Marsberg/Brilon. Die horrenden Spritpreise machen viele Autofahrer wütend. Das sorgt auch für Diskussionen an der Tankstelle. Josef Bunse aus Marsberg berichtet.

Die aktuell hohen Spritpreise sind für viele Menschen ein Ärgernis, für viele auch ein echtes Problem. Beispielsweise wenn sie aus beruflichen Gründen auf das Auto angewiesen sind und zum Teil täglich weite Strecken hinter sich lassen. Eine Berufsgruppe bekommt diese Problematik hautnah mit: Tankwarte. Auch in Marsberg und Brilon. Josef Bunse ist Geschäftsführer der Tankstelle Bunse in Marsberg und erklärt, wie sich die Preise auf das Kundenverhalten auswirken und ob es noch eine gute Tageszeit gibt, um vergleichsweise günstig an Sprit zu gelangen.

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Die Tankstelle existiert seit 1965. In den ersten drei Jahren änderten sich die Tankpreise kein einziges Mal. Heutzutage sieht das ganz anders aus. Änderungen fünf Mal am Tag sind mittlerweile der Alltag und schon länger keine Seltenheit mehr. Während bei den großen Konzernen ein Knopfdruck genügt und Preistafeln verändern sich, ist der Aufwand für Bunse schon bedeutend größer. Zehn bis 15 Minuten nehme die Änderung in Anspruch. Bei bis zu fünf Änderungen am Tag, ist schon über eine Stunde notwendig, um die Kunden zu informieren.

Spritpreise ärgern Tankstellenkunden in Marsberg

Die Kundschaft an seiner Tankstelle in Marsberg reagiere zum Teil verständnisvoll, weil zu viel am Weltmarkt spekuliert würde. „Das ist auch so. Seit Jahren wird das Öl teurer, sobald der Dollar steigt.“ Er glaubt, dass sich die Preise bald wieder normalisieren. Dass sie wie vor einigen Monaten fallen, denkt er zwar nicht, aber Spritpreise für zwei Euro soll es dann wohl nicht mehr geben. Die Kunden hätten Redebedarf, würden gegen Russlands Präsidenten Wladimir Putin und die Deutsche Bundesregierung wettern. „Sie regen sich über die Gutscheine und Rabatte auf, die gerade zu dem Thema diskutiert werden.“

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Angefeindet wegen der Spritpreise wird er nicht. Wer bei ihm tankt, wisse, dass alle Tankstellen derzeit gleichermaßen in Deutschland betroffen sind und hohe Preise für den Kraftstoff verlangen. „Die Begründung der Konzerne, ,das liege am Wettbewerb’, ist meiner Meinung nach totaler Quatsch. Die haben einfach eine unbegrenzte Macht und tanzen den Leuten auf den Köpfen rum“, sagt Bunse. Er würde sich ein Gesetz wünschen, dass eine maximal einmalige Preisänderung pro Tag möglich ist. Das wäre für ihn gerechtfertigt.

Wie entwickeln sich die Spritpreise in Marsberg?

Die Kunden fragen immer wieder mal, ob er wisse wie sich die Preise entwickeln werden. Manchmal kann Bunse das zumindest für einen kurzfristigen Zeitraum, aber wie es in der kommenden Woche aussehen könnte, wäre einem Blick in die Glaskugel gleichzusetzen. So ist sein Tipp weiterhin abends die Tankstellen aufzusuchen. Die Regel, dass die Preise dann am niedrigsten sind und morgens früh am höchsten, gelte noch immer. Aber es wird auch ein bisschen ruhiger an den Zapfsäulen. „Man merkt hier schon, dass die Leute ein bisschen weniger fahren und Spazierfahrten derzeit aufschieben, damit sie nicht unnötig Sprit verbrauchen.“

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Jörg Hupperich ist Pächter einer Tankstelle in Brilon. Auch er bemerkt, dass viele Kunden verärgert sind über die Preissituation. Manche hingegen nehmen es mit Humor und sagen, dass sich nach dem Gang zur Zapfsäule der Wert des Autos erhöht habe. Viele Kunden sind aber ebenso der Meinung, dass Hupperich für die Preise verantwortlich ist. Was nicht stimmt. Er verdient pro verkauften Liter einen Anteil. Der Spritpreis hat auf seinen Verdienst keine Auswirkungen. Vielmehr würde er sich über niedrige Preise freuen, weil dann mehr getankt wird.

Tankwart entschärft Situation in Brilon mit Humor

„Die Leute glauben, dass ich mir die Taschen fülle, aber ich erkläre ihnen dann die Situation und versuche mit Humor für Entspannung zu sorgen. Dann sage ich beispielsweise, dass ich mir jetzt einen Urlaub leisten kann.“ Das funktioniere. Auch bei ihm fragen die Kunden immer mal nach, wann denn die Preise wieder fallen, aber da er keinen Einfluss darauf hat, kann er keine Antwort geben. Zwischen 10 und 15 Mal verändert sich jeden Tag die Anzeigentafel. Hupperich ist froh, dass er die Veränderungen nicht mehr händisch vornehmen muss, sonst könnte er den ganzen Tag auf der Leiter bleiben.

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Er kann seinen Kunden keine Empfehlungen geben für günstige Zeiten am Tag. Manchmal wäre Nachts eine gute Wahl, aber das gelte nicht immer. Auch der Briloner merkt, dass die Leute nun umsichtiger mit dem Sprit umgehen. „Sie kaufen jetzt zum Beispiel eine Stange Zigaretten statt einer Packung und sagen, dass sie so nicht noch öfter losfahren müssen.“