Bielefeld. Trump ist ein Rüpel, ein Autokrat, ein Frauenfeind, ein Rassist? Benjamin Wolfmeier aus Ostwestfalen sieht das ganz anders.

Benjamin Wolfmeiner (47) aus Bielefeld ist in diesen Tagen Wahlkämpfer in Florida. In West Palm Beach, Miami und Key West hat er für Donald Trump und JD Vance geworben. „In Tampa habe ich bei einer Rallye mitgemacht. Wir standen an einer viel befahrenen Straße mit Fahnen und Trump-Schildern und versuchten, die Autofahrer auf uns aufmerksam zu machen“, erzählt der gebürtige Berliner am Telefon. Sein Mann und sein kleiner Sohn begleiten den Sprecher der „Republicans Overseas“ in Deutschland bei seiner Kampagne im Süden der USA.

Republikaner in Deutschland machen sich gegenseitig Konkurrenz

Wolfmeier hat keinen US-Pass, aber sein Großvater mütterlicherseits kam aus den USA, und seine Mutter ist Doppelstaatlerin. Früher war er für die Demokraten aktiv. Dann kam Obama, und er ging rüber zur „Grand Old Party“. Seit 2018 ist er Sprecher des Vereins Republicans Overseas in Deutschland mit rund 2000 Mitgliedern. Es gibt einen „Konkurrenzverein“, die „Republicans Abroad Deutschland“, auf die ist Wolfmeier nicht gut zu sprechen. Die stünden eher für die Republikanische Partei vor Trump, sagt er.

Trump Wahlkämpfer aus NRW
Seit vielen Jahren ein Wahlkämpfer für Trump: Benjamin Wolfmeier bei einer früheren Kampagne. © privat | orivat

Wolfmeiers „Overseas“ machen in Deutschland Wahlkampf über Sozialen Medien wie TikTok, Instagram und Facebook, versuchen aber auch, in deutschen Medien präsent zu sein, weil sie davon ausgehen, dass US-Bürger, die schon lange in Deutschland leben, die deutsche Presse verfolgen.   „Info-Stände haben wir in Deutschland schon aus Sicherheitsgründen nicht“, erklärt Wolfmeier.

Für Wolfmeier ist Trump kein Bösewicht, sondern ein „Friedenspräsident“

Trump, der Bösewicht, der Frauen, Minderheiten und überhaupt alle verachtet, die nicht so denken wie er? Dieses typische Bild des Rüpel-Kandidaten hat Wolfmeier nicht im Kopf. „Was die Sprache angeht, ist Trump für uns Deutsche manchmal ,over the top‘, aber das liegt vor allem an seiner New Yorker Herkunft“, behauptet Wolfmeier. Trump sei ist kein Rassist, habe sich stets für Schwarze eingesetzt.

Trumps Ruppigkeit müsse einem nicht gefallen, räumt Wolfmeier ein. „Aber ich wähle ihn ja nicht zum Papst und zum Moralapostel. Und die einzige Person, die seine Frauengeschichten etwas angeht, ist Melania Trump.“  Solange Trump „gute Politik“ mache, sei ihm alles andere schnuppe, so der gelernte Buchhändler. Wolfmeier hält Trump sogar für einen künftigen „Friedenspräsidenten“, der den Krieg in der Ukraine beenden und den Nahostkonflikt entschärfen könne.

„Die USA sind immer schon ein politisch gespaltenes Land gewesen“

Die tiefe Spaltung der USA und die Unerbittlichkeit, mit der sich Republikaner und Demokraten gegenüberstehen, sei mitnichten neu, glaubt Wolfmeier. Die USA seien immer schon ein politisch gespaltenes Land gewesen. Er findet es gut, wenn sich Menschen an Parteien reiben könnten. In Deutschland seien fast alle Parteien nur noch ein „Einheitsbrei“, findet er.  

Wolfmeier glaubt nicht wirklich, dass die Kampagne seiner Republicans Overseas in Deutschland wahlentscheidend sein könnte. „Aber es wird eben nur ein großes Ganzes draus, wenn man an allen Fronten aktiv ist.“

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