Essen. Er war an der Seite von Jude Law „Der talentierte Mr. Ripley“, für „Good Will Hunting“ bekam Matt Damon, gemeinsam mit Ben Affleck, den Oscar für das Beste Drehbuch. Und das war nur der Anfang. Eine Begegnung mit einem äußerst wandelbaren Schauspieler.

Mit der mehrteiligen Gaunerkomödie „Ocean’s 11“ spielte sich Damon in die Herzen des Publikums, sein Auftritt als Agent in „Die Bourne Identität“ ließ die Kasse klingeln. Steven Spielberg engagierte Damon als „Soldat James Ryan“ und Martin Scorsese für „Departed“. Nachdem er auf der Berlinale den Öko-Streifen „Promised Land“ präsentierte und in Cannes im Schwulen-Drama „Behind the Candelabra“ den Liebhaber von Michael Douglas gab („Liberace“; Start: 3. Oktober), ist der 42-Jährige nun als Weltenretter im futuristischen Fantasy-Spektakel „Elysium“ auf der Leinwand zu sehen.

Und dann zeigt er sich auch noch an Weihnachten mit seinem Kumpel George Clooney im Kriegsdrama „The Monuments Men“, der zum Großteil in Berlin gedreht wurde. Ein Gespräch mit einem äußerst wandelbaren Schauspieler, wie er sich seine Rollen aussucht und was ihn an Deutschland am besten gefällt.

Mr. Damon, was macht mehr Spaß: Mit Michael Douglas knutschend im Bett zu liegen wie in „Liberace“ oder in „Elysium“ die Welt zu retten?

Männerküsser: Matt Damon als Scott Thorson, der sich in den Pianisten „Liberace“ verliebt. Links: Michael Douglas.
Männerküsser: Matt Damon als Scott Thorson, der sich in den Pianisten „Liberace“ verliebt. Links: Michael Douglas. © Verleih

Matt Damon: Diese beiden Erfahrungen kann man nicht vergleichen! (lacht) Genau deswegen, weil man in völlig verschiedenen Rollen schlüpfen kann, liebe ich den Beruf so sehr. Wenn man sich dabei in den Händen wunderbarer Regisseure mit einer klaren Vision befindet, macht die Arbeit Spaß. Mit Steven Soderbergh gab es bei „Liberace“ nie einen schwierigen Tag, der weiß exakt, was er will. Dasselbe gilt hier für Neill Blomkamp – aber Michael Douglas zu küssen ist natürlich einzigartig! (lacht)

„Liberace“ wurde im US-Fernsehen bereits ausgestrahlt, bekamen Sie Drohbriefe oder Heiratsanträge?

Damon: Weder noch, ich habe überhaupt keine Reaktionen mitbekommen. Wobei ich allerdings auch nie die Kommentare unter Artikeln oder Blogs lese. Das habe ich vor zehn Jahren einmal getan, und seitdem nie wieder. (lacht). Leute können schon ziemlich furchtbar sein.

In „Elysium“ geben Sie den Actionhelden mit Muskelpaketen, Glatze und Tattoos – sind Sie stolz auf diesen Look?

Damon: Absolut, mir gefiel dieser Look von Max so gut, dass ich diese Rolle auf jeden Fall spielen wollte. Der Look des Films stand bereits zuvor sehr genau fest. Der Regisseur hatte Zeichnungen von allen Details, darunter natürlich, wie der Held aussehen sollte. So etwas Einzigartiges hatte ich zuvor noch nie gesehen – was ein Projekt natürlich immer sehr reizvoll macht.

Die Zukunftsaussichten der Menschheit sehen in dem Film nicht besonders rosig aus, wie pessimistisch sehen Sie selbst die künftige Lage?

Matt Damon mit Filmpartnerin Jodie Foster bei der Premiere von „Elysium
Matt Damon mit Filmpartnerin Jodie Foster bei der Premiere von „Elysium" in Kalifornien. © Getty Images

Damon: Ich bin optimistisch – wenngleich es etliche Gründe dafür gibt, Pessimist zu sein. Die Statistik spricht jedenfalls klar für die Entwicklung unserer Spezies. Das Lebensalter ist drastisch angestiegen. Der ärmste Mensch im ärmsten Land lebt heute länger als der reichste Mensch im reichsten Land vor 200 Jahren. Zudem gibt es die Hoffnung, dass mit fortschreitender Technologie die großen Probleme auf diesem Planeten zunehmend bewältigt werden können.

Wie leicht fällt Ihnen der Körpereinsatz bei den Actionszenen?

Damon: Das Schwierigste war das Tragen dieses Kampfanzugs, durch den der Körper plötzlich ganz ungewohnte Dimensionen bekam. Ich war froh, dass man bei Zweikämpfen immer gegen einen Stuntman antrat. Schon bei den „Bourne“-Filmen hat sich dieses Prinzip gut bewährt. Kämpfe sind wie Tänze. Da brauchst du als Gegner einen Typen, der großartig tanzen kann und dich mitnimmt.

Wonach wählen Sie Ihre Projekte aus?

Damon: Früher dachte ich immer, die Reihenfolge lautete Drehbuch, Regie und dann die Rolle. Heute steht für mich ganz klar der Regisseur an erster Stelle. Wenn der Regisseur großartig ist, dann hat auch der Film gute Chancen, großartig zu werden. Hätte mir Neill statt diesem Fantasy-Stoff ein düsteres Küchendrama aus den 50er-Jahren angeboten, hätte ich ihm ebenfalls zugesagt.

Sie haben gerade in Berlin die Dreharbeiten von „The Monuments Men“ mit ihrem Freund George Clooney beendet. Was ist für Sie das Beste und das Schlechteste in Deutschland?

Mit Glatze und Sixpack: Matt Damon als kampfbereiter Weltenretter in dem Film „Elysium“
Mit Glatze und Sixpack: Matt Damon als kampfbereiter Weltenretter in dem Film „Elysium“ © dpa

Damon: Beschweren kann ich mich nur über das Wetter, das war so fruchtbar, dass wir einige Szenen deswegen ins Studio verlegen mussten. Alles andere war wunderbar. Unser Team gehört zu den besten der Welt. Berlin als Stadt ist großartig. Während der „Bourne“-Dreharbeiten wohnte ich ein halbes Jahr in der Charlottenstraße, diese Gegend ist mir bestens vertraut. Diesmal dauerte der Dreh nicht so lange, deswegen habe ich nicht sehr viel unternommen.

Wie beschreiben Sie Clooney als Regisseur?

Damon: George ist immer sehr gut vorbereitet. Er weiß schon ein halbes Jahr vor dem Drehen ganz genau, wie er eine Szene filmen wird. Zudem arbeitet er enorm schnell. Bei „The Ides of March – Tage des Verrats“ gab er dem Komponisten wenige Wochen nach Drehschluss die Rohfassung. Drei Monate später bekam er dann die Endfassung – und die sah ganz genau so aus.

„The Monuments Men“ erzählt von amerikanischen Kunstexperten, die im Nazi-Deutschland Kunst vor der Zerstörung sicherten. Kannten Sie die wahre Geschichte schon zuvor? Nein, ich hatte nie davon gehört, dabei ist das eine absolut wunderbare Geschichte, die von Humanität und der Wichtigkeit der Kunst handelt. George hat mir einmal von einem Zitat von Churchill erzählt, das er gefunden hat. Im Zweiten Weltkrieg sollten in England die Subventionen für Kunst gestrichen werden. Doch Churchill sagte: „Nein, genau deswegen kämpfen wir“ – ist das nicht großartig?

Last not least: Wie sah es mit Ihrer Nutella-Leidenschaft aus?

Damon: Ich habe mir mehr Nutella gegönnt als ich zugeben möchte! (lacht) Aber das war der Ausgleich für den Verzicht beim Dreh von „Liberace“ und „Elysium“.