Washington. Die radikale Verschwörungstheoretikerin Laura Loomer weicht dem Präsidentschaftskandidaten nicht von der Seite. Was macht sie da?

Als Donald Trump vor zwei Jahren mit dem Holocaust-Leugner Nicholas Fuentes in seinem Florida-Domizil Mar-a-Lago zu Abend aß, brach ein Feuersturm der Empörung in der republikanischen Partei los.

Offene Nähe zu einem Rechtsextremisten – das war too much für viele in der „Grand Old Party”. Nicht für Trump.

Der republikanische Präsidentschaftskandidat hat nun mit der radikalen Islam-Hasserin und bekennenden weißen Rassistin Laura Loomer erneut eine Person in seinen engsten Kreis vorgelassen, bei der Wahlkampf-Beratern und Partei-Granden schwindelig wird. 

Hat Loomer Trump beeinflusst?

Man fürchtet, dass die 31-Jährige, die seit Tagen zu Trumps Entourage gehört, ihn zu Kundgebungen und offiziellen Anlässen begleitete, dem 78-Jährigen „ideologisch so den Kopf vermüllt,” dass Trump seine Siegchancen für die US-Wahl am 5. November verspielt.

Parlamentarier wie Senator Lindsey Graham vermuten, dass Trumps wahrheitswidrige Skandal-Äußerungen über angeblich Haustiere essende haitianische Einwanderer in einer Kleinstadt in Ohio maßgeblich auf dem toxischen Nährboden von Loomer gewachsen sind. Das führt zu bizzaren Absatzbewegungen.

• Nach Wahlsieg: Wer in Trumps Regierung als gesetzt gilt – und wer als Joker
• Diktator für einen Tag? So will Trump durchregieren
• Psychiaterin über Trump: „Keine Realität kann sein ausgehungertes Selbstwertgefühl befriedigen“
• Trumps deutsche Wurzeln: Dorf reagierte rigoros
• Experte für Körpersprache: Das Lachen von Kamala Harris ist ein untrügliches Zeichen

Marjorie Taylor Greene, radikal-konservative Kongress-Abgeordnete aus Georgia und selbst für Dutzende Grenzüberschreitungen bekannt, hält die Aktivistin für untragbar, seit sie die demokratische Präsidentschaftskandidatin Kamala Harris verunglimpft hat.

Die früher bei dem Desinformations-Portal „Infowars” des rechtskräftig verurteilten Dauer-Lügners Alex Jones angestellte Pseudo-Journalistin hatte mit Blick auf die teil-indische Herkunft Harris‘ in sozialen Medien geschrieben, dass es im Falle ihres Sieges „nach Curry” im Weißen Haus riechen werde und Anfragen an die Regierung über ein nicht funktionierendes Call-Center beantwortet würden. Anspielung: weil dort Inder sitzen würden.

Trump hört nicht auf Ratschläge

Graham wie Taylor Greene rufen Trump dazu auf, zu der nach mehreren Schönheits-Operationen stark veränderten Influencerin schleunigst auf Distanz zu gehen. Weil sich moderate und parteiunabhängige Wähler sonst angewidert abwenden könnten. Aber der Ex-Präsident denkt gar nicht dran. 

Mehrfach in diesem Jahr feierte Trump Loomer als „große Frau” mit „viel Talent” und „Star der Maga-Bewegung”. Bei Kundgebungen stellt er sie bewusst im Publikum heraus. Es gibt seltsame Fotos im Internet, die Trump und Loomer zusammen eng an eng und sehr vertraut miteinander zeigen. So vertraut, dass der bekannte TV-Moderator Bill Maher am Freitagabend offen über eine außereheliche Affäre Trumps spekulierte. Loomer droht mit einer Klage.

Was imponiert dem Ex-Präsidenten an Laura Loomer?

Wo Trumps Berater, vor allem Kampagnen-Chefin Susie Wiles, ihn regelmäßig zu Disziplin und Mäßigung anhalten, so sagen Insider, gebe Loomer dem fast 50 Jahre älteren Geschäftsmann quasi Prokura, den inneren Schweinehund von der Kette zu lassen. So kämen dann, wie in der TV-Debatte gegen Harris geschehen, reihenweise rassistische Tiraden über Einwanderer zustande, die Trump oft als Mörder und Vergewaltiger bezeichnet. Obwohl sämtliche Statistiken ausweisen, dass diese Bevölkerungsgruppe deutlich seltener kriminell wird als andere Amerikaner. 

Loomer genießt ihren Einfluss, den Trump auf Nachfrage von Journalisten („Sie ist eine Unterstützerin und ein freier Geist mit starken Meinungen”) herunterspielt. Die in Florida beheimatete Loomer macht Muslime pauschal für islamistischen Terror verantwortlich. Sie hält den Islam für ein „Krebsgeschwür” und bejubelte den Ertrinkungstod von afrikanischen Flüchtlingen im Mittelmeer. 

Loomer hält 9/11 für „Inside Job“

Die von El Kaida choreografierten Flugzeug-Attentate vom 11. September 2001 seien von CIA & Co. fingiert worden, behauptet sie. Dass Loomer Trump am 23. Jahrestag der Katastrophe zu einer Trauer-Andacht für „9/11” in New York begleiten durfte, trieb Angehörigen der 3000 Opfer die Zornesröte ins Gesicht.

• Überblick: Straftäter, Präsident, Familienvater – Donald Trump im Steckbrief
• Seine Ehefrauen: Melania, Marla, Ivana – Die Frauen an Trumps Seite
• Armer Milliardär? So groß ist Donald Trumps Vermögen wirklich
• Don, Ivanka und Co.: So erfolgreich sind die Kinder von Donald Trump

Bei ihren Attacken kennt Loomer keine Tabus. Als die Tochter der Trump-Top-Beraterin Kellyanne Conway in sozialen Medien gegen ihre Mutter stänkerte, legte sie dem Mädchen nahe, sich einfach aufzuhängen. Nach dem Tod der demokratischen afro-amerikanischen Abgeordneten Sheila Jackson Lee geiferte Loomer, die Bürgerrechts-Ikone sei eine „Ghettoschlampe”.

Laura Loomer ist bekannt dafür, dass sie bei ihrer Agitation, die ihr über 1,2 Millionen Anhänger auf dem Krawall-Portal X von Elon Musk eingebracht hat, persönlich wird. Beim CPAC-Stelldichein der ultrarechten Sektierer-Szene in Maryland wurde diese Zeitung 2019 Augenzeuge, als Loomer mit einem Kameramann im Schlepptau Journalisten etablierter Medien zusetzte, weil ihr die Berichterstattung missfiel.

Loomer scheiterte mit Kandidaturen

Als die Jüdin 2018 vom damals noch Musk-freien Twitter wegen übler Hassrede gesperrt wurde, kettete sie sich an der New Yorker Zentrale des Unternehmens an und pappte sich einen gelben David-Stern an die Jacke. Die gleiche Frau attackiert jüdische Wähler, die die Demokraten wählen. „Sie könnten sich genauso gut selbst in die Gaskammer stecken, wenn sie sich so verhalten wollen.“

Zwei Mal versuchte sie sich selbst als republikanische Kandidatin für das Repräsentantenhaus in Washington. Zuletzt in Florida mit Trumps Fürsprache. Beide Mal fiel sie krachend durch. 

Loomer begleitete Trump nach Attentat

Nach dem Mordattentat auf Trump Anfang Juli in Pennsylvania, Gattin Melania Trump war wie fast immer nicht präsent, leistete sie auf Anfrage seelischen Beistand. „Er wollte, dass ich an dem Tag, an dem er fast ermordet wurde, mit ihm im Flugzeug sitze. Ich war bei ihm. Ich bin mit ihm zum Parteitag der Republikaner geflogen, um zu zeigen, dass ich eine vertrauenswürdige Person bin und ihm den Rücken freihalte.“ Damit steht Loomer mutterseelenallein. „Sie kann ihm politisch das Genick brechen”, sagt ein republikanischer Abgeordneter aus Maryland. 

• Immer informiert: Aktuelle News rund um die US-Wahlen 2024 im Blog
• Ewiger Präsident? Trump total – Der Tagtraum von der dritten Amtszeit ist real
• Beraterjob: Lukrative „Bromance“ – Musk darf an Trumps Futtertröge ran
• Russische Offensive: Putin macht in der Ukraine Druck – jetzt muss Trump liefern
• An Trumps Seite: Melania Trump – Die Rückkehr der Schatten-First-Lady