Münster. Zur US-Wahl: Zwei Künstler aus Münster erzählen, warum die Erschaffung des größten Monuments der USA den Franzosen zu verdanken ist.

Stolz und unübersehbar steht sie mit emporgereckter Fackel im Hafen von New York und begrüßt dort jeden, der über den Seeweg kommt. Sie war das erste, was viele Millionen Einwanderer bei ihrer Ankunft im Land der unbegrenzten Möglichkeiten sahen: die Freiheitsstatue ist heute ein Symbol für die Massenmigration in die USA, ein Willkommensgruß an jene „geknechteten Massen, die frei zu atmen begehren“, wie Emma Lazarus es für die Inschrift des neues Kolosses dichtete. Nun erzählen zwei Münsteraner im Comic, wie diese weltberühmte Statue geboren wurde, der Titel lautet „Liberty“. 

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Autor Julian Voloj, der heute in New York wohnt, und Zeichner Jörg Hartmann erzählen dabei sehr detailliert und mit einer gewissen historischen Akribie die Geschichte des Bildhauers Frédéric-Auguste Bartholdi. Der wurde 1865 von der Idee beseelt, ein Monument für die Freundschaft zwischen dem französischen und dem amerikanischen Volk zu errichten. Denn genau dies, ein großes Symbol für die beiden demokratischen Nationen, ist sie eigentlich, die blassgrüne Dame. Bartholdi orientierte sich dabei an den antiken Weltwundern und den altägyptischen Monumenten wie der Sphinx. Bartholdi widmete gut zwei Jahrzehnte seines Lebens diesem einen Werk, das erst 1886 endlich enthüllt werden konnte. 

Was Joseph Pulitzer und Gustave Eiffel mit der Freiheitsstatue verbindet

Wenn man die Geschichte des Sohnes aus reichem Haus liest, dann fragt man sich unwillkürlich, welches Verdienst das größere ist: Das des Bildhauers Bartholdi, der ein unvergängliches Werk erschuf, oder das des Klinkenputzers Bartholdi, der auf langen Reisen durch die USA die Unterstützung fast jedes Einflussreichen des Landes suchte – und schier unermüdlich für sein Vorhaben warb. Er traf Präsident Ulysses S. Grant, den er ebenso begeisterte wie den Verleger Joseph Pulitzer – und als sein Ingenieur verstarb, gewann er niemand Geringeren als Gustave Eiffel, um die Innenkonstruktion der Statue zu erschaffen. Eiffel hatte zu dieser Zeit noch nicht seinen Turm in Paris errichtet, aber die Arbeit an dem amerikanischen Monument hat ihn gewiss motiviert. 

Comic Liberty Julian Voloj Jörg Hartmann
Die beiden „Liberty“-Schöpfer: Julian Voloj und Jörg Hartmann setzen der Freiheitsstatue ein Denkmal. © Splitter | Splitter


Wenn man über solch eine bedeutende Symbolfigur wie die Freiheitsstatue schreibt, kann und muss man ja gleich auch nach einer politischen Botschaft suchen. Und sie ist längst losgelöst vom ursprünglichen Gedanken der franco-amerikanischen Freundschaft und zu einem einzigartigen Symbol für Immigration und für ein Miteinander der Nationen geworden. Denn man darf nicht vergessen: Als Bartholdi das Land bereiste, das seine Unabhängigkeit noch keine 100 Jahre zuvor erklärt hatte, traf er dort nicht auf Amerikaner. Er traf auf Deutsche, Ungarn, Iren, Italiener und auch Franzosen, die in die USA eingewandert waren, um ihren amerikanischen Traum zu leben.  

Millionen Immigranten sahen als erstes die Freiheitsstatue


Und die Statue begrüßte all diese Nationen immer wieder, denn direkt neben Liberty Island, das damals noch Bedloe’s Island hieß, lag auch Ellis Island, das große Immigrationszentrum. 

Wer diesen Band in die Hand nimmt, darf eines nicht erwarten: eine spannende Geschichte. Denn Nervenkitzel hat Julian Voloj zugunsten einer biografisch korrekten Erzählung nicht noch hinzugefügt. Aber seine historischen Schnappschüsse sind von Jörg Hartmann tatsächlich meisterhaft gezeichnet worden, es ist also ein Augenschmaus, sich diese Geschichtsstunde anzusehen. 

Das weltweit größte Symbol der Demokratie


Und wer Großes erreichen und bewegen möchte, kann hier viel lernen: Wie man eine Kampagne über Jahrzehnte durch Hartnäckigkeit, durch Erfindergeist und gegen zigfache Rückschläge und Hindernisse durchboxt, findet hier ein mustergültiges Beispiel. 

Und vermutlich ist es dieses Symbol der Demokratie, das viele Amerikaner immer noch ermutigt, an die Vielfalt der Nationen und ihre Einigkeit zu glauben – auch wenn die Feinde der Migration gerade in den USA versuchen, ein solches Miteinander zu verhindern.
Julian Voloj, Jörg Hartmann: Liberty, Splitter, 144 Seiten, 29,80 € 

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