Gelsenkirchen. Spieleabende gehören bei unserem Autor mittlerweile zum Pflichtprogramm. Wenn nur alle so gut verlieren könnten wie seine fünfjährige Tochter...
Ein Spieleabend am Wochenende? Ich sag es mal so: Die Figuren vom „Mensch ärgere dich nicht“-Brett sind beim leidenschaftlichen Pfeffern meines Vaters höchstens mal auf meinem Zeichenblock gelandet. Mit dem Spielgeschehen wollte ich möglichst wenig zu tun haben. Lieber zeichnete ich ein paar Fantasiefiguren, während sich die Menschen neben mir, nun ja, ärgerten. Heute dagegen lasse ich mich nicht nur zu Spieleabenden hinziehen; das ganze Wochenende wird gewürfelt und gemischt, gezogen und gesammelt.
Melia hat mich zu einem wahren Brett- und Kartenspielzocker verwandelt. Während Sie das lesen, muss ich wahrscheinlich gerade wieder – begleitet vom hämischen Gelächter meiner Tochter – vier Uno-Karten ziehen. Oder den „Mäusejagd“-Becher auf die Käseplatte knallen. Vielleicht aber auch das große Gemüse auf dem Karotten-Berg drehen. Oder Drachen-Inseln wie Domino-Steine aneinanderlegen.
Schadenfroh lachen, kollegial verlieren
Und das Schöne bei all dem ist: Melia kann genauso schadenfroh lachen wie sie kollegial verlieren kann. Es ist sehr ungewöhnlich für ein fünfjähriges Mädchen, aber sie nimmt jede verlorene Partie mit Fassung – während anderen Individuen in diesem Haus von einem langsam schrumpfenden „Skip-Bo“-Stapel der Tag versaut wird.
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Damit meine ich nicht nur das andere Kind im Haus, sondern durchaus auch mich und meine Frau. Wenn wir beide auf dem Spielbrett zusammentreffen, dann kann eine erworbene Schlossallee schon mal eine Ehekrise auslösen.
Und wenn dann auch noch mein Schwager und meine Schwägerin dazukommen, für das traditionelle russische Kartenspiel „Durak“ (zu Deutsch: „Dummkopf“), dann wünschte ich, ich würde wesentlich mehr für Kinderohren unverständliche Schimpfwörter als den Namen des Spiels kennen. Würde dann auch noch gepfeffert, könnte das die Familie vollends in eine Krise stürzen. Dann lieber ein paar Figürchen zeichnen. Oder einfach von einer Fünfjährigen lernen.