Winterberg. Philipp und Moritz Schäfer möchten mit „Sauerland Valley“ Macher aus der Region zusammenbringen. Der Podcast sticht in mehrfacher Hinsicht hervor

„Es ist die einzige Frage, die ich wirklich jedem stelle mit dem ich rede“, sagt Philipp Schäfer. Er redet viel und gerne. Beruflich, weil es dazu gehört, wenn er beispielsweise Workshops gibt. Und auch privat, um neue Ideen zu bekommen, sich auszutauschen. Doch im Rahmen von „Sauerland Valley“ ist die Situation anders. Beim gleichnamigen Podcast liegt der Fokus nämlich nicht auf ihm selbst.

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„Was bedeutet dein Sauerland Valley für dich?“ lautet die Frage der Fragen, die der 33-Jährige gerne von seinem Gegenüber beantwortet haben möchte. Das Sauerland hat nämlich ungefähr die gleiche Größe wie das Silicon Valley. In der südlichen San Francisco Bay Area in Kalifornien gelegen ist es die Heimat von zahlreichen Start-up-Firmen und weltweit tätigen Technologieunternehmen. Apple, Facebook und Google gehören zu den bekanntesten. In diesen Sphären ist das Sauerland nicht unterwegs, aber für Philipp und seinen Bruder Moritz, die beide hinter dem Projekt stecken, ist klar, dass ihre Heimat nicht nur Berge und Wanderwege bietet. „Ich wollte schon früh Leute zusammenbringen, die etwas machen und habe dafür hier Konzerte veranstaltet. Das blieb im Kopf. Und so entstand die Idee Macher aus der Region zusammenzubringen, die etwas verändern wollen“, sagt Philipp Schäfer.

Macher gibt es überall im Sauerland

Zu der Zeit des Geistesblitzes waren die Brüder noch in Wiesbaden beruflich beziehungsweise wegen des Studiums angebunden. Die Brüder fanden es toll, dass in der Stadt immer wieder Leute zusammenfanden und gemeinsam etwas aufgebaut oder ausprobiert haben. Schnell wurde ihnen klar: Macher gibt es überall. Egal wie groß oder klein die Stadt ist. Diese Leute wollen sie kennenlernen und eine Gemeinschaft aufbauen. Mit der Rückkehr nach Winterberg nahm das Projekt mehr Gestalt an. „Im Sauerland gibt es viele mittelständische Unternehmen auf denen der Erfolg der Region fußt. Aber es gibt auch viele junge Leute, die das Potenzial nicht kennen und lieber woanders etwas gründen“, erklärt Schäfer die Hintergrundidee. Mit einem Podcast soll sich das ändern. Denn der geht über die Stadtgrenzen hinaus und kann so auch woanders für Interesse sorgen. Durch den kostenlosen Zugang zu dem Medium werden die Chancen noch erhöht.

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Schwierig ist allerdings für die notwendige Bekanntheit zu sorgen, denn mittlerweile gibt es eine Vielzahl an Podcasts zu nahezu jedem Thema. Wie soll „Sauerland Valley“ da auffallen? Da kommen die Gäste ins Spiel. Die kennt kaum einer, wie Schäfer sagt, zeigen aber, wie Dinge auch anders angegangen werden können. Steffen Tepel ist beispielsweise Neuroathletiktrainer und Coach zu dessen Kunden unter anderem Profispieler vom DFB gehören. Oder Kim Peis. Sie ist Leiterin des Geopark Grenzwelten und hat es sich zur Aufgabe gemacht, den Besuchern die Erdgeschichte verständlich zu erklären und auch erlebbar zu machen.

Kim Peis vom Geopark Grenzwelten im Podcast „Sauerland Valley“

Mittels der Augmented Reality (computergestützte Erweiterung der Realitätswahrnehmung und visuelle Darstellung von Informationen) können die Besucher der Korbacher Spalte zum Beispiel den 3D-Procynosuchus erleben und erhalten eine Wissensvermittlung über 2D-Simulationen zur Entstehung der Korbacher Spalte und zur Entwicklung des Lebens. „Die Gesprächspartner stechen heraus, weil sie etwas besonderes haben. Ihnen will man zuhören“, so Philipp Schäfer, „Sie machen etwas, weil sie davon überzeugt sind und nicht, weil sie es müssen. Ich finde es genial, wo die Ideen herkommen.“ Aber noch etwas anderes sticht heraus, nämlich der Ort des Gesprächs.

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Statt in einem kleinen Raum zu hocken und eher ungemütlich zu plaudern, besucht Schäfer die Leute an ihrem jeweiligen Lieblingsort, zum Beispiel oberhalb von Lenneplätze mit dem Ausblick ins Schmallenberger Tal. Das soll für eine wohlige Atmosphäre und ein lockeres Gespräch sorgen. Dabei wird auch schon mal ein Bier getrunken. Der Zuhörer kann diese Aussicht auch genießen, denn nicht nur der Ton wird aufgenommen. Auf Youtube lassen sich die Gespräche auch ansehen. Und mit der 360-Grad-Ansicht kann der Zuschauer die Kamera jederzeit bewegen und sich das Umfeld näher anschauen.

Besondere Lebensqualität im Sauerland

Campus-Startup - Das Gründerstipendium für Studenten

Philipp Schäfer würde sich in Zukunft wünschen, dass die einzelnen Kommunen im Sauerland die Attraktivität von einer Gründung vor Ort noch sichtbarer machen würden.Um junge Studierende in einem frühen Gründungsstadium zu unterstützen, haben sich die Hochschule Hamm-Lippstadt, die Fachhochschule Südwestfalen an den Standorten Soest und Meschede sowie die Volksbanken beispielsweise zusammengeschlossen, um zukünftig aussichtsreiche Gründungsideen mit einem Stipendium in Höhe von 500 Euro monatlich zu fördern.In Arnsberg hilft „stream UP“ Teams und Einzelpersonen dabei, zukunftsweisende Ideen auf den Weg zu bringen. Das Projekt bewegt sich im Raum Dortmund und Südwestfalen.

So wird dem Zuhörer und auch dem Zuschauer im Idealfall klar, welche Lebensqualität im Bereich des Möglichen ist. „Das ist cool und man fragt sich dann vielleicht, ob die eigenen Pläne auch woanders, sprich im Sauerland, verwirklicht werden könnten“, beschreibt Schäfer die Intention dahinter. Er stellt bereits ein großes Interesse seiner Interviewpartner an einem gemeinsamen Treffen fest. Er ist jederzeit Dankbar für Hinweise in Bezug auf neue Gesprächspartner. In Zukunft möchte der Winterberger auch Ehrenamtliche zu Wort kommen lassen, denn sie sind für ihn ebenfalls Macher. Über die Sozialen Medien sollen außerdem noch mehr Informationen über das Sauerland gegeben werden.

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Und was ist der schönste Ort im Sauerland Valley“ für Philipp Schäfer? „Mein Zuhause, weil ich dort den Wunsch von einem Eigenheim mit meiner Familie verwirkliche. Dort sind meine Frau und mein Sohn.“