Berlin. Ob Lebensmittel oder Nahrungsergänzungsmittel die Haut vor Sonnenstrahlung schützen können? Eine Hautärztin ordnet gängige Mythen ein.
- Immer wieder kursieren Gerüchte zu Sonnenschutz durch Ernährung
- Eine Hausärztin erklärt, warum die Ernährung in Bezug auf Sonnenschutz nur eine untergeordnete Rolle spielen sollte
- Welche Hausmittelchen eine positive Wirkung erzielen können, die die meisten gar nicht auf dem Schirm haben
Zum Thema Sonnenschutz kursieren viele Mythen: Wer eine gesunde Bräune hat, braucht weniger Sonnencreme, heißt es etwa in Online-Foren. Oder: Die Nutzung von Sonnencreme führt zu Vitamin-D-Mangel. Manche behaupten gar, nicht die Strahlung der Sonne sei gesundheitsschädlich und krebserregend, sondern Sonnencremes selbst. Ihr Ratschlag: Sonnenschutz „von innen“, also durch Ernährung oder die Einnahme bestimmter Nahrungsergänzungsmittel wie des Carotinoids Astaxanthin.
Sonnenschutz durch Ernährung: maximal unterstützende Wirkung
Doch kann man so tatsächlich einen Sonnenschutz für den Körper aufbauen? „Die Ernährung spielt eine wichtige Rolle für die Gesundheit der Haut, einschließlich ihres Schutzes vor äußeren Einflüssen. Eine ausgewogene Ernährung mit vielen Antioxidantien, wie Beta-Carotinen, Vitaminen und Omega-3-Fettsäuren kann dazu beitragen, die Hautgesundheit zu unterstützen und möglicherweise ihre natürliche Abwehr gegen Sonnenschäden zu stärken“, erklärt Dermatologin Dr. Susanne Steinkraus unserer Redaktion.
Zu den empfehlenswerten Antioxidantien zählen:
- Vitamin C: Unter anderem in Gemüsepaprika, schwarzen Johannisbeeren, Sanddorn, Petersilie, Grünkohl, Brokkoli, Fenchel und Zitrusfrüchten.
- Vitamin E: Unter anderem in Nüssen und Samen wie Weizenkeimen, Sonnenblumenkernen, Leinsamen, Haselnüssen und Mandeln sowie in daraus hergestellten Ölen und Streichfetten.
- Beta-Carotin: Unter anderem in Möhren, Fenchel, Süßkartoffeln, Kürbis, grünem Gemüse wie Spinat und Feldsalat und Aprikosen.
- Polyphenole: Unter anderem in dunkler Schokolade, Beeren, grünem Tee, Äpfeln, Nüssen und Artischocken.
- Lycopin: Unter anderem in Tomaten und Tomatenprodukten wie Tomatenmark oder Tomatensaft sowie in Wassermelone.
- Flavonoide: Unter anderem in grünem und schwarzem Tee und Kakao.
- Anthocyane: Unter anderem in roten, blauen und violetten Lebensmitteln wie Beeren, Kirschen, Roter Bete, Pflaumen und Trauben.
Die Wirksamkeit dieses Schutzes hänge jedoch von weiteren Faktoren wie individuellen genetischen Unterschieden und der Gesamtgesundheit der Haut ab. Zudem müsste man, um etwa mit Beta-Carotinen einen Sonnenschutzfaktor von gerade mal zwei bis drei aufzubauen, täglich immense Mengen betacarotinreicher Lebensmittel verspeisen. Ein Beispiel: Um die nötige Menge für diesen minimalen Schutz zu erreichen, müsste man täglich mehrere Kilo Möhren essen.
Einfach „anfuttern“ kann man sich einen verlässlichen Sonnenschutz mit Antioxidantien und Vitaminen also nicht. Achtung: Bei Rauchern kann die Aufnahme von Beta-Carotin in hohen Dosen die Entstehung von Lungenkrebs fördern.
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Im Sommer: Ausgewogene Ernährung sinnvoll
Trotzdem sei es sinnvoll, besonders im Frühling und Sommer auf eine regelmäßige Zufuhr von Antioxidantien wie Vitamin C, Vitamin E, Lycopin, Anthocyanen, Flavonoiden, Beta-Carotin und Polyphenolen zu achten. Diese schützenden Nährstoffe können laut der Expertin dazu beitragen, freie Radikale zu neutralisieren, die durch UV-Strahlung verursacht werden und Zellschäden in der Haut verursachen.
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„Es gibt auch einige Studien, die darauf hindeuten, dass bestimmte Nahrungsergänzungsmittel wie die Carotinoide Astaxanthin und Lycopin einen gewissen Schutz vor UV-Schäden bieten können. Nahrungsergänzungsmittel sind trotzdem kein Ersatz für Sonnenschutzmittel, sie können die Nutzung maximal ergänzen. Die Verwendung von Sonnencreme und Sonnenschutz in Form von Kleidung, eines Schirms und die Vermeidung direkter Sonneneinstrahlung bleiben die wichtigsten Maßnahmen zum Schutz vor Sonnenschäden und Hautkrebs“, fügt Dr. Steinkraus hinzu.
Kann Sonnencreme krebserregend sein?
Die Vorteile von Sonnencreme überwiegen deutlich. Aber wie sind Studien einzuordnen, die darauf hindeuten, dass Sonnencreme krebserregend sein kann?
Die Expertin erklärt: „Die potenziellen Risiken von Sonnencreme sind ein kontroverses Thema, und die Forschungsergebnisse sind teilweise widersprüchlich. Während einige Studien auf mögliche gesundheitsschädliche Auswirkungen von Inhaltsstoffen in Sonnencremes hinweisen, zeigen andere Untersuchungen, dass die Verwendung von Sonnencreme das Risiko für Hautkrebs deutlich verringern kann, indem sie vor UV-Strahlung schützt. Die meisten Expertinnen und Experten weltweit sehen ein deutliches Überwiegen der Vorteile bei der Verwendung von UV-Schutzcremes.“
Vor Hausmittelchen, wie etwa angeblich vor UV-Strahlung schützendem Himbeersamenöl und selbst angerührten Sonnenschutzmitteln, warnt Dr. Steinkraus: „Vielleicht kann das ein oder andere eine Wirkung erzielen – allerdings eher pflegend als wirklich schützend. Im schlimmsten Fall können neben der Schädigung der Haut durch Sonneneinstrahlung auch Allergien und Hautreizungen entstehen.“ Sonnenschutzprodukte aus Apotheken und dem Einzelhandel unterliegen dagegen in Deutschland strengen Testverfahren in Bezug auf den Schutzfaktor und die Verträglichkeit.
Mindestens LSF 30 oder höher wählen
Beim Kauf von Sonnencreme sollte man vor allem auf den Lichtschutzfaktor (LSF) achten. Dr. Steinkraus empfiehlt, eine Sonnencreme mit einem LSF von mindestens 30 zu wählen und sie großzügig auf die Haut aufzutragen. Die Sonnencreme sollte zudem wasserfest sein und sowohl vor UVA- als auch vor UVB-Strahlen schützen.
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Die beste Sonnencreme nützt jedoch nichts, wenn sie falsch angewendet wird. „Häufig wird nicht genügend Sonnencreme benutzt oder nicht nachgecremt, besonders nach dem Schwitzen oder Schwimmen. Außerdem vernachlässigen viele Menschen den Nacken, die Ohren und die Lippen“, erklärt die Dermatologin.
Gründlicher Sonnenschutz ist dort besonders wichtig: Rund 80 Prozent der Basalzellkarzinome (Weißer Hautkrebs) befinden sich laut der Deutschen Krebsgesellschaft im Kopf-Hals-Bereich. Das Basalzellkarzinom ist der häufigste Hauttumor in Deutschland.