Berlin. . Sparer haben derzeit wenig zu lachen. Wegen der anhaltenden Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank sind die Zinsen für Sparguthaben so niedrig wie noch nie. “Das Sparbuch ist reale Geldvernichtung“, sagt Peter Weißenberg vom Verbraucherportal biallo.de. Doch es gibt Alternativen.

Sparer haben derzeit wenig zu lachen. Wegen der anhaltenden Krisenpolitik der Europäischen Zentralbank (EZB) sind die Zinsen für Sparguthaben so niedrig wie noch nie. „Mehrere große Sparkassen zahlen ihren Kunden fürs Sparbuch nur noch 0,05 Prozent an Zinsen“, hat die FMH Finanzberatung in einer bundesweiten Erhebung beobachtet: „Unglaublich, aber wahr“. Sparer, die 10.000 Euro auf ihrem Sparbuch liegen haben, bekommen somit nur noch mickrige fünf Euro pro Jahr gutgeschrieben

Den Vogel hat laut FMH jedoch die Stadtsparkasse Augsburg abgeschossen: Sie schreibt ihren Kunden nur noch 0,01 Prozent gut – für ein Guthaben von 10.000 Euro bekommt man am Jahresende also genau einen Euro überwiesen.

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„Das Sparbuch ist reale Geldvernichtung“, sagt Peter Weißenberg, Chefredakteur beim Verbraucherportal Biallo.de. Nach Berechnungen des Portals liegen die Zinsen für Sparbücher derzeit im Schnitt bei deutlich unter 0,5 Prozent. Die PSD Bank Rhein Ruhr etwa zahlt 0,4 Prozent (ab 5000 Euro), die Sparkasse Essen 0,2 Prozent. Mit den meisten Angeboten können Sparer so nicht einmal die Geldentwertung stoppen. Die Inflationsrate notiert aktuell bei rund einem Prozent. Besonders wenig zahlen die Sparkassen. Das ist umso ärgerlicher, als gerade dort traditionell viele ältere Menschen ihre Ersparnisse anlegen. Insgesamt horten die Deutschen ungeachtet der niedrigen Verzinsung noch immer Hunderte Milliarden Euro auf Sparbüchern.

"Das Sparbuch ist reale Geldvernichtung"

Für Biallo-Experte Weißenberg gibt es jedoch keinen vernünftigen Grund dafür. Denn auch in Zeiten historisch niedriger Leitzinsen finden sich Alternativen. Damit wird man natürlich auch nicht reich – mit der richtigen Auswahl kann man aber durchaus die Inflation schlagen.

So zahlen derzeit die Bank11 (1,5 Prozent), die Merkur Bank (1,3 Prozent) und die Gefa Bank (1,0 Prozent) die höchsten Zinsen auf Sparbuch-Guthaben. Aber: „Das sind meist gar keine klassischen Sparbücher mehr“, sagt Weißenberg. Schließlich werden sie oft online geführt. Als pädagogisches Instrument, mit dem Kinder und Jugendliche an das Thema Finanzen herangeführt werden, eignen sie sich deshalb weniger.

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Das ist heute nach Einschätzung von Experten aber eigentlich der einzige Grund, überhaupt noch Geld auf einem Sparbuch anzulegen. Denn das klassische Sparbuch habe im Grunde nur Nachteile, meint Weißenberg. Auch wenn es einen guten Ruf hat und als besonders sicher gelte, biete das Sparbuch nicht mehr Sicherheit als zum Beispiel Tages- oder Festgelder, die genauso von der Einlagensicherung oder der Institutshaftung bei Sparkassen erfasst sind. Und schließlich kann man von einem Sparbuch nur 2000 bis höchstens 3000 Euro sofort abheben. Will man an sein ganzes Geld ran, muss man eine Kündigungsfrist von drei Monaten einhalten – oder einen weiteren Zinsabschlag in Kauf nehmen.

Bei größeren Summen lohnt sich dieser Aufwand

Für den „Notgroschen“ – Experten empfehlen drei Monatsgehälter – eignet sich das Sparbuch deshalb auch nicht. Hier sind Tagesgelder wegen der täglichen Verfügbarkeit der Einlagen überlegen. Die besten Institute zahlen derzeit zwischen 1,3 und 1,4 Prozent Zinsen – immerhin genug, um nach Abzug der Inflation noch ein paar Euro mehr Kaufkraft übrig zu haben. Oft sind die Angebote aber auf Neukunden beschränkt. Ein Vorteil: Manche Banken garantieren attraktive Renditen zumindest für drei bis vier Monate. Das gibt es bei Sparbüchern in der Regel auch nicht.

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Zumindest bei größeren Summen lohnt sich der Aufwand, ein zusätzliches Tagesgeldkonto bei einem anderen Institut als der Hausbank zu eröffnen. Bei einem Anlagebetrag von 50.000 Euro springen mit einem Zinssatz von 1,4 Prozent immerhin 700 Euro im Jahr raus. Wer länger auf sein Geld verzichten kann, sollte auch Festgelder in Betracht ziehen. Bei längeren Laufzeiten von drei Jahren sind derzeit etwas mehr als zwei Prozent drin. Weißenberg rät jedoch, nicht alle Ersparnisse mit der gleichen Laufzeit anzulegen, sondern die Laufzeiten lieber zu staffeln. So könne man seine Ersparnisse etwa auf ein, zwei und drei Jahre laufende Festgeldkonten verteilen. Der Vorteil: Man wird über die Jahre immer wieder flüssig und kann bei einer Zinswende sein Geld Stück für Stück zu attraktiveren Zinsen anlegen.