Brilon. Brilons Bürgermeister Dr. Bartsch ist Mitglied des Spitzengremiums der Internationalen Hanse. Das Bündnis zieht Konsequenzen wegen des Kriegs.

Im Hotel am Kurpark sangen sie im Herbst 2019 noch gemeinsam die Europa-Hymne, wegen des Angriffs auf die Ukraine hat das Präsidium der Hanse die Vertreter aus Russland und Belarus jetzt in einer Sondersitzung „bis auf Weiteres“ von allen offiziellen Funktionen entbunden, jegliche Beteiligung der russischen und weißrussischen Mitgliedsstädte an Hanse-Aktivitäten ausgeschlossen und die finanzielle Förderung von Hanse-Projekten ausgesetzt. Der Briloner Bürgermeister Dr. Christof Bartsch ist Mitglied des bisher fünfköpfigen Spitzengremiums der Internationalen Hanse: „Die Maßnahme richtet sich gegen Präsident Putin, nicht gegen die Menschen.“

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Auf der Hanse-Homepage besteht das Präsidium jetzt nur noch aus vier Mitgliedern. Der Bann hat nämlich auch Olga Popova getroffen. Die stv. Bürgermeisterin von Welikij Nowgorod hatte zwar an der Video-Sitzung des Präsidiums teilgenommen, sich - so Bürgermeister Dr. Bartsch - aber zu der Invasion in der Ukraine „inhaltlich nicht geäußert“.

Zu den 194 Hansestädten aus 16 Ländern gehören 17 in Russland und zwei in Belarus

Klar Position dagegen bezieht jemand anderes, dem Dr. Bartsch wiederholt die Hand geschüttelt hat: Iwan Zezerski, ehemaliger Bürgermeister von Pskow und heute Präsident des russischen Städtetages, verurteilt auf seinem Account in Sozialen Medien die „Lügen und Erniedrigungen“, die international über die russische Armee und das vereinigte russische Volk verbreitet würden.

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Zu den 194 Hansestädten aus 16 Ländern gehören 17 in Russland und zwei in Belarus. Zweimal haben die Int. Hansetage bisher in Russland stattgefunden - und beide sind der Briloner Delegation noch in ganz besonderer Erinnerung. Zum einen der von 2009 in Welikij Nowgorod, einer 200.000 Einwohner großen Stadt, die als erste ihres Landes Gastgeber der internationalen Hansefamilie war.

Ga war nicht nur die Hanse-Welt noch in Ordnung: Bei der Herbstversammlung 2019 im Vorfeld des Hansetages in Brilon: von links Bürgermeister Dr. Bartsch, Jan Lindenau, Vormann der Int. Hanse, Waldfee Sarah Schleich, Iwan Zezerski, Ex-BM von Pskov und Vorsitzender des Russischen Städtetages sowie Landrat Dr. Schneider Hanse, Waldfee Sarah Schleich, Iwan Zzerskii, Ex-BM von Pskov und Vorsitzender des Russischen Städtetages sowie Landrat Dr. Schneider
Ga war nicht nur die Hanse-Welt noch in Ordnung: Bei der Herbstversammlung 2019 im Vorfeld des Hansetages in Brilon: von links Bürgermeister Dr. Bartsch, Jan Lindenau, Vormann der Int. Hanse, Waldfee Sarah Schleich, Iwan Zezerski, Ex-BM von Pskov und Vorsitzender des Russischen Städtetages sowie Landrat Dr. Schneider Hanse, Waldfee Sarah Schleich, Iwan Zzerskii, Ex-BM von Pskov und Vorsitzender des Russischen Städtetages sowie Landrat Dr. Schneider © Jürgen Hendrichs

Der Briloner Auftritt fand dort ein besonderes Medien-Echo: Stand in jenem Jahr mit Waldfee Elena doch ein Russisch sprechender Gast zur Verfügung. Und in Pskow hatte Dr. Bartsch 2019 die Hanse-Fahne übernommen, die dem jeweils kommenden Gastgeber der Int. Hansetage in Obhut gegeben wird.

Individuelle Kontakte zu Russland weiter pflegen

Vom 26. bis 29. richtet Neuss den 42. Int. Hansetag aus. Die Stadt am Rhein hat ebenfalls eine besondere Beziehung zu Pskow: Seit 1990 besteht eine intensiv geführte Partnerschaft. Die aber hat die Stadt Neuss angesichts des Ukraine-Konfliktes Anfang März ebenfalls „bis auf Weiteres“ ruhend gestellt.

Im Rahmen des Hansetages in Neuss findet die nächste Delegiertenversammlung statt, bei der die aktuelle Situation diskutiert wird. Der Städtebund wertschätze die persönlichen Kontakte und Beziehungen zu den hanseatischen Freunden in Russland, heißt es. Individuell sollen diese Kontakte weiter gepflegt werden, aber: „Eine Zusammenarbeit auf offizieller Ebene ist erst wieder möglich, wenn Frieden herrscht“.

In einer Erklärung „Gegen den Krieg in der Ukraine, für ein friedliches Europa“ verurteilt der Städtebund „den Krieg Russlands gegen die Ukraine auf das Schärfste“. Gleichzeitig wird die Notwendigkeit betont, miteinander im Gespräch zu bleiben und alle Bemühungen, Frieden zu stiften, zu unterstützen. Die Zusammenarbeit im Städtebund habe gezeigt, dass sich viele Menschen in den russischen Hansestädten dem europäischen Gedanken verbunden fühlen: „Wir bestärken sie ausdrücklich in ihren Bemühungen, sich für Frieden und Freiheit einzusetzen und unterstützen sie beim Widerstand gegen die Entscheidung eines Angriffskriegs von Präsident Putin.

Übrigens: Am Donnerstag, 24. März, ist es genau zwei Jahre her, dass Bürgermeister Dr. Bartsch die pandemiebedingte Absage des 40. Int. Hansetages in Brilon bekannt geben musste. Mit dem Alternativ-Programm, den „1. Virtuellen Hansetagen“ hat die Stadt des Waldes dann aber das Beste darauf gemacht und sich einen besonderen Platz in der Hansegeschichte gesichert.