Hochsauerlandkreis. Wer mit seinem Auto zur Tankstelle fährt, spürt die Auswirkung der gestiegenen Spritpreise. Unternehmen leiden ebenfalls. Wer eine Chance sieht:
Der Krieg in der Ukraine macht sich unter anderem deutlich an den heimischen Tankstellen bemerkbar. Aber unter den enorm angestiegenen Benzinpreisenleiden nicht nur Privatpersonen, sondern auch ganze Branchen. Berufsgruppen, die täglich viele Kilometer zurücklegen müssen, haben kaum Alternativen, um mit den Mehrausgaben umzugehen. Vertreter aus verschiedenen Branchen im Altkreis Brilon schildern ihre Situation und was das für die Kunden zur Folge haben könnte.
Spritpreise haben keine Auswirkungen auf das Fahrangebot der RLG
Auch das Briloner Unternehmen Regionalverkehr Ruhr-Lippe GmbH (kurz RLG) bemerkt die steigenden Kosten und beobachtet diese Entwicklung mit einer gewissen Sorge, zumal ein Ende noch nicht abzusehen ist. „Da sitzen wir im gleichen Boot, wie alle anderen in dieser Zeit“, so RLG-Geschäftsführer André Pieperjohanns. „Allerdings sehen wir uns gerade jetzt und hier auch als Teil der Lösung und möchten so viele Fahrgäste wie möglich zu einem Umstieg in Busse und Bahnen bewegen“, ergänzt Pressesprecherin Annette Zurmühl.
Die Entwicklung der Energiepreise hat zunächst keine Auswirkung auf das Fahrplanangebot der RLG. Für den genehmigten Linienverkehr hat das Unternehmen einen Beförderungsauftrag, dem auch nachgekommen wird.
RLG-Ticketpreise blieben vorerst Stabil
Für die Fahrgäste bleiben die Ticketpreise bis zur nächsten Tarifanpassung am 1. August in diesem Jahr stabil. Es wird auch dann voraussichtlich nur eine moderate Anpassung geben. Dabei agieren die Verkehrsunternehmen nicht für sich allein, sondern als Teil einer Tarifgemeinschaft. Für die RLG ist dies die WestfalenTarif GmbH. Die Vorlaufzeit einer Tarifmaßnahme beträgt mehrere Monate. Neben den unterschiedlichen Partnern in der Verkehrsgemeinschaft (Bus- und Bahnunternehmen) müssen auch die jeweiligen Aufsichtsgremien der Ausgestaltung (Höhe) einer Tarifmaßnahme zustimmen. Der Tarif wird dann schlussendlich durch die Bezirksregierung genehmigt.
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Grundsätzlich spielen neben den Kosten für Diesel auch Strom-, Personal- und weitere Sachkosten sowie ein Inflationsausgleich bei den in der Regel jährlichen Tarifanpassungen eine Rolle.
Die RLG setzt im Hochsauerlandkreis und im Kreis Soest insgesamt 105 eigene Omnibusse ein, zudem sind auch zahlreiche Subunternehmer mit eigenen Fahrzeugen in unserem Auftrag im Einsatz. Der eigene Fuhrpark verbraucht rund zwei Millionen Liter Diesel im Jahr.
Pflegedienst Apocare in Winterberg: Minusgeschäft mit Kilometergeld
Jenalyn Scharr leitet den Pflegedienst Apocare in Winterberg. 48 Mitarbeiter hat sie. Fahrten zu Patienten sind Teil des Geschäftes. „Bei den steigenden Spritpreise macht man sich schon Gedanken. Ich bin schon froh, dass wir drei Elektroautos haben. aber die Preise steigen da ja auch.“ Sie bietet einen Essen auf Rädern Service an und sie wird öfter gefragt, ob sich das Angebot erweitern ließe. Derzeit hat sie dafür ein Fahrzeug im Einsatz. Umsetzen lässt sich das unter den jetzigen Bedingungen allerdings nicht. 30 Cent zahlt ihr der Staat pro gefahren Kilometer. „Das wäre dann nur ein noch größeres Minusgeschäft. Ich wollte schon bei den Krankenkassen fragen, ob sie die Refinanzierung vielleicht in dieser Zeit erleichtern wollen.“
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Die täglichen Routen musste sie schon noch genauer anpassen. Änderungswünsche sind nur schwer zu berücksichtigen. Eine Patientin würde gerne später angefahren werden. Die Pflegekraft müsste dafür aber von Hesborn nach Züschen fahren und zwischendurch wieder zurück. Mit den derzeitigen Mehrkosten nicht machbar. „Und dann bekomme ich noch zu hören, dass wir super bezahlt werden. Ich muss die Wege jetzt so kurz wie möglich halten.“ Ohnehin hat sie schon keine zwei Autos im gleichen Ort zeitgleich fahren.
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Zum Beruf gehören auch Fahrten zu Ärzten. Das wird den Patienten zwar privat in Rechnung gestellt, allerdings ließe sich laut Scharr auch mit den dort vorgeschriebenen 40 Cent pro gefahrenen Kilometer kein Ausgleich für die erhöhten Kosten erzielen. Dennoch bleibt das Angebot bestehen. Gleiches gilt für Einkäufe für beziehungsweise mit Patienten. Im Schnitt fährt jedes der acht Fahrzeuge am Tag circa 70 Kilometer.
Bezahlbare Fahrten für Taxiunternehmen
„Die Fahrten müssen für den Kunden bezahlbar sein“, sagt eine Taxifahrerin aus dem Raum Marsberg. Das schwierige sei aber, dass bei steigenden Spritpreisen eine Preiserhöhung für die Fahrten nötig sei, aber dann würden die Kunden fehlen und die Fahrzeuge blieben leer. „Da habe ich auch nichts von. Die Kosten laufen dann weiter. Aber ich kann verstehen, dass die Kunden das nicht wollen, aber wir können nicht umsonst fahren.“