Winterberg. Beim Adventure Golf in Winterberg können Menschen mit Sehbehinderung den Kurs kennenlernen und jene, die die Einschränkung kennenlernen möchten.
„Mein Mann stand am Loch und sagte ‘hierher’ und schließlich traf ich öfter als er. Manche Leute sehen schlecht und treffen nicht, andere sind unkonzentriert“, sagt Katrin Spies-Gußmann mit Blick auf ihre vergangene Golfpartie. Sie hatte vor Jahren ihre Sehkraft verloren, aber lässt sich davon nicht die Freude am Leben nehmen. Jedes Jahr veranstaltet der Blinden- und Sehbehindertenverein Westfalen eine „Woche des Sehens“ im Oktober. Spies-Gußmann ist Teil der Bezirksgruppe Wittgenstein und Umgebung zu der auch Winterberg gehört. An diesem Wochenende findet auf der Adventure Golf Anlage von Monique Schloßmann und ihrem Freund Robin Homrighausen eine besondere Aktion statt, die Menschen mit und ohne Sehbehinderung zusammenbringt. Dabei soll es vordergründig um Spaß gehen, aber nicht nur.
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Die Idee dazu kam der 52-Jährigen vor einigen Monaten. Sie selbst kommt aus Hamburg, machte gerne Urlaub in Dänemark und spielte dort gerne Adventure Golf. Mittlerweile wohnt sie in Berleburg und wollte mit ihrem Mann schon lange gerne in Winterberg spielen. Corona machte lange einen Strich durch das Vorhaben, aber dann probierten sie es aus und sie dachte sofort an die Vorbereitungen für die Woche des Sehens. Sportlich darf es gerne zugehen, wichtig ist der Inklusionsgedanke. Menschen, die sehen können sollten auch teilnehmen können und eine Möglichkeit haben zu erfahren, wie es sich anfühlt, mit einer Sehbehinderung oder einer Einschränkung klarkommen zu müssen.
Brillen simulieren Sehbehinderung in Winterberg
„Mein Mann und ich waren in Winterberg und hatten es dort schon mal ausprobiert. Es hat so viel Spaß gemacht“, sagt Spies-Gußmann. Sofort fragte sie die beiden Inhaber, ob sie die Aktion bei ihnen durchführen kann. „Wir hatten im Vorfeld noch nie von der Woche des Sehens gehört“, sagt Monique Schloßmann, „Aber ich komme selbst aus der Pflege und sagte sofort, dass wir dabei sind.“ Im Vorfeld haben sie und ihr Freund bereits zwei Brillen zur Verfügung gestellt bekommen, die eine Seheinschränkung simulieren sollen. „Wir haben damit dann spielen wollen, aber das scheint unmöglich. Es ist sehr schwierig“, erklärt Schloßmann und ihr Freund Robin Homrighausen ergänzt: „Aber so lernt man auch mal kennen, wie das ist.“
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Und genau das ist das Ziel der Aktion. Dafür können die Spieler Brillen mit verschiedenen Sehstärken benutzen. Die reichen von 10 Prozent bis zur völligen Blindheit. Gespielt wird dann in kleinen Gruppen. „Ob man am Ende mehr über die Krankheit oder Golf erfahren hat, ist nicht so wichtig wie der Spaß“, sagt Spies-Gußmann. In der Gruppe muss dann aber auch herausgefunden werden, wie mit der eingeschränkten Sehkraft umgegangen werden kann. Eine Musterlösung gibt es nicht. Natürlich darf aber auch das große Plenum befragt werden, wenn die Ideen ausbleiben sollten.
Woche des Sehens erstmalig im Hochsauerlandkreis
Die Woche des Sehens wird das zweite Mal in Folge von der Bezirksgruppe Wittgenstein und Umgebung geplant. In diesem Jahr erstmalig mit Blick auf den Hochsauerlandkreis. Das soll auch in Zukunft so bleiben, um die Thematik bekannter zu machen. „Der Hintergedanke ist zu merken, dass alles möglich ist. Man muss sich nur darauf einstellen. Ich wurde nach meiner Erblindung beispielsweise vom Bowling ausgeschlossen, weil man davon ausging, dass ich das nicht mehr kann. Aber das wusste keiner im Vorfeld. Ich auch nicht.“
So können Sie sich anmelden
Die Veranstaltung zur Woche des Sehens findet am kommenden Samstag, 9. Oktober um 15 Uhr auf der Adventure Golf Anlage in Winterberg, Am Sportplatz 4, statt.Dafür ist eine vorherige Anmeldung bei Katrin Spies-Gußmann notwendig. Entweder per Mail an wittgenstein@bsvw.de oder telefonisch unter 02751/444 727.Es fallen Kosten in Höhe von 11 Euro an. Darin ist auch ein Freigetränk enthalten.
Die Adventure Golf Anlage wird am Sonntag, den 24. Oktober, vorübergehend geschlossen und öffnet voraussichtlich wieder ab Ostern 2022. Monique Schloßmann und Robin Homrighausen nutzen die Pause, um unter anderem an der Nachhaltigkeit der Anlage zu arbeiten. So wollen beide für das kommende Jahr nicht nur die Homepage auf Vordermann bringen, sondern auch eine eigene App zur Verfügung haben, die Spieler nutzen können. „Die Ergebnisse sollen dann nicht mehr auf Papier festgehalten, sondern direkt in die App eingetragen werden“, sagt Schloßmann. In der Zwischenzeit gibt es auf dem Golfkurs eine Premiere, denn im Herbst wird die Deutsche Meisterschaft im Minigolf in Winterberg ausgetragen. Dafür wurde der Platz im Frühjahr bereits zertifiziert. „Nicht nur die Profis können mitmachen, sondern auch Hobbyspieler. Die Idee ging vom Minigolfverein aus, weil das offenbar auszusterben droht und jetzt wird ausprobiert, ob Adventure Golf eine Alternative sein kann. Das wurde im vergangenen Jahr erstmalig ausprobiert“, erklärt Schloßmann die Entwicklung auf dem Gebiet. Die Vertreter des Vereins hatten sich von den Gegebenheiten in Winterberg überzeugt und waren begeistert von der Fläche und wie gut sich das Spiel dort umsetzen lässt.
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Aber mit der Deutschen Meisterschaft soll noch nicht Schluss sein für das Pärchen. Sie blicken auch gespannt auf das Jahr 2024, denn dann findet die Weltmeisterschaft im Minigolf statt. Und die möchten die beiden auch gerne auf dem eigenen Platz ausrichten.