Düsseldorf. . Immer wiederkehrende Nachrichten über Giftstoffe in Textilien und der Einsturz einer Textil-Fabrik in Bangladesch mit mehr als 1000 Toten bereiten Öko-Anbietern große Zuwächse. Marktführer Hessnatur will mit seiner neuen Filiale am Düsseldorfer Carlsplatz nun den NRW-Markt aufrollen.
Saubere Kleidung liegt im Trend. Das ist kein Slogan der Waschpulver-Hersteller, sondern das wachsende Bewusstsein der Verbraucher für Kleidungsstücke, die ohne Schadstoffe und dafür mit sozialen Standards produziert wird. Von dem Boom profitiert der Weltmarktführer Hessnatur, der mit seiner neuen Düsseldorfer Filiale nun auch den NRW-Markt aufrollen will.
Immer wiederkehrende Nachrichten über Giftstoffe in Kleidung und Leder, die grausamen Bilder von der eingestürzten Textilfabrik in Bangladesch und die Hungerlöhne für Näherinnen in Asien haben die Debatte über „nachhaltige Textilien“ befördert. „Seit 2009 beobachten wir ein Umsatzwachstum unserer Mitgliedsfirmen um zehn bis 14 Prozent pro Jahr“, sagt Heike Scheuer vom Internationalen Verband der Naturtextilhersteller, in dem 120 mittelständische Firmen zusammengeschlossen sind. „Nachhaltige Kleidung wird zunehmend ein wirtschaftlicher Faktor.“
Hessnatur eröffnete in Düsseldorf
Der Trend zu Bio-Baumwolle und Textilien aus zertifizierten Betrieben beflügelt auch den Anbieter Hessnatur. Nach Angaben von Geschäftsführer Marc Sommer verfügt das Unternehmen aus Butzbach inzwischen über eine Million Kunden in Deutschland, Österreich und der Schweiz, die per Katalog und im Online-Shop bestellen. Neben Läden am Firmensitz, in Hamburg, München und Frankfurt ist Hessnatur, das zum Schweizer Finanzinvestor Capvis gehört, nun auch in Düsseldorf vertreten. Der Umsatz liegt bei 70 Millionen Euro.
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„Das Thema nachhaltige Kleidung wird immer präsenter. Es bewegt sich von der Nische ins breite Bewusstsein“, sagt Sommer. Für die wachsende Akzeptanz sorgt auch, dass Öko-Mode längst mich mehr an Jutesäcke in Erdfarben erinnert. Der Geschäftsführer: „Wir wollen ökologische Mode mehrheitsfähig machen und chice Mode anbieten, die den Geschmack noch mehr Menschen trifft.“ Der Anspruch mache sich auch im Düsseldorfer Laden bemerkbar: „Wir zeigen unsere Wurzeln , haben aber keinen Reformhaus-Charakter.“
Bienenwachs statt Chemikalien
Hessnatur beschäftigt derzeit 348 Mitarbeiter, die sich um Design, Schnitte, Auslieferung und Verkauf kümmern. Produzieren lässt das Unternehmen in der Türkei, in Portugal, Südamerika und im Baltikum. Bioseiden- und Kaschmir-Produkte, die nach Sommers Angaben zehn bis zwölf Prozent des Sortiments ausmachen, kommen aus China.
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Bei der Produktion setzt Hessnatur auf schonende Techologien: Outdoorjacken werden durch Bienenwachs und nicht durch Chemikalien wasserdicht. Bei der Jeans-Bleichung kommen keine gesundheitsgefährdenden Sandstrahlen zum Einsatz sondern Laser. Neben Biobaumwolle setzt Hessnatur auf Wolle von Rhön-Schafen, den Yaks aus der Mongolei und Alpakas aus Peru.
Aus statistischen Auswertungen weiß Sommer, dass seine Kundschaft überdurchschnittlich gebildet ist. „Es sind größtenteils Frauen um die 40 Jahre. 80 Prozent haben Abitur, zwei Drittel einen Hochschulabschluss“, so der Geschäftsführer, der von einem „mittleren Preissegment“ spricht, das Hessnatur anbiete.
Aktuell beschäftigt sich Sommer damit, seine Produkte auch in Läden großer Handelsketten zu verkaufen, die allmählich auf den Zug mit nachhaltiger Kleidung aufspringen. Der Düsseldorfer C&A-Konzern etwa hat seinen Biobaumwollanteil an der gesamten Baumwoll-Kollektion nach eigenen Angaben auf 38 Prozent gesteigert. Das waren 110 Millionen Teile im vergangenen Jahr. Bis 2020 will C&A ganz auf Biobaumwolle umgestellt haben.
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Hohe Nachfrage nach Biobaumwolle
Dabei stößt der Modekonzern aber offenbar bereits an Grenzen, denn nur ein Prozent der Baumwolle werde auf dem Weltmarkt nachhaltig erzeugt. „Wir befinden uns jetzt an einem kritischen Punkt, an dem die Nachfrage nach Biobaumwolle das Angebot überholt. Die damit verbundene Unsicherheit über die Verfügbarkeit droht langfristige Investitionen in Biobaumwolle zu gefährden“, sagt C&A-Sprecher Thorsten Rolfes.
Da es keine staatliche Bewertung und auch keine einheitliche Definition für saubere Kleidung gibt, empfehlen Experten, auf Siegel wie GOTS und IVN zu achten. Das Fairtrade-Siegel garantiert, dass die Baumwolle fair gehandelt ist. Nicht immer stammen die Produkte allerdings aus Bio-Anbau. Wegen dieser Unsicherheiten rät Expertin Heike Scheuer allen Verbrauchern: „Fragen, fragen, fragen.“