Winterberg/Medebach/Hallenberg. Mit der Mitmach-Aktion „Come Out“ werben Schüler aus Winterberg, Hallenberg und Medebach um Unterstützung von Bürgern. Darum geht es:
Nein, es sind kein Wahlkampf-Plakate. Es hat sich auch keine neue Partei gegründet. Viele Einwohner in den Stadtgebieten Hallenberg, Medebach und Winterberg haben sich in den vergangenen Tagen über die leuchtend bunten Banner in ihren Orten gewundert und vielleicht auch junge Leute dabei beobachtet, wie diese aufgebaut wurden. Die Lösung: Es sind Schüler-Lehrer-Teams der Sekundarschule Medebach-Winterberg, die mit diesen Hinweisen für ihre Mitmach-Aktionen werben und auf möglichst große Unterstützung aus der Bevölkerung hoffen.
Sponsorengelder von heimischen Unternehmen
„Come out“ (übersetzt: Komm raus) heißt eine dieser beiden Aktionen, die sich rund 20 Sekundarschüler mit Unterstützung des Jugendkultur-Vereins Ensible selber ausgedacht haben: Sie haben die schöne Sauerländer Tradition des Schnadegangs modern und coronakonform verpackt und einen 160 Kilometer langen Rundkurs entwickelt, der unterteilt in 34 Etappen einen Großteil der Dörfer aus den Stadtgebieten Hallenberg, Medebach und Winterberg miteinander verbindet. Ihr Ziel: Möglichst viele Menschen zu animieren, bis zum 1. Juli 2021 eine oder auch mehrere dieser Etappen zu Fuß oder per Rad zu absolvieren. Denn für jede Etappe gibt es Sponsorengelder von heimischen Unternehmen, die im Anschluss an ein Partner-Schulprojekt in Simbabwe gespendet werden sollen. Und ein ganz persönliches Ziel haben die jungen Organisatoren auch noch: Eine Wette mit den drei Bürgermeistern, bei der es um reichlich Pizza, Eis und Kaltgetränke geht, wenn alle Etappenziele erreicht werden.
Wie kann man nun die engagierten Schüler unterstützen? Auf der Internetseite der Sekundarschule (s. Infobox) gibt es eine genaue Übersicht über alle 34 Einzeletappen, die jeweils an zentral gelegenen Stellen in den Orten starten und enden. Bei Längen zwischen gut einem und fast 17 Kilometern dürften für jeden eine oder gerne auch mehrere Strecken dabei sein.
Vieles läuft über das Handy
Dass junge Leute am Werk sind, merkt man auch daran, dass vieles digital über das Smartphone läuft. Es gibt keine sperrigen Wanderkarten, sondern QR-Codes im Internet und natürlich an den Start- und Zielpunkten, mit denen die jeweilige Strecke geladen werden kann. Ausgewählt wurden meistens bekannte Wanderwege. Aber auch ohne Handy ist das Mitmachen möglich, denn niemand muss sich stoisch an einen vorgegebenen Verlauf halten, sondern kann auch eigenständig variieren und sich einen eigenen Weg suchen. Wichtig sind Fotos vom Start- und Zielpunkt, die über die sozialen Medien bis zum 1. Juli an die Schüler geschickt werden, damit die Etappe gewertet wird.
Aber was ist nun die zweite Aktion, von der eingangs die Rede war? Einige Schüler haben sich zusätzlich mit einem Wunsch befasst, den ganz sicher jeder Mensch gleich welcher Altersstufe hat: „Einfach sein dürfen, wie man ist und sich fühlt, ohne sich völlig für andere Leute zu verbiegen.“ Das kann ganz klein damit beginnen, dass man die Kleidung oder die Frisur trägt, auf die man Lust hat. Besonders wichtig wird diese Haltung aber dann, wenn es um die persönliche Meinung, Hautfarbe, Herkunft, Religion oder die sexuelle Orientierung geht. „Sei nicht nur so wie deine Freunde denken, dass du sein solltest. Sei ganz einfach so, wie du bist“, lautet deshalb eins von insgesamt 34 Bannern, die eine Projektgruppe mit Unterstützung von Sponsoren gedruckt und an der Wanderstrecke verteilt hat. Damit wollen die Jugendlichen Mut machen, zu sich selbst zu stehen, aber auch an alle appellieren, sich tolerant und respektvoll allen Mitmenschen gegenüber zu verhalten.
Schüler opfern Freizeit für Organisation
Das Besondere an beiden Aktionen: Die beteiligten Neuntklässler der Sekundarschule haben sich seit Beginn des jetzt zu Ende gehenden Schuljahres in ihrer Freizeit um die Organisation gekümmert. Der Lockdown hat ihr Engagement nicht einfacher gemacht, denn dadurch musste fast alles in Online-Konferenzen besprochen und anschließend allein abgearbeitet werden. Die Idee zu den Aktionen ist entstanden, weil die seit Jahren etablierten Schulhof-Festivals in diesem und vergangenen Sommer nicht stattfinden konnten.
Neben vielen heimischen Firmen und dem Verein Ensible unterstützen auch die drei Städte mit ihren Bürgermeistern den lebenswerten Einsatz der Jugendlichen. Thomas Grosche hat am Mittwoch einen sehr aktiven Startschuss zu den beiden Aktionen gegeben und ist gemeinsam mit Schülern, Lehrern, Ensible-Vereinsmitgliedern und der WP die knapp acht Kilometer lange Etappe von Medebach nach Oberschledorn gewandert. Ein Fazit: „Ich finde es sehr gut, dass die Schülerinnen und Schüler bei unserem Projekt in einem selbst ausgesuchten Themenbereich kreativ werden und freiwillig ihre Freizeit investieren. Das Ergebnis ist eine schöne Verbindung von Heimatbezug, Naturerlebnis und inhaltlicher Botschaft zur Vielfältigkeit. Ich hoffe, dass viele die Etappen wandern und sich dabei mit der Projektbotschaft auseinandersetzen. Dann verliere ich sehr gerne meine Wette und lade die Schüler mit meinen Amtskollegen Michael Beckmann und Enrico Eppner zum Pizzaessen ein.“