Brilon/Hochsauerlandkreis.. Zur geplanten Sparkassenfusion im Sauerland wird viel Kritik laut: Ein Fokus liegt auf den hohen Gehältern für Vorstandsmitglieder.

„Es führt kein Weg daran vorbei.“ Bürgermeister Dr. Christof Bartsch wird deutlich, als er auf der Ratssitzung am 4. Juli den dritten Tagesordnungspunkt eröffnet. Es geht um die geplante Fusion der Sparkassen im Sauerland, die bereits von den Verwaltungsräten der beteiligten Geldinstitute beschlossen wurde und nun auch den Räten zur Entscheidung vorgelegt werden muss.

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Viel Wert habe er darauf gelegt, dass den Ratsmitgliedern aufgrund dieser weitreichenden Entscheidung ausreichend Zeit zur Verfügung gestellt wird: „Aktuell werden in allen beteiligten Räten sehr ähnliche Vorlagen zur Fusion diskutiert. Das Ziel ist es, die Debatte bis spätestens 19. September abzuschließen“, so Bartsch. Die Fusion soll dann zum 1. Januar durchgeführt werden.

Bürokratie als Haupttreiber der Fusion

Ingo Ritter, der aktuelle Vorstandsvorsitzende der Sparkasse Hochsauerland, stellte sich im Anschluss den Fragen der Ratsmitglieder. Zuvor begründete er in einem kurzen Vortrag die Notwendigkeit der Fusion: „Wir fusionieren nicht aus wirtschaftlichen Gründen“, so Ritter. Haupttreiber sei die Bürokratie: „Wir werden überschüttet mit Regularien, das können wir auf Dauer nicht mehr bewältigen“, erklärte Ritter und untermauerte dies mit einem Beispiel: „Aktuell haben wir eine Mitarbeiterin in Teilzeit, die eine vorgeschriebene Aufgabe nebenbei erledigt. Im nächsten Jahr sind dafür wegen neuer Vorschriften bis zu drei Mitarbeiter notwendig“, so Ritter. Der Sparkassenchef betonte, dass es zu keinen Kündigungen kommen werde: „Wir müssen wegen des Fachkräftemangels ohnehin alles dafür tun, um unsere Mitarbeiter zu halten“, so Ritter.

Wichtig ist ihm auch: „Wir behalten die Kompetenz vor Ort.“ Kein Kunde müsse in Zukunft nach Meschede oder Neheim zur Beratung fahren, das sei das Versprechen, welches zumindest für die nächsten zwei bis drei Jahre gelten soll. Die beteiligten Sparkassen erhofften sich von der Fusion darüber hinaus Synergieeffekte, um schneller auf moderne Anforderungen reagieren zu können.

Kritische Fragen zur Vorstandsebene

Dieter Weber von den Sozialdemokraten legte anschließend den Finger in die Wunde: „Warum wird es eigentlich nicht auch auf der Vorstandsebene Synergieeffekte geben?“, fragte Weber. Diese Frage sei ihm auch von Bürgern häufiger gestellt worden. Geplant ist, dass das neue Institut von drei Vorständen und drei Stellvertretern geführt wird. Ingo Ritter wird dabei den Posten des Vorstandsvorsitzenden übernehmen, Jürgen Hillebrand wird sein Stellvertreter.

Dabei steht auch das Gehalt der Sparkassenchefs in der Kritik. Sparkassenvorstände gelten in Deutschland, vor allem im Vergleich zu anderen öffentlich-rechtlichen Unternehmen wie den Stadtwerken, als außergewöhnlich gut bezahlt. 379.000 Euro hatte ein Sparkassenvorstand im Jahr 2021 durchschnittlich auf dem Lohnzettel, so eine Studie der Zeppelin Universität. Die Spitzenmanager bei Krankenhäusern verdienten 238.000 Euro, in der Branche der Energie- und Wasserversorgung sowie Stadtwerke sind es 231.000 Euro.

„Wir richten uns da nach der Empfehlung unseres Verbandes“, so die Antwort von Ingo Ritter. Der Bürgermeister fügte jedoch hinzu: „Es ist sicher nicht auszuschließen, dass sich auch auf der Vorstandsebene noch etwas ändert, wenn sich alles eingespielt hat“, so Dr. Christof Bartsch.

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Zwar wird die Kundennähe der Sparkasse in Brilon durchaus gelobt: „Ich bin damals zur Sparkasse gewechselt, weil alles viel moderner wirkte, das machte damals wirklich einen guten Eindruck auf mich“, sagte zum Beispiel Günter Wiese von der SPD. In letzter Zeit sei es jedoch häufiger zu Berichten über ausgefallene Geldautomaten oder lange Schlangen gekommen, merkte ein Ratskollege an.

„Schlangen lassen sich leider nicht immer vermeiden“, meinte Ingo Ritter. Die Bank würde aber ihr Bestes geben, um darauf angemessen zu reagieren: „Manchmal scheitert es aber auch an Sprachbarrieren“, so Ritter. Bei den Geldautomaten nimmt er aber auch die Bevölkerung in die Pflicht: „Nach dem Schützenfest waren sämtliche Geldautomaten beschädigt, weil jemand Münzgeld in die Scheinausgabe gesteckt hat“, kann Ritter berichten.

Reduktion der Zweckverbandsversammlung

Weil die Zweckverbandsversammlung der Sparkasse, in der die gewählten Vertreter aus den Räten der beteiligten 14 Kommunen sitzen, von 44 auf 30 Mitglieder reduziert werden soll, spricht Ludger Böddecker (SPD) von einer „Entdemokratisierung“: „In der Zweckverbandsversammlung ist eine Partei dann besonders stark vertreten“, kritisiert der Sozialdemokrat und meint damit die CDU, die in den meisten Räten im Sauerland die Mehrheit stellt und damit auch in der reduzierten Zweckverbandsversammlung stärker vertreten sein wird. Ob man hier allerdings von einer „Entdemokratisierung“ sprechen sollte, ist eher fraglich, schließlich repräsentiert die Zusammensetzung in der Zweckverbandsversammlung vor allem auch den Wählerwillen.

„Dafür bin ich der falsche Ansprechpartner“, erwiderte Ingo Ritter. Er habe jedoch die Erfahrung gemacht, dass größere Gremien nicht unbedingt besser seien.

Sparkasse erhöht Spendenaufkommen

Zum Abschluss hatte der Vorstandsvorsitzende auch noch gute Nachrichten im Gepäck: „Wir erhöhen das Spendenaufkommen“, kündigte der Banker an. Auch wenn sich die Sparkasse operativ aus vielen Veranstaltungen, wie zum Beispiel dem Weihnachtsmarkt, zurückgezogen habe, wolle sich die Bank auch weiterhin vor Ort engagieren: „Wir organisieren den Weihnachtsmarkt vielleicht nicht mehr selbst, würden uns aber daran finanziell beteiligen“, so Ritter.

Beschlossen werden soll die Fusion dann nach der politischen Sommerpause in der Sitzung des Rates am 5. September um 17.30 Uhr im Kolpinghaus.