Antfeld/Olsberg. Verkehrschaos in Antfeld: Die Sperrung der Hüttenstraße Richtung Olsberg sorgt für Staus, Lärm und Raser im Dorf. Die Anwohner sind am Ende.
Die Nachricht, dass die Sperrung zwischen Olsberg und Altenbüren noch bis weit in den Herbst andauern wird, verbreitet sich rasch - und schlägt ein wie eine Bombe. Ortsvorsteher von Antfeld, Martin Aleff, sagt: „Der Artikel ging durch viele Whatsapp-Gruppen, denn die Sperrung beschäftigt ja wirklich viele Menschen.“ In der Tat: Schon seit geraumer Zeit sorgt die Sperrung zwischen Altenbüren und Olsberg für knirschende Zähne und zähflüssigen Verkehr, denn wer von Brilon nach Olsberg möchte, muss schon seit Wochen und Monaten einen Umweg in Kauf nehmen. Die Hüttenstraße ist aktuell noch immer gesperrt und nach Auskunft der Stadt Brilon, die für die Arbeiten zuständig ist, wird das auch noch dauern. Ziel ist es, dass die Straße im Oktober wieder befahrbar ist. Nicht nur für Pendler eine gute Nachricht, sondern auch für die Antfelder. Die Dorfbewohner können nämlich langsam nicht mehr.
Oberhalb der Ampelkreuzung von Antfeld rauscht der Verkehr
7.20 Uhr, ein Dienstag in den Sommerferien. Oberhalb der Ampelkreuzung von Antfeld rauscht der Verkehr. LKWs, Autos, Trecker. Vor der Ampel stauen sich die wartenden Autos, manche fahren noch schnell über rot den Berg hinauf. Es ist laut, Martin Aleff muss die Stimme erheben, wenn er sich verständlich machen will. „Dass Altenbüren schon so lange dicht ist, sorgt dafür, dass wirklich viele Autos die Abkürzung durch das Dorf nehmen, um nach Olsberg zu fahren.“ Ein Riesenproblem. Eigentlich ist die Strecke nur für Anwohner freigegeben. Sie führt durch das Dorf, vorbei an Gärten, spielenden Kindern, Schulwegen und Bushaltestellen. „Hier unten“, Martin Allesch deutet auf ein Haus an der Straße Oberdorf. „Hier hat ein Anwohner extra ein Tor vor seinen Hof gemacht, damit die Kinder ungefährdet spielen können.“
Polizei kontrolliert in Antfeld die Abkürzer
Schon oft habe die Polizei bei Oberdorf gestanden und am Fuße des Berges kontrolliert. „Teilweise hat sich vor der Verkehrskontrolle ein Stau entwickelt und jeder Autofahrer wurde angehalten und bekam einen Strafzettel.“ Die Belastung für das Dorf ist immens. Nicht nur, das es im Ortskern selbst schwierig für Eltern wird, die Kinder unbehelligt zur Bushaltestelle laufen zu lassen, denn kaum ein Fahrer hält sich an die vorgeschriebenen 30 km/h. Auch auf der B480 rollt der Verkehr - und das um ein vielfaches. Martin Aleff schüttelt den Kopf. Er berichtet von brenzligen Situationen. Von LKWs, die noch schnell über rot rasen, damit sie den Berg hoch kommen. Von Staus und von einer Autoschlange, die es schwer macht, überhaupt aus dem Dorf heraus abzubiegen. „Wir ersticken im Verkehr!“, sagt Aleff.
Rat Olsberg bespricht Belastung der Anwohner
Ein Thema, das sogar schon im Rat behandelt wurde. Im Rahmen einer Öffentlichkeitsbeteiligung hinsichtlich des Lärmschutzaktionsplanes hatten Bürgerinnen und Bürger Stellung bezogen, wie sehr der Krach von PKW, Lastzügen und mitunter auch Baustellenfahrzeuge ihre Lebensqualität und Gesundheit beeinträchtigt. Nach einer groben Schätzung sind täglich zwischen der Auffahrt zum Autobahnzubringer bzw. in Richtung Ortsumgehung Olsberg rund 10.000 Fahrzeuge unterwegs. Folglich bleibe da die Lärmbelästigung nicht aus und liege mit 72,2 Dezibel tagsüber und 62.2 Dezibel nachts erheblich über den Orientierungswerten nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz. Ein Tempolimit und ein nächtliches Fahrverbot für LKW könnten Abhilfe schaffen.
Sperrung bis Herbst frustet das gesamte Dorf
Dass die Sperrung nun noch bis Oktober anhält, frustet ihn und das gesamte Dorf. „Die Sperrung der Hüttenstraße wird aufgrund von zusätzlichen Kabelarbeiten als auch anstehendem Fels in der Kanaltrasse voraussichtlich bis Ende Oktober bestehen bleiben“, hatte eine Sprecherin der Stadt Brilon gegenüber der WP erklärt. Die Kabel- und Kanalarbeiten sind in der Hüttenstraße fast abgeschlossen. In Kalenderwoche 29 wird mit dem Setzen der ersten Bordsteine und somit dem Straßenbau begonnen. Der Ausbau der angrenzenden Desmecke erfolgt dann ab August. Nicht die einzige Baustelle, die sich verzögert.
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Ortsanbindung lässt auf sich warten
Martin Aleff wartet noch immer auf die Ortsanbindung. Auf Nachfrage wird ihm gesagt, vor 2025 oder 2026 werde der Bau nicht begonnen. Ein Thema, das den Ortsvorsteher schon seit Jahren beschäftigt. Insbesondere seit klar ist, dass er sein Amt im nächsten Jahr niederlegen möchte. „Ich habe mich jahrelang für eine vernünftige Verkehrsentlastung eingesetzt, jetzt hadere ich mit mir, denn wenn ich mir die B7n oder die Ortsanbindung ansehe, habe ich nicht das Gefühl, dass ich viel erreicht habe.“ Dabei ist Martin Aleff jemand, der anpackt. Der rumtelefoniert, seine Antfelder informiert, wenn es wichtig ist. Ein Ortsvorsteher, der auch selbst mal bei Stadt und Presse anruft, um auf die Angelegenheiten seines Dorfes aufmerksam zu machen. Trotzdem spürt man die Verdrossenheit. Politik-Verdrossenheit? Auf jedenfall Bürokratie-Verdrossenheit.
Für Antfeld hofft Martin Aleff nun auf ein schnelles Ende der Bauarbeiten. Darauf, dass der Dorfkern nicht mehr von abkürzenden Fahrern überflutet wird. Und darauf, dass im nächsten Jahr jemand da ist, der sich - sobald er das Amt niederlegt - ebenfalls dafür einsetzt, dass der Verkehr nicht mehr unerträglich sein wird.
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