der Gastronomie. Ausgeschlossen von der Förderung sind Vergnügungsstätten, Filialisten und (Textil- oder 1-Euro-)Discounter. „Das Vorhaben muss zur gewünschten Belebung und Vielfalt der Briloner Innenstadt beitragen und darf nicht zu Trading-Down-Effekten führen. Das bestehende Angebot soll dabei gestärkt und ergänzt werden“, so Oliver Dülme im Jahr 2022 zum Ziel der Maßnahme.
Der Rat stimmte dem Vorschlag zu und legte damit die Grundlage für eine beispiellose Erfolgsgeschichte, die nun dazu führt, dass die eingeplanten Mittel für 2024 schon jetzt verbraucht sind und auch andere Städte und Gemeinden sich ein Beispiel am Briloner Modell genommen haben, wie es in einem Antrag an den Haupt- und Finanzausschuss der Stadt Brilon heißt. Gab es im Jahr 2023 nur drei Interessenten, so wuchs der Kreis in diesem Jahr auf ganze zehn Förderwünsche an, einer davon sogar für 2025: „Wir haben nicht damit gerechnet, dass das Programm so erfolgreich wird“, gibt Dülme zu. Ziel sei es gewesen, den Gründern unter die Arme zu greifen. „Ihnen ein Stück weit die Sorgen zu nehmen“, so Dülme. Er stellt aber klar: „Die Förderung soll Neuansiedlungen unterstützen. Das Geschäftsmodell sollte dauerhaft aber auch ohne Förderung möglich sein“, so Dülme. Deswegen wird die Förderung auch nur für ein Jahr ausgezahlt.
Narges Bercin: „Die Förderung hat mir die Sorgen genommen“
Narges Bercin hat im Februar ihr neues Geschäft eröffnet. „Ich wusste erst gar nicht, dass es diese Förderung gibt“, sagt Bercin. Herr Dülme habe ihr dann aber von der neuen Möglichkeit berichtet und ihr sei ein Stein vom Herzen gefallen: „Man weiß ja nie so genau, wie es läuft. Die Förderung hat mir einfach einen Teil meiner Sorgen genommen und mir etwas Sicherheit gegeben“, so Bercin. Die Förderung sei ein gutes Instrument, welches ihr sehr geholfen habe. Mittlerweile habe sich das Nakama Manga aber etabliert: „Ich habe mittlerweile viele Stammgäste, die immer wieder kommen und sich mit den neuesten Büchern eindecken“, kann die Geschäftsfrau berichten. Auch der vergangene verkaufsoffene Sonntag im Rahmen von Brilon blüht auf, lief für das Geschäft erfolgreich. Genau für solche Läden sei das Förderprogramm gegen Leerstände in der Briloner Innenstadt gedacht, das es seit Anfang 2023 gibt. „Das nimmt gerade richtig Fahrt auf“, sagte Oliver Dülme zur Eröffnung des Ladens gegenüber der Westfalenpost.
Der Erfolg des Programms lässt sich auch beziffern: „Alle dreizehn Neuansiedelungen in den letzten anderthalb Jahren sind Teil des Förderprogramms“, so Oliver Dülme. Der Schwerpunkt liege zwar auf dem Einzelhandel, „unter den Geförderten sind aber auch Dienstleister und Gastronomen“, so Dülme abschließend. An diesem Mittwoch soll nun der Finanz- und Hauptausschuss entscheiden, ob das Programm einmalig mit 42.500 Euro aufgestockt wird. Insgesamt würde das Programm in diesem Jahr damit 85.000 Euro als Ausgabe in den Haushalt der Stadt Brilon einfließen.