Herne. Mit einer Neuauflage der Bauausstellung will das Ruhrgebiet seine grüne Transformation zeigen – und damit bei einer Bewerbung um Olympia punkten.

Mit seinem Vorstoß, im Ruhrgebiet eine Neuauflage der Internationalen Bauausstellung Emscherpark anzuschieben, hat der Herner Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) eine breite Debatte und viel Zustimmung ausgelöst. Nun legt der Sozialdemokrat nach: Ein IBA-Nachfolgeprojekt, das die grüne Transformation des Reviers zum Thema hat, könnte die

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verbessern.

Ob die Zeche Zollverein in Essen, der Gasometer in Oberhausen oder der Landschaftspark Nord in Duisburg – ohne die IBA, die 1999 abgeschlossen wurde, wären zahlreiche Industriekultur-, Ansiedlungs- und Freizeitprojekte im Ruhrgebiet undenkbar gewesen. Frank Dudda, der als Vorsitzender der Verbandsversammlung beim Regionalverband Ruhr (RVR) für die gesamte Metropole Ruhr spricht, sieht die Zeit für einen neuen Großaufschlag gekommen.

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Seine Idee: Jede Revier-Gemeinde stellt in einem Projekt zur Schau, wie das Ruhrgebiet sein Ziel, „grünste Industrieregion Europas“ zu werden, verwirklichen kann. „Wenn wir in jeder der 53 Kommunen der Metropole Ruhr ein Quartier mit revitalisierten Flächen und kulturellen Landmarken umwandeln, könnte uns das bei der Bewerbung um die Olympischen Spiele 2036 oder 2040 helfen“, sagt Dudda. „Die IBA müsste dann idealerweise in den Jahren 2033 oder 2034 vollendet sein.“

Bewerbung um Olympia 2036 oder 2040 im Blick

Mit dieser Perspektive lässt der Herner Oberbürgermeister den Traum aufleben, die Weltspiele an Rhein und Ruhr zu holen. Der Anlauf der 14 NRW-Städte – unter ihnen Bochum, Dortmund, Duisburg, Essen, Gelsenkirchen und Oberhausen – war im vergangenen Jahr jäh gestoppt worden, weil das Internationale Olympische Komitee die Sommerspiele 2032 vorzeitig nach Brisbane und die Region Queensland in Australien vergab. Vor einigen Wochen erneuerten die 14 Stadtoberhäupter ihr Interesse. Im Mai will Frank Dudda mit dem Sport- und Eventmanager Michael Mronz, der die Initiative Rhein Ruhr City anführt, beraten, wie es auf dem Weg in Richtung Olympia doch noch weitergehen kann.

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Nach der Niederlage um den Termin 2032 richten sich alle Blicke nun auf die Spiele danach. „Das Nationale Olympische Komitee will im Laufe dieses Jahres entscheiden, ob sich Deutschland um die Ausrichtung der Olympischen Spiele 2036 oder 2040 bewerben wird. Dann könnten wir uns als Rhein‐Ruhr‐Region einem Wettbewerb mit Hamburg, München und Berlin stellen“, nennt Dudda seinen Plan.

Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) ist Vorsitzender der RVR-Verbandsversammlung.
Hernes Oberbürgermeister Frank Dudda (SPD) ist Vorsitzender der RVR-Verbandsversammlung. © FUNKE Foto Services | Rainer Raffalski

In Ergänzung zum Konzept für Olympia 2032 will das Ruhrgebiet für 2036 oder 2040 mit seinem angestrebten Alleinstellungsmerkmal als „grünste Industrieregion Europas“ punkten. Seitdem der oberste Repräsentant des Ruhrgebiets seine Pläne erstmals am 12. November in unserer Zeitung öffentlich ausgebreitet hatte, erntete er in der Zwischenzeit Unterstützung aus vielen Richtungen. „Bei einem Gespräch mit EU‐Kommissionspräsidentin Ursula von der Leyen haben wir im November große Zustimmung für diese Idee erhalten. Aus Europa gibt es Rückenwind“, sagt Dudda. Die Bauausstellung Emscherpark hatte zwischen 1989 und 1999 rund 2,5 Milliarden Euro öffentliche und private Mittel ins Ruhrgebiet gespült.

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Auch die Revierstädte, die sich längst nicht immer einig sind, stehen offenbar hinter dem Plan. „Viele Akteure haben Feuer gefangen“, fasst Dudda die Reaktionen zusammen. Im Regionalverband Ruhr gebe es einen „Konsens, dass wir uns mit diesem internationalen Referenzprojekt des Wandels beschäftigen werden“. Im Dezember hatte die RVR-Verbandsversammlung der Regionaldirektorin Karola Geiß-Netthöfel den Auftrag erteilt, „ein Forum zu veranstalten, in dem über Für und Wider eines IBA-Nachfolgeprojektes beraten wird“.

Internationale Bauausstellung in 53 Revierstädten

Bei der Diskussion soll es auch um das Format gehen, mit dem das Ruhrgebiet seine Transformation unter Beweis stellen will. Es geht um Wasserstoff und Erneuerbare Energien, die Entwicklung der Grünflächen und Industriebrachen, die Schaffung von Arbeitsplätzen in der Umweltwirtschaft und die weit fortgeschrittene Renaturierung der Emscher. Dazu gehören aber auch der klimaneutrale Umbau der Schwerindustrie und Start-ups.

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„Die NRW‐Landesregierung unterstützt ein Neues Europäisches Bauhaus in der Emscherzone. Das ist mir aber zu wenig“, sagt Dudda. „Wir müssen die gesamte Metropole Ruhr von Duisburg bis Hamm im Blick haben. Nur so bekommen wir internationale Strahlkraft. “ Das Neue Europäische Bauhaus zielt darauf ab, den Wandel in verschiedenen Wirtschaftszweigen zu beschleunigen und soll den von der EU-Kommission ausgerufenen „Green Deal“ um eine kulturelle und kreative Dimension erweitern.

Vorbild für das Ruhrgebiet ist Barcelona

Internationale Bauausstellungen unterliegen dagegen keinen strengen Regeln und erfinden sich ständig neu. Um daran zu erinnern, wie die Projekte der IBA Emscherpark über ihr formales Ende 1999 das Ruhrgebiet prägen, ist am 21. April in Dortmund eine Retrospektive geplant.

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Ein Vorbild für einen gelungenen Transformationsprozess verortet Dudda in Spanien. „In Barcelona haben wir gesehen, dass eine Perlenschnur von Infrastrukturprojekten den Wandel antreiben kann. Die Ausrichtung der Olympischen Spiele 1992 hat zahlreiche Kulturformate nach sich gezogen“, sagt der Oberbürgermeister. „Auch in München kam der Wandel durch Olympia, weil man immer auch die Infrastruktur im Auge hatte. Darum muss es auch im Ruhrgebiet gehen.“

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Die Reihenfolge im Revier soll aber eine andere sein: Die Olympischen Spiele müssten keine Investitionen nach sich ziehen, sie wären der Höhepunkt auf dem Weg zur grünsten Industrieregion der Welt.

>>> Manifesta 2026 und IGA 2027

Frank Dudda weist die Befürchtung zurück, die Debatte um IBA und Olympia könne die Internationale Gartenausstellung 2027 in Duisburg, Gelsenkirchen, Dortmund, Bergkamen/Lünen und Castrop-Rauxel/Recklinghausen in den Schatten stellen. „Das IBA‐Nachfolgeprojekt darf und wird die IGA 2027 nicht überdecken. Diese Bedenken sind mittlerweile ausgeräumt “, betont der OB.

Das Ruhrgebiet stehe vor einer „Dekade der vernetzten Infrastrukturprojekte“. Vor der IGA 2027 findet hier im Jahr 2026 die Manifesta statt. Einem internationalen Publikum soll dabei künstlerisch gezeigt werden, wie sich globale Handelswege, digitale Ökonomien und veränderte Arbeitsbedingungen entwickeln.

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