Marsberg/Hochsauerlandkreis. Der Corona-Check der WP im HSK zeigt, was die Menschen im Lockdown am meisten vermisst haben. Eine Marsbergerin gibt Einblick in eine harte Zeit.

„Treffen Sie niemanden.“ So hat des der österreichische Bundeskanzler Sebastian Kurz während der zweiten Corona-Welle gesagt. Und auch Angela Merkel fand deutliche Worte: „Wir werden als Gesellschaft und Familien andere Formen finden, einander beizustehen. Schon jetzt gibt es viele kreative Formen, die dem Virus und seinen sozialen Folgen trotzen.“ Trotzdem: Der Lockdown war hart. Keine Kontakte. Kein Besuch im Restaurant, dem Kino, der Lieblingsboutique. Für jeden einzelnen eine große Herausforderung – und jeder einzelne hat etwas anderes schmerzlich vermisst. Der Corona-Check zeigt allerdings: Am Härtesten war der Verzicht auf das Treffen mit Freunden und Familie für die Menschen im Hochsauerlandkreis.

190 Kilometer trennen sie von ihrer Oma

Madelaine Matzkeit vermisst ihre Oma. 190 Kilometer trennen sie voneinander, die Oma lebt im Pflegeheim, Madelaine Matzkeit in Marsberg. „Wir haben uns am Wochenende meistens gesehen. Sie ist in Kurzzeit-Pflege. Dort haben wir sie auch besucht, natürlich mit einem negativen Test. Leider war dieser Besuch nur von kurzer Dauer, da man dort, wo sie lebt, die Bewohner nur eine halbe Stunde sehen darf.“ Ein Besuch ihrer Oma darf nur in einem separaten Raum stattfinden, mit 1,5-Metern Abstand. Dort steht ein Tisch, an dem einen Ende ihre Oma, an dem anderen Ende Madelaine Matzkeit. „Hand geben, umarmen, sie lieb halten – leider nicht möglich“, sagt Madelaine Matzkeit. Auch für ihre Oma ist die Situation sehr ungewohnt. Erst die Pandemie, dann muss sie in einem Pflegeheim untergebracht werden. „Das ist auch nicht alles so leicht“, sagt Madelaine Matzkeit.

Fast über 80 Prozent geben dieselbe Antwort

Der Corona-Check der Westfalenpost zeigt, dass ein Großteil der Menschen am meisten den Kontakt mit ihrer Familie vermisst haben. In Brilon sagten das 86,3 Prozent der Menschen, in Olsberg 85,5 Prozent und in Winterberg 81,3 Prozent der Menschen. In Marsberg, wo Madelaine Matzkeit herkommt, gaben 79,3 Prozent an, dass sie am meisten ihre Familie und Freunde im Lockdown vermissten. Was besonders auffällt: In Marsberg gaben nur 69,3 Männer an, dass die sozialen Kontakte zur Familie fehlen am meisten fehlen. Betrachtet man die Werte in der Grafik, gibt es keine nennenswerten Unterschiede zwischen den Geschlechtern oder auch dem Alter der Beteiligten.

Geburtstag via Facetime gefeiert

Vor kurzem hat Madelaine Matzkeits beste Freundin Geburtstag. „Sie hatte im Mai, doch leider ist das Feiern auch nicht möglich.“ Sie fährt trotzdem hin, stellt das Geschenk vor die Tür, sagt Bescheid, dass etwas für sie unten steht. Dann geht es über Video-Chat an das Auspacken. „Wie sehr ich mich freue?“, fragt sie rhetorisch, als es um die Lockerungen und die Aussicht auf Begegnungen geht. „Ich würde mich riesig freuen meine Oma einfach in den Arm zu nehmen und ihr zu sagen, dass alles wieder gut wird. Sie ist schon nach dem Tod meines Opas – nach 65 Jahren Ehe – am Boden zerstört. Und dann kann die Familie nicht wie man es gerne möchte vorbei kommen.“