Hochsauerlandkreis. Winterberg, Hallenberg und Medebach wollen Kooperationsmöglichkeiten mit China verbessern. Davon sollen nicht nur die großen Firmen profitieren.

„Es ist toll, dass alle drei Städte diese Idee unterstützen“, sagt Isabel Wiedenroth und meint damit Winterberg, Hallenberg und Medebach. Die Bürgermeister helfen der Gründerin von SinoGermanTrade dabei ein Forum auf die Beine zu stellen, das den Blick nach China richtet. Asiatische Unternehmen sollen von Fachwissen aus der Region profitieren und umgekehrt. Wiedenroth erklärt, wie das aussehen könnte.

Grundsätzlich geht es beim Forum „China-Sauerland 2021“ um regionale Zusammenarbeit. „Es gibt hier viele global agierende Unternehmen. Borbet, Kusch, Hoppecke, die mit chinesischen Unternehmen zusammenarbeiten. Auch für Start-Ups könnten dort Wege gefunden werden“, sagt Wiedenroth. Die Wichtigkeit Chinas zeigte sich im vergangenen Jahr. Wie Information und Technik Nordrhein-Westfalen als Statistisches Landesamt mitteilt, war die Volksrepublik China nach den Niederlanden das zweitwichtigste Importland der NRW-Wirtschaft. Bei den Exporten rangierte China mit einem Ausfuhrwert von 12,1 Milliarden Euro auf Platz drei hinter den Niederlanden und Frankreich.

„Diese Veranstaltung sollte dazu dienen, die Wahrnehmung der Deutschen gegenüber China zu differenzieren, neue Perspektiven deutsch-chinesischer Zusammenarbeit auf regionaler Ebene aufzuzeigen. Daher wollen wir deutsche und chinesische Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Wissenschaft zu Wort kommen lassen“ betonte die Hallenbergerin Isabel Wiedenroth. Sie glaubt das die Gespräche unter den Ländern auf Bundesebene zwar ebenfalls wichtig sind, aber auf regionaler effizienter Möglichkeiten erarbeitet werden können.

Deutschland sieht China kritischer als umgekehrt

Aber ihrer Ansicht nach gibt es erhebliche Unterschiede bei der gegenseitigen Wahrnehmung von Deutschland und China. Die Deutschen sehen China deutlich kritischer als umgekehrt. „Die Chinesen mögen deutsche Autos, lieben deutsche Biere, schätzen Markenprodukte made in Germany und bewundern die deutschen Weltmarktführer.“ Auch an diesem Aspekt soll beim Forum gearbeitet werden.

Das Sauerland ist in China laut Wiedenroth bekannt. Vor allem durch den Wintersport. Aber die beiden Kontinente haben in der jüngsten Vergangenheit das Wissen übereinander vertiefen können. Die drei Städte im Altkreis Brilon haben auf unterschiedlichste Weise bereits Berührungspunkte mit China gehabt.

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Bereits im Jahr 2018 hat die Winterberg Touristik und Wirtschaft GmbH beim China Visitors Summit in Düsseldorf den Chinesischen Reiseveranstaltern die Ferienregion Winterberg und Hallenberg präsentiert. Auf der Messe wurde den Besuchern aus dem Reich der Mitte die Schönheit und Vielfalt der Ferienregion Winterberg und Hallenberg nähergebracht.

Unter dem Titel „Blühende Landschaften“ zeigte Bruce Lin einen Fernost-Zyklus im Hallenberger Rathaus  
Unter dem Titel „Blühende Landschaften“ zeigte Bruce Lin einen Fernost-Zyklus im Hallenberger Rathaus   © privat

Im vergangenen Jahr initiierte Isabel Wiedenroth im Hallenberger Rathaus die bis in dieses Frühjahr dort zu sehende Ausstellung mit dem aus Taiwan stammenden Künstler Bruce Lin. Titel: „Blühende Landschaften“

„China ist ein Hoffnungsmarkt für uns und das gesamte Sauerland. Die Zahl der reisenden Chinesen wächst im Verhältnis zu der Reiseintensität anderer Nationen überproportional: Noch nie waren so viele Chinesen in der Welt unterwegs wie heute. Chinesen sind reisefreudig, abenteuerlustig, sportlich aktiv, auf der Suche nach neuen Herausforderungen und passen daher doch einfach perfekt zu uns ins Sauerland“, sagt Winterbergs Bürgermeister Michael Beckmann.

Die jungen, finanziell gut aufgestellten Chinesen kennen Städte wie Köln, Frankfurt oder München aus dem eigenen Land. Was sie nicht kennen, sind ländliche Regionen wie das Sauerland. „Im Rahmen der langfristigen Wirtschaftsförderungsstrategie für die Stadt Winterberg setzen wir zukünftig auf die wissensbasierten Dienstleitungen. Ein Gedankenaustausch im Rahmen der Veranstaltung kann möglicherweise interessante Perspektiven gerade für diese Branche öffnen“, so Bürgermeister Michael Beckmann weiter.

Hanse-Tradition mit den Mitteln der Moderne

Bürgermeister Thomas Grosche erhofft sich ebenfalls viel von dem Forum. Er hofft, China besser zu verstehen und neue Chancen deutsch-chinesischer Zusammenarbeit auf regionaler Ebene zu entdecken. „Medebach ist eine Hansestadt. Das Ziel der Hanse war nicht nur die Sicherheit und der Schutz der Kaufleute im Mittelalter, sondern auch die Vertretung gemeinsamer wirtschaftlicher Interessen, besonders im Ausland“, sagt Grosche, „Die Hanse war nicht nur auf wirtschaftlichem, sondern auch auf politischem und kulturellem Gebiet ein wichtiger Faktor. Man könnte in diesem Sinne gemeinsam gegenüber China auftreten, um Synergieeffekte zu schaffen, zum Beispiel in der Automobilzulieferbranche, denn diese gehörten zu den stärksten Wirtschaftsfaktoren Medebachs.

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Enrico Eppner hat vor seiner Zeit als Bürgermeister von Hallenberg Geschäfte in China abgewickelt und dort Projekte betreut. Er sagt: „Die Beziehung ist beidseitig, die Exportnation Deutschland importiert gleichzeitig viele Schlüsselprodukte aus z.B. auch dem Technikbereich aus China. Brücken für die interkulturelle Zusammenarbeit sind daher auch für unsere Qualitätsunternehmen im Sauerland wichtig und zukunftsweisend.“ Er ist der Meinung, dass die Länder mehr miteinander und weniger übereinander reden müssen.

„Der Sauerländer Unternehmer muss nicht viel verändern, die Verlässlichkeit und Qualität ist hier ein Markenzeichen. Wenn kulturelle Barrieren in Form von Verständnis aufgeweicht sind, dann steht einer erfolgreichen Geschäftsbeziehung nichts im Weg.“ Diesen Weg sieht er auch nicht als Einbahnstraße, da die Beziehung zwischen den beiden Ländern vom Import und Export lebt.

China sucht Know-How aus Deutschland

Und wie könnte Hilfe nun aussehen? Isabel Wiedenroth sieht hier Chinas digitale Transformation als Ansatzpunkt im Rahmen von Industrie 4.0. Das ist die Bezeichnung für ein Zukunftsprojekt zur umfassenden Digitalisierung der industriellen Produktion, um sie für die Zukunft besser zu rüsten. „China sucht Unternehmen in diesem Bereich und der Produktionsstandort Deutschland ist auf einem hohen Niveau“, sagt sie, „China hat in der Hinsicht noch Probleme.“