Berlin. Eine Studie zeigt: Manche Lebensmittel können wohl ähnlich schädlich sein wie das Rauchen. Forschende fordern strengere Regeln.
Forscher mehrerer Universitäten weltweit fordern striktere Richtlinien für die Lebensmittelindustrie. Grund dafür sind die Ergebnisse ihrer Metastudie, die im British Medical Journal (BMJ) erschienen ist. Demnach haben hochverarbeitete Lebensmittel fatale Folgen für unsere Gesundheit.
Hochverarbeitete Lebensmittel, darunter fallen beispielsweise fertige Tiefkühlgerichte, Süßgetränke und -speisen, Chips, Trockensuppen oder Supermarkt-Brot, enthalten den Angaben zufolge oft viel Zucker, Fett oder Salz, zudem Konservierungs-, Farb- oder andere Zusatzstoffe. Laut Studie können sie das Mikrobiom schädigen – die Gemeinschaft „freundlicher“ Bakterien im Darm.
„Hochverarbeitete Lebensmittel wie Chips, Croissants oder Tiefkühlpizzen haben zudem eine geringe Nährstoffdichte, dafür aber viele Kalorien“, erklärt Mediziner und Ernährungsexperte Matthias Riedl. Man esse also viel davon, „weil sie nicht lange sättigen, und nimmt davon schnell zu“.
Studie: Ultraverarbeitete Lebensmittel können zu psychischen Erkrankungen führen
Die im BMJ veröffentlichte Studie wertet Daten von etwa zehn Millionen Menschen aus 45 verschiedenen Untersuchungen aus. Die Hauptautoren kommen von der Deakin University in Australien. Den Forschenden zufolge zeigt die Analyse einen direkten Zusammenhang zwischen dem Verzehr hochverarbeiteter Nahrung und einem höheren Risiko für viele Krankheiten wie Diabetes Typ 2, sowie für Übergewicht und Adipositas. Das Risiko, an den Folgen eines Herzinfarktes oder Schlaganfalls zu sterben, steigt den Angaben zufolge im Ergebnis um 50 Prozent.
Des Weiteren gehen die Forschenden davon aus, dass ebenfalls ein Zusammenhang besteht zwischen hochverarbeiteter Nahrung und verschiedenen Krebsarten, Asthma und Magen-Darm-Erkrankungen. Der Effekt durch den Überkonsum an Lebensmitteln wie Chips, Croissants oder Tiefkühlpizzen sei auf gesundheitlicher Basis mit dem Rauchen von Zigaretten vergleichbar, schreiben die Studienautoren.
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Nicht zu vernachlässigen seien laut den Analysen auch die Auswirkungen auf die psychische Gesundheit. Isst man zu viel ultraverarbeitete Lebensmittel, steige das Risiko einer Schlafstörung. Darüber hinaus nehmen den Angaben zufolge Angstzustände deutlich zu, und auch Depressionen sollen häufiger auftreten.
Wissenschaftler fordern: Werbung einschränken
Die Forscher verlangen von den Vereinten Nationen nun strengere Richtlinien. Sie schlagen zudem vor, mehr Produkte zu kennzeichnen, Werbung und Verkauf der ultraverarbeiteten Produkte einzuschränken und frisch zubereitete Mahlzeiten billiger und zugänglicher zu machen.
„Grundsätzlich sollten wir möglichst viele unverarbeitete und wenig verarbeitete Lebensmittel mit einem geringen Salz- und Zuckeranteil essen. Also: Gemüse, Obst, Nüsse, Saaten, Naturjoghurt, Quark, Vollkorngetreide, Eier“, rät Matthias Riedl. „Wenn die Ernährung hauptsächlich nährstoffreich und vielfältig ist, hat mal ein Fertiggericht pro Woche keine bedenklichen Folgen. Wichtig ist aber, dass es nicht zur Gewohnheit wird.“