Hamburg. Und was trägt Ihr Kind so? Wahrscheinlich eine bunte Mischung aus Dimethylformamid, Acetophenon und Naphthalin. Die Umweltorganisation Greenpeace hat bei Aldi, Lidl, Tchibo und Rewe Kinderkleidung gekauft und auf Gifte untersuchen lassen. Bei manchen Schuhen stach schon der Geruch in der Nase.

Kinderkleidung und Kinderschuhe von Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo enthalten offenbar eine breite Palette gefährlicher Chemikalien. Dies ist das Ergebnis einer Untersuchung, die die Umwelt-Organisation Greenpeace am Donnerstag veröffentlichte.

Greenpeace hatte 26 Produkte in Laboren testen lassen. In mehr als der Hälfte der Proben seien umwelt- und gesundheitsschädliche Chemikalien oberhalb der Vergleichs- und Vorsorgewerte gefunden worden, so Greenpeace.

Einige der gefundenen Stoffe gelten laut Greenpeace als krebserregend, schädigen die Fortpflanzung oder die Leber. "Eltern werfen gern ein paar Kinderschuhe auf Milch und Butter in den Einkaufswagen. Doch die Discounter-Kleidung ist oft mit gefährlichen Chemikalien belastet. Wir fordern Aldi, Lidl, Rewe und Tchibo auf, giftfrei produzierte Kleidung zu verkaufen," erklärte Kirsten Brodde, Textilexpertin von Greenpeace, am Donnerstag.

Keine unmittelbare Gefahr für die Gesundheit der Kinder

Wichtig dabei: Auch Greenpeace behauptet nicht, dass das Tragen der Kleidung unmittelbar die Gesundheit schädige. Die Umweltorganisation beklagt aber, dass die Chemikalien über Produkte und Fabriken in Umwelt und Nahrungskette gelangten. In China seien bereits zwei Drittel der Gewässer mit schädlichen Chemikalien verschmutzt.

Auch interessant

Laut der Untersuchung waren Schuhe von allen Produkten am höchsten belastet. In Deutschland enthielten die Kinderschuhe von Aldi-Süd (Booties "Alive") und Aldi-Nord ("walkx kids") über 190 Milligramm Dimethylformamid pro Kilo. DMF gilt als fortpflanzungsgefährdend, akut toxisch und gesundheitsschädlich bei Hautkontakt. Das Umweltbundesamt (UBA) empfiehlt Höchstwerte von 10 Milligramm pro Kilo, da sich die Substanz aus dem Material lösen kann.

Wenn die Schuhe schon stechend riechen, ist das ein schlechtes Zeichen

Die meisten Schuhe wiesen einen stechenden Geruch auf, laut Greenpeace ein Hinweis auf 2-Phenyl-2-propanol (2PP) oder Acetophenon. Diese Substanzen könnten Allergien auslösen, Haut und Augen reizen. Sieben von 14 Kinderschuhen hätten 2PP oberhalb des Vergleichswerts von 10 mg/kg enthalten. Alle drei getesteten Lidl-Kinderschuhe hätten diesen Wert überschritten.

Die Kinder-Gummistiefel von Tchibo waren laut Greenpeace am stärksten mit dem potenziell krebserregenden Naphthalin aus der Gruppe der Polyzyklischen Aromatischen Kohlenwasserstoffe (PAK) belastet (2,2 mg/kg). Ab Ende 2015 dürfen Kinderprodukte mit Hautkontakt, die über 0,5 mg/kg krebserregende Substanzen aus der PAK-Gruppe enthalten, nicht mehr verkauft werden.

Aldi, Lidl und Tchibo zählen zu den Top 10 der deutschen Modehändler

Greenpeace verbindet die Studie mit einem Appell an die Händler. Aldi, Lidl und Tchibo gehören mit einem Jahresumsatz von je etwa einer Milliarde Euro zu den zehn größten deutschen Textilhändlern. "Das Nebenbei-Geschäft der Discounter mit bedenklicher Billigkleidung boomt. Aldi, Lidl und Tchibo müssen ihre Marktmacht nutzen, um saubere Produktionsstandards durchsetzen," sagt Greenpeace-Expertin Brodde. (we)