Winterberg. Philipp Schäfer hat eine mögliche Chance für den Breitbandausbau in der Remmeswiese aufgetan. Bisher nutzt sein Unternehmen eine Notlösung.
Viele Privatleute und Unternehmer in Winterberg kennen das Problem: große Dateien hoch- oder herunterladen, Updates, Streaming – an vielen Adressen eine Geduldsprobe. Auch Firmen in der Remmeswiese sind betroffen. Über den HSK läuft ein Antrag auf Fördermittel – sollte er bewilligt werden, könnte frühestens ab 2021 bis 2023 gebaut werden. Eine Zeitspanne, die Philipp Schäfer nicht mehr abwarten will.
Er hat zusammen mit seiner Frau und seinem Bruder die Innovationsagentur Dive Inn gegründet. Nach einer Teamerweiterung ist diese seit dem Frühling in der Remmeswiese 30 ansässig. „Wir hatten die Chance, die Immobilie zu erwerben und sie war genau das Richtige.“ Dass es dort keine Internet-Verbindung gab, die den Ansprüchen des Start-ups genügte, sei ihnen bewusst gewesen, sagt Philipp Schäfer. „Wir dachten, es wird wohl nicht ewig dauern, bis der Ausbau kommt.“
Antenne am Elternhaus
In der Zwischenzeit lösten die jungen Unternehmer das Problem anderweitig: Sie schlossen den Internetvertrag nicht für ihre Geschäftsadresse, sondern für das Elternhaus der Brüder ab, wo eine bessere Anbindung verfügbar ist.
Dort im Keller steht der Router, von ihm führt ein Kabel an die Hauswand, die Richtung Remmeswiese zeigt. An der Wand wiederum ist eine Richtfunkantenne angebracht, die das Signal knapp zwei Kilometer weit ins Gewerbegebiet zur Agentur schickt.
Eine umständliche Lösung, bei je nach Wetter mal besser, mal schlechter funktioniert und nicht billig war. Einige tausend Euro hätten sie investieren müssen, sagt Schäfer. „Und es ist auf Dauer kein Zustand. Viele Unternehmen brauchen schnelles Netz. Das darf nicht noch zwei, drei Jahre dauern.“
Philipp Schäfer ist in sozialen Netzwerken gut vernetzt, unter anderem auf der Geschäfts-Plattform LinkedIn. Vor einiger Zeit las er dort einen Post, in dem ein hochrangiger Vertreter von Vodafone davon sprach, dass die meisten deutschen Gewerbegebiete inzwischen am schnellen Netz seien.
Breitband-Ausbau
Für die Remmeswiese und für rund 270 unterversorgte Winterberger Haushalte ist über den HSK eine Förderung für den Breitbandausbau beantragt (die WP berichtete).
Der Breitband-Ausbau ist vorrangig Aufgabe der Telekommunikationsanbieter. Das Breitband-Förderprogramm des Bundes greift nur in Gebieten, in denen ein Ausbau für die Konzerne nicht lohnend ist und deshalb ohne Förderung nicht zustände käme.
Als unterversorgt gelten hierbei Bereiche, in denen eine Bandbreite von weniger als 30 Mbit/sek verfügbar ist.
Schäfer kommentierte sinngemäß, Winterberg müsse wohl vergessen worden sein. „Zehn Minuten später rief mich der Verantwortliche für den Breitbandausbau an.“ Zu dem Konzern sind die Verbindungen auch deshalb gut, weil Schäfers zweites Unternehmen, die apomap UG, von ihm unterstützt wird.
Eine Zusage, die Remmeswiese mit Breitband zu versorgen, kam über den Kontakt nicht heraus. Aber das Unternehmen startete eine Vorvermarktungs-Phase: Wenn sich bis 4. Dezember genügend interessierte Gewerbebetriebe melden, wäre ein Ausbau für den Konzern lohnend. Die Rede ist von Glasfaserverbindungen bis in die einzelnen Immobilien, mit Übertragungsgeschwindigkeiten mit bis zu einem Gigabit pro Sekunde.
Grob zwischen fünf und zehn Millionen Euro werde ein solcher Ausbau kosten, teilte ein Konzernsprecher auf WP-Anfrage mit. Interesse vorausgesetzt, könnten die Arbeiten innerhalb der nächsten zwölf Monate beginnen.
Bei der Frage, wie viele Firmen dafür Interesse bekunden müssen, blieb der Sprecher vage. Das hänge von vielen Gegebenheiten ab, ein grober Richtwert seien 40 Prozent. Ansässig sind im Gewerbegebiet bisher laut Stadt gut 50 Betriebe, die Vermarktung weiterer Flächen am Lamfert läuft. Ob das über Philipp Schäfer angestoßene Projekt umgesetzt wird, ist also völlig offen. Seiner Info nach sollen die bisherigen Rückmeldungen mau sein.
Viele Anläufe versandet
Zumal nicht alle Gewerbetreibenden in der Remmeswiese unzufrieden sind. Kai-Uwe Dragowski beispielsweise kommt in seiner Bau- und Kunstglaserei gut mit der vorhandenen Bandbreite aus und denkt – auch wegen schlechter Erfahrungen – nicht an einen Anbieterwechsel. „Wir sitzen allerdings auch an einem Knotenpunkt und haben 100 Mbit pro Sekunde.“
Auch interessant
Nur die Hälfte oder weniger kommt bei Bröker Objekteinrichtungen an. Gern hätte der geschäftsführende Gesellschafter Jürgen Bröker mehr und würde sich über ein Angebot freuen. „Seit Jahren kämpfen wir für dieses Thema. Verschiedene Anbieter haben sich bereits gemeldet, danach hörte man nie wieder von denen.“ Auf das jetzige Angebot hin habe er sofort recherchiert, „aber keinen Ansprechpartner erreicht.“ Von blitzschneller Kommunikation ist man in der Remmeswiese also noch weit entfernt.