Berlin/Hagen. Viele Bankkunden sind offenbar weiterhin nicht mit der Beratung über Finanzprodukte zufrieden. Mehr als 16.000 Beschwerden gingen seit Ende 2012 bei der Finanzaufsicht Bafin ein. Die Grünen fordern deshalb, dass Geldinstitute bei schlechter Beratung mit Bußgeldern belegt werden.

Tausende Bankkunden in Deutschland fühlen sich offenbar schlecht beraten. Seit Einführung neuer Vorgaben im November 2012 registrierte die Finanzaufsicht Bafin mittlerweile 16 274 Meldungen beim sogenannten „Mitarbeiter- und Beschwerderegister“. Das geht aus einer Antwort des Finanzministeriums auf eine Anfrage des Grünen-Abgeordneten Cem Özdemir hervor, die dieser Zeitung vorliegt.

In dem Melderegister sind die Namen aller Bankberater in Deutschland sowie die ihrer Vorgesetzten aufgelistet, insgesamt mehr als 180 000 Beschäftigte. Die Banken müssen – unabhängig von ihrer Stichhaltigkeit – sämtliche Kundenbeschwerden an die Bafin weiterleiten. Die Aufseher ordnen die Beschwerden den einzelnen Beratern und Filialen zu, um eingreifen zu können, wenn sich Beschwerden häufen.

Gründe für Beschwerden sind vielfältig

Die Zahl der Beschwerden blieb zuletzt mehr oder weniger konstant. Zum Vergleich: Bis zum Ende des dritten Quartals 2013 gingen 9556 Beschwerden von Privatanlegern zur Anlageberatung ein. Die Gründe für Beschwerden können vielfältig sein – von Unzufriedenheit darüber, dass sich das Depot nicht wie versprochen entwickelt bis zu Falschinformationen bei der Beratung. Die Bafin kann Verwarnungen und Bußgelder aussprechen. Im Extremfall droht den Beratern gar ein Berufsverbot von bis zu zwei Jahren. Laut Bundesregierung ist aber bisher von allen Sanktionsmöglichkeiten kein Gebrauch gemacht worden.

„Ohne ein staatliches Durchgreifen mit Bußgeldern werden Kunden auch weiterhin schlechte und unpassende Finanzprodukte angedreht“, sagt Bärbel Höhn, Grünen-Verbraucherpolitikerin aus Oberhausen. „Immer deutlicher wird, dass die nach der Finanzkrise ergriffenen Maßnahmen wenig bringen, um Bankkunden vor schlechter Beratung und schlechten Produkten zu schützen.“ Das Beschwerderegister existiere jetzt schon seit fast zwei Jahren. „Außer frommen Gesprächen zwischen Aufsichtsbehörden und Vertriebsverantwortlichen in den Banken gibt es scheinbar keinen Effekt“, kritisierte Höhn. Sie sprach sich auch für „staatliche Testkäufer“ bei Banken und Versicherungen aus.