Bochum. Wie Comedy-Star Hennes Bender aus dem neunten Asterix-Band auf Ruhrdeutsch mehr Gags herauskitzelt, als man sich hätte erträumen können.
Unter all den Asterix-Übersetzern wird Hennes Bender als der Unbeugsame in die Geschichtsschreibung eingehen, weil er seinen ganz eigenen, unvergleichlichen Humor-Feldzug durch gallische Territorien führt. Und den treibt er voran in „Glück auf, der Gallier kommt!“, nun schon der neunte Band auf Ruhrdeutsch. Der Bochumer Comedian flankt mit seinen Scherzen leichtfüßig zwischen Latinum und Latrinum. Und versenkt dabei gleich mehrere Treffer pro Seite. Dass man 65 Jahre nach Ersterscheinung noch so viel Witz aus dem Originalband „Asterix, der Gallier“ herauskitzeln kann, hätten sich vermutlich nicht mal Goscinny und Uderzo träumen lassen.
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Und das gelingt, weil Hennes Bender den Asterix-Stoff gleich auf mehreren Ebenen durchdringt. Da geht es natürlich darum, das Original sprachlich zu übertragen – und ihm den „Sound de Ruhr“ zu verleihen. Aber es geht eben auch darum, den Text in die Erlebniswelt des heutigen Ruhris zu übertragen.
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Und das sogar mit einem ganz eigenen Bender-Humor, der mal krachledern sein kann, dann aber wieder mehr voraussetzt und so für eine gewisse Fallhöhe sorgt: Er trippelt spielerisch zwischen Anspielungen aus der Dortmunder Nordtribüne (Herne-West) und Shakespeares Macbeth („Is dat ein Dolch, den ich da voa mir sehe?“). Er schlägt dabei gern mal unter die Gürtellinie und über die Stränge.
Zwischen Circus Maximus und Cranger Kirmes
Man merkt der Übersetzung diesen gewissen Nerd-Ehrgeiz an, möglichst alles herauszuholen, auch wenn’s um die Latein-Zitate geht. So werden die Freunde des Circus Maximus (hier „Cranger Kirmes“) unschwer den folgenden Satz wieder ins Lateinische zurückübersetzen können: „Die wo bald abnippeln sagen: ,Tach auh‘!“
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Bildchen für Bildchen kann man sehen, wie sich hier mit großer Hingabe der gesamte Band sehr rührig und ruhrig bearbeitet wurde. Wenn etwa Druide Miraculix in eine von den Römern gestellte Falle plumpst, dann sagt der Legionär im Hinterhalt „Eingelocht!“, natürlich ein Zitat aus der ultimativen Ruhrgebiets-Komödie „Bang, Boom, Bang“ – was übrigens auch das Geräusch ist, das aus der Schmiede von Automatix dringt.
Asterix, Obelix und Miraculix bekommen Witze, die vorher gar nicht da waren
Viele von Benders Dialogen und Gags sind auch ganz allein aus den Bildern geboren. Wenn etwa der Bauer mit dem Ochsenwagen angefahren kommt, ruft der Legionär: „Scheiße, die Bullen!“ Das passt zwar gar nicht zum Original, ist aber ein Witz, den man einfach nicht auslassen darf.
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Später im Band, wenn den Römern durch Miraculix‘ spezielles Gebräu auf einmal die Haare wuchern, sprießen bei Hennes Bender die Wortspiele so hair-lich, wie man es nur von modernen Friseursalons kennt. Auch wenn Cäsar auf seinen zugewachsenen Zenturio blickt und abschätzig sagt: „Du siehs ja aus wie Baarthaar Illitsch.“
Auch großen Bartträgern wie Jochen Malmsheimer und dem verstorbenen Harry Rowohlt wird Respekt gezollt. Und das ist es, was Bender als Übersetzer auszeichnet: Er ist in vielen Welten zu Hause – und vereint sie nun geschickt in seinen Asterix-Bänden. Weil er dabei so detailversessen ist, wird man auch bei diesem Abenteuer kaum ein Härchen in der Suppe finden.
Asterix auf Ruhrdeutsch, Band 9, „Glück auf, der Gallier kommt“, übersetzt von Hennes Bender, Egmont, 48 Seiten, 15 Euro (gebunden)