Essen. Die Familie unseres Autors kann auch in diesem Jahr nicht gemeinsam auf Ostereiersuche gehen. Mal wieder ist das Corona-Virus schuld.
Geschichten aus der Familienbande: WAZ-Redakteur Gordon Wüllner-Adomako ist 2014 mit Anfang 20 Vater geworden. Seitdem erzählt der Essener in seiner Kolumne – immer mit einem Augenzwinkern – von dem chaotischen Leben mit seiner Familie.
Meine Mutter wollte sich mal als „Ghostwriter“ für diese Kolumne versuchen und las mir vor einigen Tagen ein Textchen darüber vor, wie sie mit den Kindern aus alten Schallplatten Osterkörbchen fertigt. Also quasi Bastelanleitung und Szenenbeschreibung aus der Oma-Werkstatt in einem. Nun, sagte ich, wäre eine schöne Idee. Aber dann müssten auch wirklich ihre alten Schlager aus dem Schrank geopfert werden. Wir wollen ja hier keine Lügengeschichten erzählen. Und jetzt muss ich wieder Corona-Geschichten erzählen.
Vor drei Jahren schauten uns (die jetzt positive) Oma und (der weiterhin auf einen negativen Test hoffende) Opa noch vom Balkon aus bei der Eiersuche im Garten zu. Der Aerosole wegen. Heute, wo die Inzidenz vermutlich bei weit über 1000 läge, würde man sie denn konsequent messen, ist es ein Leichtes, so ein kontaktminimierendes Getue als pandemisches Theater abzutun.
Schließlich lässt sich die maskenbefreite Gesellschaft von Covid nix mehr verbieten. Aber Einstellungssache und ein ablaufendes Infektionsschutzgesetz sind das eine, die zwei Striche auf dem Test sind das andere – und schaffen vollendete Tatsachen. So verhindert das blöde Virus weiterhin so ziemlich alles: den Besuch des Neugeborenen unserer guten Freunde, wichtige Kalendereinträge auf dem Diensthandy, den festlichen Missbrauch alter Langspielplatten. Alle hatten es kürzlich oder haben es gerade.
Das ist alles furchtbar nervig. Und man konnte schon immer gut daherreden, wenn Covid einen eben nicht ins Krankenhausbett gebracht hat. Aber es hat etwas Befreiendes, diese Infektion jetzt hinnehmen zu können, statt sie unter allen Umständen vermeiden zu wollen. Feste (vorerst) versaut zu bekommen, ist immer noch besser als diese in Balkon-Distanz miteinander zu verbringen. Die hartgekochten Eier im Busch dürften außerdem noch nicht verfault sein, wenn der zweite Covid-Strich bei den Großeltern wieder verflogen ist. Wir werden sie auf Vinyl sammeln.