Essen. Jeden Abend Sandmännchen: Dem bisherigen Familien-Ritual unseres Autors könnte jetzt das Aus drohen. Zum Glück plant die Ampel-Regierung da was.

Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.

Er wird sehr bald kommen. Und ich kann absolut nicht behaupten, dass ich ihn freudvoll erwarten werde. Der Tag, an dem das Sandmännchen all seine Fahrzeuge in der Seifenblasen-Garage lassen wird. In der Tat, der Sandmann wohnt in einer seifenblasenartigen Immobilie. Wussten Sie nicht? Dann sind Sie kein Experte wie ich.

Schließlich habe ich in den vergangenen acht Jahren keine Episode der deutsch-demokratischen Weißbartprominenz verpasst. Und während mein bald neunjähriger Sohn mittlerweile häufig in sein Zimmer verschwindet, wenn der Abendgruß angestimmt wird, schaut meine fünfjährige Tochter bislang noch begeistert mit.

Geschichten aus der Familienbande: Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 aus seinem Leben als zweifacher Vater im Ruhrgebiet.
Geschichten aus der Familienbande: Gordon Wüllner-Adomako erzählt seit 2014 aus seinem Leben als zweifacher Vater im Ruhrgebiet. © Catharina Maria Buchholz | FMG

Aber neulich, als ich ihr den Pferdeschwanz zusammenband, da fragte sie: „Papa, muss man eigentlich immer Sandmann gucken?“ Also müssen, nein, davon kann ja nun wirklich nicht die Rede sein. Also versuchte ich meiner Tochter zu erklären, dass Rituale etwas wirklich Schönes sind. Aber sie schien nur zu interessieren, ob sie auch ohne Sand vom Sandmann gut schlafen wird. Weihnachtsmann, Zahnfee – ich lüge sie schon genug an. Also sagte ich ihr, was Sache ist: Das gute Zeug von dem alten Opa mit der roten Mütze brauchst du nicht zur Beruhigung. „Gut, dann will ich nicht mehr gucken“, sagte sie.

Ich glaube nicht, dass das finale Wort schon gesprochen ist – wenn meine Tochter erstmal realisiert, dass alternativ zum Sandmann nichts anderes im TV geglotzt wird, sondern die Verbannung ins Bett einfach nur fünf bis sieben Minuten früher erfolgt, dann wird sie noch mal fragen, nach dem Mann mit der roten Mütze. Insofern werde ich mich langsam, nicht abrupt verabschieden müssen.

Wie schon gesagt, ich freue mich nicht gerade drauf. Denn wie soll ich ohne das tägliche Ohrwürmchen künftig die Abendruhe einleiten? Wie soll ich ohne den guten Stoff aus dem Sandbeutel nur herunterkommen? Und kommt da das Cannabis-Legalisierungsgesetz der Ampel vielleicht genau zur richtigen Zeit?

Weitere Folgen der "Familienbande"-Kolumne finden Sie hier: