Essen. . Neu im Kino - ein Zeitungsreporter, eine Tierpflegerin und eine reichlich belebte Immobilie: Cameron Crowes Hollywood-Familienkino aus dem Bestellkatalog ist eine Wohlfühlgeschichte mit zartem Trauerrand. Für jeden ist in dem Film etwas dabei.
„Lage, Lage, Lage“ lautet bekanntlich das Mantra des Immobilienhändlers. Und irgendwie muss der Zeitungsreporter Benjamin Mee seinem Makler im Anblick dieses entzückenden Landhauses unter mächtigen Laubbäumen schon nicht mehr ganz zugehört haben, als der auch noch so etwas wie „Löwe, Schlange, Lama“ hinterherschickte.
Da steht er also eines Tages in seinem eigenen Vorgarten - zwischen Königstiger und Kapuzineraffen. Und selbst die Widerborstigkeit seiner zwei Kinder, der kleinen Rosie, vor allem aber des 13-jährigen Dylan (Colin Ford), wirkt in Gegenwart der Stachelschweine nur noch halb so dramatisch.
Für jeden ist etwas dabei
„Wir kaufen einen Zoo“, den Cameron Crowe nach der gleichnamigen autobiographischen Buchvorlage des britischen Heimwerker-Kolumnisten Benjamin Mee verfilmt hat, ist Familienkino wie aus dem Bestellkatalaog. Für jeden was dabei.
Matt Damon als früh verwitweter Familienvater Ben wirkt bei allem Kummer so sympathisch, dass ihm die Frauen nicht nur mit hausgemachter Lasagne über die schwere Zeit hinweghelfen wollen. Scarlett Johansson vertrömt als Tierpflegerin Kelly auch in Jeans und Strickpulli noch sehr beachtliches Sexappeal. Und für den Rest des Vergnügens sind entlaufende Grizzlybären und ausbüchsende Reptilien zuständig.
Trauerarbeit statt Liebesgeschichte
Crowe, der mit Oscar-Anwärtern wie „Almost Famous - Fast berühmt“ oder „Jerry Maguire“ bekannt geworden ist, zeigt sich in dieser Verfilmung zwar zahmer und berechenbarer als jedes Dromedar, das hier mit schöner Gleichmut durch die Landschaft stapft. Aber trotzdem hat der Film seine Stärken. Vor allem, weil er nicht mit vollem Kalkül auf eine absehbare Lovestory zwischen Mee und Pflegerin Kelly setzt.
Ganz im Gegenteil nimmt sich Crowe viel Zeit für die Trauerarbeit, die der hoffnungslos überforderte Witwer fernab der alten, mit Erinnerungen überhäuften Heimat schaffen will. Und sich damit finanziell fast runiert. Zum Unmut seines pubertierenden Sohnes und zur Besorgnis seines großmäuligen Bruders, eine Rolle, in der Thomas Haden Church („Sideways“) wie ein eitler Pfau seine wunderbaren Pointen-Räder dreht.
„Wir kaufen einen Zoo“ ist eine Wohlfühlgeschichte mit Trauerrand. Eine, die von Mut und schwindender Zuversicht, von Rückschlägen, vom Zupacken und der Kraft des Neuanfangs erzählt. Und weil Crowe nicht nur über Einfühlungsvermögen, sondern auch über eine exzellente Plattensammlung verfügt, trifft er am Ende doch fast immer den richtigen Ton in dieser Menagerie der Krisenwesen.