Berlin. . Ein Streifzug durch den Berlinale-Alltag zwischen Filmpolitik und Hollywood-Glamour: Matt Damon ist da, um seinen Film “Promised Land“ vorzustellen. Kulturstaatsminister Bernd Neumann freut sich, dass hierzulande auch große Filmprojekte realisiert werden. Und auch NRW-Prominenz zeigt sich.

Pünktlich um acht Uhr kommt der erste Anruf: „Sie gehen ja wirklich ans Telefon“, staunt der Leser, „ich wollte eigentlich nur mal ausprobieren, ob die Leitung überhaupt freigeschaltet ist.“ Nein, Fragen zu den Filmfestspielen habe er nicht, aber die Berichterstattung in der Zeitung verfolge er mit großem Interesse.

Na, das ist doch auch erfreulich. Und schon gibt es den nächsten Kontakt am Berlinale-Telefon: Es ist Paul Ziemiak aus Iserlohn. Der CDU-Politiker ist der neue NRW-Landesvorsitzende der Jungen Union und ein großer Hoffnungsträger seiner Partei bis zur schillernden Bundesebene hinauf. Der 27-Jährige verabredet sich mit mir auf einen kleinen Plausch beim Filmpolitischen Empfang der Jungen Union gleich neben dem Berlinale-Palast.

Für Paul Ziemiak ist es die erste Anwesenheit beim Filmfest, aber als Landesvorsitzender erkennt er hier gute Kontaktmöglichkeiten. Ob er es schafft, selbst einen Film zu sehen, weiß er noch nicht, viele andere Termine in der Hauptstadt stehen auf seinem Kalender. Immerhin will er aber auf jeden Fall am Abend bei der Verleihung des Deutschen Drehbuchpreises dabei sein.

Neumann ist stolz auf deutsche Filmproduktionen

Als JU-Landesvorsitzender vertritt der Iserlohner immerhin 35.000 Mitglieder in NRW: „Natürlich bin ich sehr gern jetzt zum Filmfest gekommen, aber das wird auch von mir erwartet. Schließlich hat sich die Junge Union das Thema Filmpolitik schon lange auf ihre Fahne geschrieben.“ Und dass das in der Bundeshauptstadt anerkannt wird, beweisen nicht zuletzt die hochkarätigen Gäste beim JU-Empfang, allen voran Bundestagspräsident Norbert Lammert sowie Kulturstaatsminister Bernd Neumann.

Während Prof. Lammert, quasi als zweithöchster Politiker im Staat, sehr offene Anmerkungen zur gefährlichen Einschaltquoten-Schielerei bei ARD und ZDF in seiner Festrede machte, verwies Bernd Neumann auf die international stetig wachsende Bedeutung der deutschen Filmindustrie. Der 2007 ins Leben gerufene Deutsche Filmförderfonds (DFFF) habe bisher 356 Millionen Euro ausgeschüttet, gleichzeitig aber 2,1 Milliarden Euro an Folgeinvestitionen generiert: „Inzwischen werden in Deutschland jährlich mehrere große Filmproduktionen auch mit internationaler Beteiligung von jeweils mindestens 30 bis 50 Millionen Euro realisiert“, so Neumann stolz.

Als Beispiel nannte er dabei Hollywoodstar George Clooney, der gerade zur Zeit in Berlin einen neuen Film vorbereitet und dazu für mehrere Wochen an die Spree übergesiedelt ist.

Matt Damon stellt "Promised Land" bei der Berlinale vor

Natürlich wird Clooney dabei auf Schritt und Tritt von den Medien beobachtet, und umso interessanter ist es, wenn er dann auch noch von seinem guten Freund Matt Damon beim nächtlichen Zug durch die Edellokale begleitet wird, wie gerade geschehen und gesehen. Damon seinerseits ist nach Berlin gekommen, um seinen Film „Promised Land“ im Berlinale-Wettbewerb vorzustellen. Der 100-minütige Streifen thematisiert das brisante Thema des Frackings, also der Erdgasgewinnung durch Drillbohrung mit hochgiftigen Zusätzen. Regisseur Gus van Sant hat daraus eine sehr moralische Geschichte gewoben, in der Matt Damon die Hauptfigur des verkaufsgewieften Konzernvertreters spielt und sich allmählich vom Saulus zum Paulus wandelt.

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Der Film ist nicht ohne Humor und präsentiert sehr schöne Landschaftsmotive. Der erhobene Zeigefinger des wertebewussten Amerikaners, dem die gesunde Scholle Land am Ende mehr wert ist als der verheißene Geldsegen, wirkt angesichts der amerikanischen Wirklichkeit dann aber doch ein wenig fremd, um nicht zu sagen verlogen. Dennoch gab es sehr warmen Beifall für Matt Damons leidenschaftlich-sympathischen Einsatz. Und die Zeiten, in denen US-amerikanische Berlinale-Filme grundsätzlich ausgepfiffen wurden, sind ja gottlob lange schon Vergangenheit.